„Ich bin weicher als weich, ich bin stumm." Der Ringer schreiben solche Zeilen und bezeichnen sich selbst als melancholische Cyber-Postpunks. Und dennoch (oder gerade deshalb) ist ihr Debütalbum außerordentlich gelungen.
Mit „Orbit" haben die fünf Hamburger einen gewollt krummen Einstieg gewählt, denn die Musik ist alles andere als harmonisch. Dazu eine Stimme, die durch den Computer-Fleischwolf gedreht wurde. Schnell wird klar: „Soft Kill" ist keine leichte Kost.
Dafür sind Der Ringer extrem mitreißend - ähnlich wie auf ihrer Kollaboration mit den Buddies von Isolation Berlin auf der EP „Ich gehör nur mir allein" im vergangenen Jahr.
„Für dich bin ich nicht da", beklagt der Fünfer zu Synthie-Klängen auf „Apparat". Sollte es auf „Morton Morbid" anschließend wirklich um a-ha-Sänger Morten Harket gehen, wie der Pressetext geheimnisvoll nahelegt, müssten sie sich aber zumindest den Vorwurf der falschen Schreibweise gefallen lassen.
Musikalisch werden Der Ringer nur einmal so richtig kämpferisch: „Knochenbrecher" heißt der Song dazu, der mit der Zeile „Ich bemühe mich bis der letzte meiner Knochen bricht" aber auch nicht alle Selbstzweifel abschütteln kann.
Der Ringer haben zwischenzeitlich winterliche Todesfantasien („Frost") und fühlen sich wie ein abgestoßenes Teilchen in der Biologie („Mikroskop"). Das alles ist bedrückend, eigenständig und bemerkenswert stark für ein Debütalbum einer so jungen Band.
„Violence" endet mit einem markerschütternden Schrei aus der Ferne, der Traum der ewigen Jugend wird auf „Ohnmacht" anschließend konterkariert: „Ich will doch nur erwachsen sein."
Entfernte Ähnlichkeiten zu Joy Division und Frank Ocean werden der Band angedichtet, die zu Isolation Berlin ist ohnehin vorhanden. Der Ringer werden sich mit diesem Debütalbum aber vor allem selbst einen Namen machen.
Albuminfos Der Ringer - Soft Kill
Künstler: Der Ringer
Albumname: Soft Kill
VÖ: 27.01.2017
Label: Staatsakt
der-ringer.com
Fotos: Markus Alexander Voigt und Promo