Der Eindruck täuscht: Auch wenn Nobody Knows auf ihrem Bandfoto aussehen, als kämen sie frisch aus irgendeiner Florian-Silbereisen-Schmiede, sind sie in Wahrheit eine Band mit Kreativität und Haltung.
„Urbane Camouflage" ist bereits das 13. Album in 15 Jahren Bandgeschichte - ein irres Tempo. Trotzdem haben sie zu den aktuellen Themen viel zu sagen.
Zuerst fallen aber die Liebeslieder auf. Keine Liebeslieder an angebetete Menschen, sondern Liebeslieder an Cola und Fleisch. „Milch gehört nur in junge Menschen hinein", heißt es in Verehrung der braunen Brause. Später wird sich dann über Biofleisch lustig gemacht - provokant und wortgewandt.
Das wichtigste Lied auf „Urbane Camouflage" ist allerdings das „Bürgerlied". Nobody Knows prangern darin den Fremdenhass und die „Ich habe ja nichts gegen..., aber"-Kultur an. Klare Kante und klare Haltung, das tut gut in diesen Tagen.
Ihren Sound beschreiben die fünf Musiker aus Stendal selbst als Mischung aus Polka, Folk, Singer/Songwriter und Weltmusik. „Pluralismus auf allen Ebenen", wie es im Pressetext dazu heißt.
Trotzdem bietet das Album auch etwas leichtere Kost, wenn beispielsweise mit Klugscheißern abgerechnet („Wat wa wolln") oder die Teenie-Zeit reflektiert wird („Postpubertäres Geigenspiel"). Eine schicke Glosse über Diskriminierung gibt es obendrauf („Political Correctless").
Ganz am Schluss steht dann die Gesellschaftskritik. „Pack das Handy doch mal ein, denn ohne könnts viel schöner sein", so der unmissverständliche Tipp, der nicht nur an das Konzertpublikum gerichtet ist. Auch die TV-Serie „The Big Bang Theory" findet ihren Einzug in den Songtext, anschließend sogar Louis de Funès. Nach Hashtag-Aufregung folgt der verheißungsvolle Satz „Wir haben noch lange nicht genug". Denn schließlich gilt es für Nobody Knows, das hohe Tempo zu halten.
Albuminfos
Albumname: Urbane Camouflage
VÖ: 01.07.2016
Label: Prosodia
nobodyknows.de
Fotos: Birgit Krause und Promo