CD-REVIEW: Bad Religion – Age Of Unreason

Dagegen sein muss tanzbar bleiben und am Ende wird (vielleicht!) doch noch alles gut, wenn man nicht seinen Kopf verliert. So lässt sich das 17. Album von Bad Religion vielleicht noch am ehesten beschreiben.

CD-REVIEW: Bad Religion – Age Of Unreason

Lange hat die US-Punkband, die man auf breiter Ebene am ehesten mit politischen Statements verbindet, die Klappe gehalten. Um genau zu sein sechs Jahre seit dem letzten Album "True North", das zwar seine Momente hatte, im Großen und Ganzen aber war, was Bad Religion eben immer waren - nämlich Bad Religion. Sowieso ein Problem, mit dem die Motörhead des Punkrock auch auf der neuen Veröffentlichung "Age of Unreason" zu kämpfen haben, das sie aber ganz praktisch lösen - denn es gibt wieder etwas, gegen das man mit glühendem Herzen sein kann und das kommt einfach ehrlicher rüber als die Alben in der Obama-Ära (im Falle von Bad Religion waren das übrigens gleich drei).

Misst man die Qualität von Punk-Alben daran, wer gerade im Weißen Haus sitzt, ist das aber auch ein denkbar einfacher Job: Ein den Klimawandel leugnender Präsident, der auf Twitter um sich schlägt wie ein wütendes Kind und das in einer Sprache, die man eher in der Eckkneipe als auf dem internationalen Polit-Parkett vermuten würde, bietet genau den Boden, auf dem großartiges Kontra gedeihen kann. Ohne Ronald Reagan hätte der US-Hardcore niemals sein volles Potential entfalten können, ohne Trump hätten Bad Religion ein weiteres Album gemacht, das eben ein weiteres Bad-Religion-Album gewesen wäre.

So wiederum mangelt es nicht an deutlichen Worten: Das "Zeitalter der Unvernunft", eine Anspielung auf Thomas Paine, haut dem Hörer ab Sekunde Eins um die Ohren, was gerade alles schief läuft, behandelt den unzweifelhaft stattfindenden Verlust des kollektiven Verstandes in einer Ära, in der Populisten die Themen setzen und der Verlust jeder vernünftigen Debatte nicht nur droht, sondern längst eingetreten ist. Wer glaubt, das sei nur auf die USA anzulegen, hat lange keine Zeitung mehr aufgeschlagen.

Und dennoch bleibt es tanzbar. Der typisch mehrstimmigen, hymnischen Refrains ("Oooooooooh-aaaaaaaah") sind natürlich auch auf Album Nummer 17 am Start und wenn wir schon vor die Hunde gehen, dann doch bitte in einer ordentlichen Feier und möglichst melodisch - und in unter drei Minuten, dem Credo bleibt man dann ja doch treu. Das zündet von Hamburg bis Heimbuchenthal. Stumpf können andere besser, Bad Religion bleiben die Typen, bei denen es auch immer noch musikalisch einen gewissen Anspruch hatte. Der stagniert auf hohem Niveau wie eingangs erwähnt nun auch nicht erst seit gestern oder vorgestern, aber es geht halt immer noch ins Ohr. Dass die Band das nach 37 Jahren (ja, wir sind alte Punks geworden) noch nicht verlernt hat, muss man auf der Haben-Seite verbuchen.

Nicht den Verstand verlieren, "Don't lose your head", ist vielleicht der schönste Mutmacher der Platte, zu finden im Song "Lose Your Head", der dann doch bitte nicht als Aufforderung verstanden werden möchte. Es kommen wieder bessere Zeiten, versprochen. Vielleicht auch welche, in denen die Hälfte einer Bad-Religion-Platte nicht aus Füllmaterial besteht und jeder Song so zündet, wie es "End Of History", "My Sanity" und "Chaos From Within" tun. Bis es soweit ist, bleibt die Band eine Begleitung, die zwar auch nichts elementar Neues beizutragen hat, aber um deren Beistand man in dunklen Tagen wie diesen einfach froh ist.

Albuminfos Bad Religion - Age Of Unreason

CD-REVIEW: Bad Religion – Age Of UnreasonKünstler: Bad Religion
Albumname: Age Of Unreason
VÖ: 03.05.2019
Label: Epitaph Europe / Indigo
badreligion.com

Fotos: Promo

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