CD-REVIEW: Sarah Lesch – Da draussen

CD-REVIEW: Sarah Lesch – Da draussen Scharfsinnige Beobachtungspoesie Ein Gastbeitrag von Astrid Listner

„Da draussen" ist nach „Schmutzige Küche" und „Musen und Matrosen" das dritte Album der Liedermacherin Sarah Lesch. Es ist ein poetisch-romantisches, intuitives und vielseitiges musikalisches Statement - direkt, mit einem Hauch Sarkasmus, in der Inszenierung scharfsinnig, mitteilungsbedürftig, dabei aber nicht altklug, ein wenig weltfremd und scharf beobachtet.

Die wilden Dreadlocks legen sich auf dem Cover um ihren Mund. Aber ihre wortreichen und deutlichen Zeilen zeigen, dass sie, im Gegenteil, viel zu sagen hat und kein Blatt oder sonstiges vor den Mund nimmt. Auch die Scheu vieler Musikschaffender, politische Themen zu besingen, kennt sie nicht. Dennoch ist sie vorsichtiger geworden, nachdem verschiedene politische Gruppierungen in der Vergangenheit versucht haben, Lieder wie „Testament" für ihre Zwecke zu vereinnahmen.

In der Musikkritik würde man ihren Textstil wohl als rotzig und rebellisch beschreiben, denn sie singt das, was sie denkt. Zu kurz gegriffen, denn Lesch liefert hier keinen einfachen Parolengesang. Es sind offenherzige Statements zu Themen wie Freiheit, Wahrheit und Verantwortung im Handeln wie im Eröffnungssong „Da draussen": „Wer schreit kann nicht gleichzeitig denken." Klar und direkt äußert sie ihren Unmut über Menschen, die Toleranz predigen, denen aber nichts an einem toleranten Umgang mit anderen liegt.

Auch heimatbezogen und bodenständig klingt sie, mit dem Bewusstsein für die eigenen Wurzeln, wie man in „Adieu" hört. Viel Charme beweist sie mit der Liebeserklärung „Lieblingsbeatle". Und fern ab des Mainstreams gönnt sie sich mit „eine Geschichte vom Pferd" einen fast neunminütigen Song. Konventionen überdenken und brechen - so sind ihre Texte, so ist ihr musikalisches Repertoire. Exemplarisch dafür auch das jazz-balladeske „Tete a Tete", eine Pop-Rock-Jazz-Blues-Komposition mit schönen Akustikgitarrensound.

Mit diesem Album scheint Lesch nun bei ihrem musikalischen Handwerk und dem Einsatz deren Wirkung angekommen. Eine immerwährende Ambivalenz durchzieht das Album in Text und Musik. Das zeigt auch die besondere Aufnahmeart des Songs „September", im Zeitalter des hygienesauber klingenden Studioprodukts cool und befremdlich zugleich.

Mit einem Mix von Klezmermusik, Country-Folk, Polka, Reggae und Chanson und unbändiger Instrumentenvielfalt kreiert die Liedermacherin charmante Akustik-Chansons zum Nach- und Weiterdenken. Mit diesem Album öffnet sich ihr der Aufstieg in den Kreis der wichtigsten deutschen Songwriterinnen.

Albuminfos Sarah Lesch - Da draussen

CD-REVIEW: Sarah Lesch – Da draussenKünstler: Sarah Lesch
Albumname: Da draussen
VÖ: 11.08.2017
Label: Kick The Flame
sarahlesch.de

Fotos: Markus Mlynek und Promo

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