CD-REVIEW: Bernd Begemann – Die Stadt und das Mädchen

Von Bleistiftrockerde
Zwischen Ironie und Ernsthaftigkeit

Da ist er wieder, der Grandseigneur des deutschen Indie-Pop. Nach dem 28-Songs-Monstrum „Eine kurze Liste mit Forderungen" besinnt sich Bernd Begemann wieder auf normale Albumlänge.

Ansonsten ist bei dem 55-Jährigen aber natürlich nichts normal. Mit Kai Dorenkamp hat er sich für das neue Album „Die Stadt und das Mädchen" Klavierbegleitung geholt. Und er verzichtet auf weitere pompöse musikalische Arrangements.

Wie der Titel bereits vermuten lässt, geht es um das Leben einer jungen Frau - Aufbrechen, Weggehen, Fremdsein, Alleinsein, Neuanfangen.

Die Provinz-Geschichte beginnt mit dem Stück „Weg aus dem Tal und nach München". Anschließend schafft es Bernd Begemann als begnadeter Geschichtenerzähler, der er nun mal ist, auf dem schmalen Grad zwischen Ironisierung („Was macht Miss Juni im Dezember?"), starken Beobachtungen („Teil der lebendigen Stadtteilkultur") und Ernsthaftigkeit („Die Nacht vor der Abtreibung") zu wandeln.

Dazu kommen die typischen Begemann-Punchlines, allen voran „Vielleicht hatten deine Eltern Recht" - wohl so ziemlich der fieseste Satz, mit dem ein junger Mensch sein eigenes Scheitern eingestehen kann.

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger ist „Die Stadt und das Mädchen" ein dichtes, logisch aufgebautes Werk, mit dem Bernd Begemann einmal mehr seine Qualität unter Beweis stellt.

Als er kürzlich im ZDF-Morgenmagazin mit seiner Single über Miss Juni auftrat, waren im Hintergrund viele erstaunte und ungläubige Gesichter im Moma-Café zu sehen, wo man doch eher andere musikalische Gäste gewohnt ist. Aber diese Begemann-Erleuchtung sollten eindeutig noch deutlich mehr Menschen haben - im besten Fall mit diesem Album.

Albuminfos Bernd Begemann - Die Stadt und das Mädchen

Künstler: Bernd Begemann
Albumname: Die Stadt und das Mädchen
VÖ: 19.01.2018
Label: Popup Records
bernd-begemann.de

Fotos: Andreas Hornoff und Promo

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