CD-REVIEW: Garbage – Strange Little Birds

Von Bleistiftrockerde

„Roh und emotional"

Garbage lassen sich mit der Veröffentlichung neuer Alben gerne Zeit. Viel Zeit. Seit 23 Jahren gibt es die Band (inklusive einer Trennungsphase von mehreren Jahren) nun, was den Vierer aus Madison nicht davon abhielt, in dieser gerade einmal sechs Alben zu veröffentlichen. Das neueste davon, „Strange Little Birds", ist nun erschienen.

Und auch das neue Werk ist alles andere als ein Schnellschuss: Schon im Frühling 2013 versammelten sich die vier Musiker in Los Angeles, um im Keller von Schlagzeuger Butch Vig mit der Arbeit zu beginnen. Über drei Jahre später gibt es neue Musik in der alten Düsterness.

Für gute Laune waren Garbage noch nie zuständig - und das ändert sich auch auf dem neuen Album nicht. Allerdings sind die ersten Tracks insgesamt doch etwas zu zahm, besonders musikalisch fehlt etwas. So bricht „Blackout" zwischendurch immerhin mal aus und Shirley Manson brilliert mit ihrem so typisch-düsteren Gesang, aber ausgerechnet dieses Stück ist mit über sechs Minuten zu langatmig geraten.

Wenn man sich schon fast damit abgefunden hat, ein eher unterdurchschnittliches Garbage-Album in den Händen zu halten, zaubert der Vierer „Night Drive Loneliness" aus dem Hut. Es ist spannungsgeladen und fängt die Zerrissenheit, die bei Garbage so oft Thema ist, stark ein.

Mystisch und traurig zugleich ist „Even Though Our Love Is Doomed", ebenfalls einer der besseren Songs des Albums. „Don't want to be dead to live, don't want to be dulled to extinction, don't want to be lost in dreams, don't want to be sleepwalking" - da kann man verstehen, dass die Band selbst die Texte ihres neues Albums als "roh und emotional" bezeichnet.

Es sei das romantischste Album, das Garbage je gemacht hätten, sagte Shirley Manson vor der Veröffentlichung. Diese Romantik hindert sie allerdings manchmal daran, genug Gas zu geben, um die Songs besonders zu machen.

Kurz vor Schluss hat „Strange Little Birds" noch zwei vielversprechende Songs zu bieten: „So We Can Stay Alive" und „Amends" sind beide über sechs Minuten lang und haben dieses Schema, das Garbage auszeichnet: Erst spielen sich abwechselnd die Gitarre und Mansons Gesang in den Vordergrund, bevor der Refrain zuschnappt und beide vereint. Immerhin. Aber da hat man in den vergangenen Jahrzehnten schon besseres von Garbage gehört.

Künstler: Garbage
Albumname: Strange Little Birds
VÖ: 10.06.2016
Label: PIAS
garbage.com

Fotos: Joseph Cultice und PIAS