Catherine: Full Body für die PlayStation 4 im Review: Sokoban in der Quarter-Life Crisis

Catherine: Full Body für die PlayStation 4 im Review:  Sokoban in der Quarter-Life Crisis „Die Ehe ist eine gegenseitige Freiheitsberaubung in beiderseitigem Einvernehmen." Oscar Wilde

Der Mann in der Quarter-Life Crisis ist seit den späten 90ern ein ebenso gängiger popkultureller Archetyp, wie zuvor der Mythos vom Altherrentum in der Sinnkrise und markiert konkret die Selbstzweifel und Bindungsängste der Endzwanziger bis Anfang Dreißiger. Nicht zuletzt rückte dieser Typus Mensch vor allem mit der Generation X in den Blickpunkt des Kunst- und Kulturbetriebes. Bereits 2011 beackerten ATLUS mit dem Mystery-Puzzler Catherine jene thematische Nische und landeten mit dem Mix aus vertikal angeordnetem Sokoban Gameplay und Alltagssimulation mit der ATLUS-typischen Dosis Mystery, einen Überraschungshit. Nach dem PC-Port Catherine Classic, der im Januar auf Steam erschien, gibt es nun folgerichtig seit dem 3. September 2019 eine rundum erweiterte Fassung namens Catherine: Full Body, exklusiv für Playstation 4 (die Vita-Version blieb ausschließlich Japan vorbehalten). Können neue Handlungsstränge- Zwischensequenzen und Modi - sowie eine dezent aufgehübschte Optik darüber hinwegtäuschen, dass der Titel mittlerweile immerhin knapp 7 Jahre auf dem Buckel hat? Das gilt es in dieser Besprechung herauszufinden.

DAS VERLORENE SCHAF Catherine: Full Body für die PlayStation 4 im Review:  Sokoban in der Quarter-Life Crisis

Vincent Brooks ist ein 32-jähriger Anwendungsentwickler, Gewohnheitsslacker und Bilderbuch-Junggeselle, der seit dem Studium in einer langjährigen Beziehung mit seiner Angebeteten Katherine McBride steckt. Als die resolute bessere Hälfte ihm eines Tages mehr oder minder unmissverständlich klarmacht, dass sie durchaus bestrebt ist, den Bund fürs Leben einzugehen, dass er sein Leben entsprechend auf die Kette bekommen soll und dass eventuell sogar ein Braten in der Röhre stecken könnte, bricht für den zwar einfühlsamen, aber notorisch verantwortungslosen Vincent eine halbe Welt zusammen. Seine Sorgen ertränkt er Nacht für Nacht in der Pizza-Kneipe „The Stray Sheep" im Alkohol. Dort trifft er auch regelmäßig auf seine beziehungstechnisch ebenfalls eher trägen bis unerfahrenen Kollegen Tobi, Orlando und Jonny sowie die Kellnerin und Transperson Erica Anderson. Nach einer durchzechten Nacht und einem herben Filmriss wacht Vincent in seinem Apartment mit der scheinbar blutjungen, verführerischen Catherine an seiner Seite auf. Er gerät in Panik, da er offenkundig seine schwangere Freundin betrogen haben muss, kann sich ab diesem Zeitpunkt aber auch nur schwer von der mysteriös-freizügigen Schönheit lösen. Er schlittert regelrecht in eine verhängnisvolle Affäre.

Fortan scheint sich Vincents persönlicher Alptraum zwischen Bindungsparanoia und Junggesellen-Eskapismus in einem Turm zu manifestieren, den es allnächtlich zu überwinden gilt. Erschwerend kommt hinzu, dass eine Reihe von mysteriösen Todesfällen um sich greift, bei der offenbar primär männliche Fremdgeher betroffen sind. Die Gerüchteküche brodelt, man spricht hinter vorgehaltener Hand vom „Weiblichen Zorn".

ATLUS haben sich bereits mit der Persona-Reihe als Experten für krudes und originelles Storytelling etabliert. Ähnlich wie bei den Shin Megami Tensei- und Trauma Center-Spielen vermengen ATLUS auch bei Catherine ein realistisch-geerdetes Szenario mit metaphysischen- übernatürlichen- philosophisch-religiös-okkulten Versatzstücken.

In Catherine bzw. Catherine: Full Body sind die beiden zentralen Spielmechaniken einerseits klar voneinander getrennt, wir haben die Alptraum-Puzzle-Stages auf der einen und den narrativen Adventure-Part auf der anderen Seite - das schöne ist, aber dass Inhalt- und Form sich hier bemerkenswert angenehm die Klinke in die Hand geben.

Besagter Adventure-Part atmet dann auch zweifelsohne die Luft eines Persona, was nicht zuletzt daran liegt, dass Team Persona-Director Katusura Hashino die Fäden bei der Entwicklung zog - Vincent kann innerhalb des Stray Sheep, in welchem er sich zwischen den Alptraum-Leveln aufhält, mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Charakteren individuell interagieren - Ähnlich wie bei Persona mit den Wochentagen- und Witterungsverhältnissen, tauchen auch hier NPCs je nach Uhrzeit in der Kneipe auf, oder machen sich entsprechend auf den Heimweg. Die Reaktionen auf deren Schicksale wirken sich mitunter auch auf eine „Moralitätsskala" aus, die maßgeblich bestimmend für das Spielende ist. Es gibt zusätzlich zu den acht Spielenden aus dem klassischen Catherine, fünf weitere: Zwei ergänzende alternative Enden für je Catherine und Katherine, aber auch drei vollkommen frische Enden für die neue Plot relevante Figur Rin (beziehungsweise Qatherine), auf die ich im Zuge dieser Besprechung noch näher eingehen werde.

Ob man nun den Sorgen ähnlich fehlgeleiteter Trunkenbolde lauscht, oder sein Konversationsgeschick im SMS- und MMS-Verkehr mittels der Auswahl verschiedener Dialogzweige unter Beweis stellt, die Devise lautet: Alles kann, nichts muss - und spiegelt sich subtil im Spielende wieder: Gibt man sich etwa dem hemmungslosen Suff hin, erfährt man nicht nur allerlei interessante Trivia zu den einzelnen alkoholischen Getränken, sondern ist im jeweils nächsten Alptraum auch noch deutlich zügiger unterwegs. In der Jukebox darf man naturgemäß die Hintergrundbeschallung der Kneipe wählen. Neben jazzigen Lounge-Nummern, gibt es auch hier wieder diverse Verneigungen vor der hauseigenen „Megami Tensei"-Reihe, deren Scores man sich erspielen und abspulen kann - hier sind natürlich auch mehr Optionen dazugekommen: So darf man sich z.B. über das Theme des ungemein populären Persona 5 aber auch einige Tracks aus den Tanzspiel-Ablegern freuen. Zu guter Letzt gibt es auch in Full Body erneut den Rapunzel-Arcadeautomaten, der in 8-Bit Manier die Spielweise der Alptraumlevels aufgreift, hier aber statt Zeitdruck auf eine limitierte Anzahl an Bewegungen setzt. 64 Stages gibt es - wie im Hauptspiel gibt es auch hier multiple Enden- und bis zu drei Credits pro Nacht darf man am Automaten verbraten.

Was ist erzählerisch neu in Catherine: Fullbody?

Neben den besagten neuen Enden, gibt es mit Rin einen neuen wichtigen Charakter, der bei Vincent für noch mehr Gefühlschaos sorgt und aus dem Bizarre Love Triangle ein Beziehungsquadrat macht. Rin ist ein zartfühliges und sanftes Ding, das von Vincent aufgegriffen wird, nachdem sie von einer scheinbar monströsen Entität verfolgt wird. Unter Amnesie leidend, nimmt sich Stray Sheep-Kellnerin Erica ihrer an und organisiert ihr nebst einer Wohnung, die an jene von Vincent angrenzt, auch einen Job als Bar-Pianistin. Doch ein Geheimnis umwittert sie, taucht sie allnächtlich doch auch in Vincents Träumen auf und beruhigt mit ihrem Klavierspiel die gequälten Seelen des Turmes.

Catherine: Full Body für die PlayStation 4 im Review:  Sokoban in der Quarter-Life Crisis

Rin ist ein schöner Kontrapunkt zur diabolischen Femme Fatale, die mit Catherine repräsentiert wird. Sowohl ihre Geschichte und die entsprechenden Zwischensequenzen wurde passend in den etablierten Plot Rahmen eingefügt und fühlen sich nicht an wie ein lieblos-kurzweiliger DLC-Zusatz - Auch die Gespräche mit den Kneipengästen und dem Wirt verweisen nun immer wieder auf sie. Ihr Finale wurde zwar relativ kontrovers aufgenommen, ist faktisch auch recht unglücklich geraten, aber im Kern empfinde ich die Storyline um die geheimnisvolle Rin doch recht einfühlsam geschrieben, weil sie eine vorher nur angedeutete Ambivalenz in Vincents Verhalten stärker ausarbeitet und kritisiert.

Auch Vincents- und Katherines Vergangenheit an der Uni wird nun in Form von Rückblenden deutlicher auserzählt und macht die Beziehung zwischen den beiden auf diese Weise greifbarer. Auf diese Weise gibt es einen kleinen cinematischen Ausbruch aus dem bislang sehr kammerartigen Setting, das auf wenige Locations beschränkt gewesen ist. Ansonsten hat Catherine nach wie vor ein Alleinstellungsmerkmal im Videospiel-Medium durch die mutige Herangehensweise an relevante Themen wie „Ehe" und „Bindungsängste", „Seitensprünge" und „Familie" - Das ist zweifelsohne keine psychologische Abhandlung und auch die Charakterzeichnung ist eher typisch japanisch: Man bedient definitiv bestimmte Archetypen- und Stereotype: Vincent, der zottelige Slacker; Orlando, der emotional verwundete Womanizer mit Fedora-Hütchen, Jonny, der wortkarge und intelligent-distanzierte Schönling und Tobi, der unbedarfte Jüngling: Beim anderen Geschlecht haben wir mit Katherine die resolute und dominante Freundin, und Catherine, die manipulative, verführerische Affäre. Die Geschlechterrollen sind hier also schon definitiv eher dezent rückständig und gleichen mehr einem Mario Barth-Joke als einer cleveren Abhandlung über das Beziehungswesen von Mann, Frau und Divers. Aber: Zugleich sind einige Dialoge dann doch bemerkenswert multidimensional und vielschichtig und lassen bei der Charakterzeichnung zwischen den Zeilen bemerkenswert viel Tiefe erkennen. Etwa in der Interaktion zwischen Vincent und Erica, die Vincents konservative Haltung hinsichtlich queerer Personen zeigt - womit er dann auch bloß Kind seiner Zeit ist: Schätzungsweise dürfte Catherine in der Mitte der 00er Jahre spielen, Vincent also ein Kind der 70er oder frühen 80er sein. Wie gesagt, die Anreicherung des Plots mit zusätzlichen Szenen und der Erweiterung der Handlung mit dem Nebenstrang um Rin, macht Full Body auch für Fans des Originals spielenswert.

Das Spielprinzip in den Alptraumstages ist weitgehend gleich zum Original geblieben - Immer noch gilt es, mit dem schafsköpfigen Vincent, lediglich im Schlüppi bekleidet, einen Turm zu erklimmen, indem man Blöcke so zusammenzieht, dass sie Plattformen nach oben hin bilden. Ein rettender Sockel mit Hebel als oberste Stufe markiert schließlich den Ausgang aus dem jeweiligen Alptraum. Die Blöcke lassen sich ziehen, verschieben und verbinden - Solange sie über die Kante miteinander verbunden sind, bedürfen sie auch keines Fundamentes, sondern können bar jeder Physik frei in der Luft schweben. Auf diese Weise gilt es also, von Ebene zu Ebene zu hüpfen. Es ist gewissermaßen eine dreidimensionale- vertikal ausgerichtete und auch sonst stark modifizierte Fassung des japanischen Puzzleklassikers Sokoban, das unzweifelhaft als Vorbild genommen worden ist. Die grundlegende Schwierigkeit ergibt sich aus dem Zeitdruck und der Hektik, mit dem das Ganze vonstattengeht. Denn die Zeit arbeitet unerbittlich gegen einen und der Turm droht nach und nach von unten zu abzubröckeln - Zunehmend gesellen sich zu den Standard-Blöcken weitere Elemente, die den Puls fix in die Höhe schnellen lassen - Zu den harmlosesten Derivationen zählen etwa noch die schwer verrückbaren oder unbewegbaren Blöcke, besonders fies aber sind die Fallenblöcke- neben fiesen Stacheln- gibt es auch Eisblöcke, auf denen man droht, gen Abgrund zu schlittern oder explosive Blöcke, die bei Aktivierung in die Luft gehen und ganze Blockkomplexe mitnehmen. Neu in Catherine: Full Body sind Blöcke hinzugekommen, die einem schwarzen Loch gleichen, und andere Blöcke aufsaugen, die reingeschoben werden. Und natürlich gibt es auch die bereits bekannten Trampolin-Blöcke, mit kleinen Absprungpunkten, um über mehrere Ebenen hinweggehievt zu werden. Neu in Full Body ist ebenfalls, dass ab und an, sobald Rins rettende Pianomelodie erklingt, die Zeit langsamer verstreicht. Das ist natürlich vor allem bei den Boss-Passagen hilfreich, die abermals recht intensiv geraten sind.

CLIMB VINCENT CLIMB Catherine: Full Body für die PlayStation 4 im Review:  Sokoban in der Quarter-Life Crisis

Unter Zeitdruck muss man zumeist einem riesigen Ungetüm entkommen, dass Vincents Unterbewusstsein entspringt. Ob der Neuigkeit, dass Katherine schwanger sein dürfte, wird Vincent etwa von einem monströsen Zombie-Baby verfolgt, zu einem späteren Zeitpunkt von einer ghoulhaften Version von Katherine im Brautkleid - die sind natürlich mit spezifischen Angriffsmustern ausgestattet, die uns die Kletterpartie erschweren sollen. Pro Nacht erwarten uns ca. 3 - 6 Stages, die mit kleinen Zwischenebenen ausgestattet sind, wo wir speichern können, auf andere Leidensgenossen in Schafsform treffen, mit denen man neue „Techniken" bespricht oder als deren rat gebende Klagewand man fungiert und zu guter Letzt, wo wir beim Handelsschaf nützliche Items gegen die Enigma genannte In-Game Währung erwerben können - Tatsächlich haben diese kleinen Gespräche ebenfalls einen Einfluss darauf, ob wir betreffende NPCs wiedersehen und welche Schicksalsstories sie uns zu erzählen bereit sind. Jede Stage wird über eine Art raketenbetriebenen Beichtstuhl erreicht, in welchem wir zuvor eine moralische Frage beantworten sollen.

Catherine: Full Body für die PlayStation 4 im Review:  Sokoban in der Quarter-Life Crisis

Catherine: Full Body hat im Kern einen ähnlich knackigen Schwierigkeitsgrad wie das Original, welcher bereits nach wenigen Nächten merklich anzieht. Auch hier muss man also zwangsläufig auf die Klettertaktiken, die einem im Laufe des Spiels begegnen, zurückgreifen, um die nach wie vor ebenso clever wie fordernd designten Levels zu meistern.

NEU ist aber die Autoplay-Funktion, mit der sich besonders schwierige Passagen einfach per Druck auf die R1-Taste automatisiert abspulen lassen, um an einer beliebigen Stelle wieder einzusetzen. Und für Leute, die wirklich ausschließlich Interesse an der Story haben, gibt es den Safety-Modus, bei dem das manchmal tatsächlich leicht frustrierende Zeitlimit und der Game Over-Screen wegfällt. Das heißt, man kann in beinahe meditativer Ruhe seinen Weg nach oben meistern, und bei Bedarf komplette Puzzle-Passagen überspringen. Gerade für Komplettierer, die alle Enden für sich verbuchen wollen, ist das eine feine Sache.

Auf der anderen Seite gibt es wiederum für alte Veteranen, die Bock auf neue Herausforderungen haben, den sogenannten Remix-Mode: Hier gibt es dem Namen gemäß völlig neue Block-Arrangements zu meistern - die einzelnen Standard-Blocks sind zu Tetris-ähnlichen Clustern zusammengeschlossen. Was sich auf dem Papier nur nach einer marginalen Änderung anhört, hat extrem krasse Auswirkungen auf das Spieldesign und man muss ganz anders an die Sache rangehen. Gleichermaßen haben die Taktiken, die man im klassischen Modus gelernt hat, einen signifikant größeren Nutzen. Insofern ist der Remix-Mode vor allem Kennern und Liebhabern des Originals zu empfehlen. Einsteiger werden sich hier ordentlich die Zähne ausbeißen.

WELCHE ÄNDERUNGEN GIBT ES BEI DER SPIELMECHANIK? Catherine: Full Body für die PlayStation 4 im Review:  Sokoban in der Quarter-Life Crisis

Interessant ist auch das Seelen-Feature, das nunmehr Einzug erhalten hat: Die Mechanik ist der von Dark Souls nicht ganz unähnlich. Die Seelen markieren Orte im Level, in denen Online-Mitstreiter*Innen gestorben sind - und zwar in Form von fliegenden Blöcken. Man kann also im Prinzip vorher erkennen, welche Stelle eher tricky sein wird. Ein zwar eher nebensächliches Gimmick, welches ich dennoch in der Idee ganz nett finde.

Und auch die Mehrspieler-Modi wurden ein bisschen auf Vordermann gebracht: Denn wo der Babel-Modus vormals auf zufällig generierte Türme setzte, die man im kooperativen- und kompetitiven Modi lokal bezwingen konnte, gibt es jetzt ein richtiges Battle-System mit Online-Matchmaking-System, dessen Netcode erstaunlich solide gecodet ist. UND: Der Mehrspieler-Modus ist von Anfang an freigeschaltet und nicht erst nach erstmaligem Durchgang wie beim Original.

Fassen wir zusammen: Catherine Full Body bietet als inhaltlich massiv erweiterte Neuauflage gerade für Fans des Originals ausnehmend viel Grund, sich noch einmal durch die streckenweise wirklich harten Kopfnüsse zu arbeiten. Das ohnehin erstaunlich suchterregende 3D-Sokoban-Prinzip bleibt zeitlos, wirkt durch die neuen Spielmechanismen- und Modi aber dennoch spürbar frischer. Ebenso reagiert das Spiel auf eingegebene Befehle bemerkenswert präzise, wodurch sich ein sehr schöner Flow einstellt. Und durch die inhaltlichen Erweiterungen mit dem Neuzugang Rin hat auch die „Golden Playhouse"-Story Kampagne einen schönen Mehrwert für Original-Spieler. Spieler*Innen, die hingegen nicht wissen, ob Catherine etwas für sie ist, können sich erstmal an der Classic-Version ausprobieren: Die ist auf Steam für 20 Euro zu haben, alternativ können sich Konsolenspieler die Last-Gen Versionen (PS3 und Xbox 360) zu Gemüte führen, die es in den Online-Stores gibt, und die mit knapp 10 Euro zu Buche schlagen. Denn auch ohne die inhaltlichen und spielerischen Neuerungen bleiben die spielmechanischen und erzählerischen Prämissen herrlich abgefuckt.

Leider sind aber auch Schwachpunkte aus dem Original Catherine übernommen worden: Damals habe ich vor allem ein perspektivisches Defizit angekreidet. Sobald man an der Kante aus dem Blickfeld hinausgehangelt ist, wurde die Steuerung horizontal invertiert. Das führte meist zu Irritationen und in hektischen Momenten gar zum digitalen Exitus. Damals habe ich geschrieben, dass das „aus-dem-Bild-klettern" etwas wäre, dass durch eine dynamische 360 *C-schwenkbare Kameraansicht hätte verhindert werden können, und nach wie vor bin ich der Meinung, dass der Schwierigkeitsgrad dadurch nicht nennenswert gedämpft werden würde. Tatsächlich wiederholt Full Body exakt diesen Fehler erneut. Sobald man unter Zeitdruck auf der Rückseite des Turmes festhängt, kommt man um eine Reihe von „Undos" nicht umhin.

Ein semirelevanter Schwachpunkt ist außerdem die Optik - Zwar ist das Remaster/Remake mit einer Full HD Auflösung, neuen Texturen und Animationen versehen worden, wirklich gravierend sind die grafischen Verbesserungen gegenüber dem Last Gen-Catherine aber nicht. Wie schon das Ur-Catherine versteht ATLUS es aber durchaus, einer altbackenen Technik mit gelungenem und stilisierten Art Style unterstützend unter die Arme zu greifen. Die schlaksigen Figuren- die hübschen Damen- die Farbgebung- und das ganze stilsichere Drum Rum können Spieler trotz betagtem Äußeren nach wie vor bei der Stange halten. Dennoch hätte ich mir mehr optische Verbesserungen gewünscht, gerade auch weil das als Budget-Titel rausgebrachte Catherine Classic für den PC ebenfalls Auflösungen bis zu 4k unterstützt und gegenüber dem Original sattere Farbwerte- und Kontrastraten bietet und der Abstand zur als Full Price-Titel verkauften Full Body-Edition umso geringer ausfällt. Der Adventurepart ist quasi ein spielbarer Anime für Erwachsene und entsprechende Schauwerte hätte ich mir gerade bei den Animationen gewünscht, gerade auch, weil Persona 5 im Vergleich dazu schon auf der PS3 schöner aussah. (Notiz an mich selbst: Ich hätte tatsächlich gerne einen Anime auf Spielfilmlänge zu Catherine).

Auditiv gefällt mir Catherine nach wie vor: Ob das schaurig-dramatische orchestrale Maintheme oder die Mischung aus zeitgenössischen Hip Hop-Tracks mit lässig-jazzigen Boom Bap-Klängen und trippigen elektronischen Tracks - Zwischen Alptraum und träger Kneipenatmosphäre fügen sich die Scores jederzeit wunderbar ins atmosphärisch dichte Gesamtgefüge.

Während man beim originalen Catherine nur der englischen Tonspur lauschen durfte, gibt es in Full Body nunmehr die Möglichkeit, zwischen japanischer und englischer Sprachausgabe zu wechseln. Und auch die deutschsprachige Lokalisierung wurde ein wenig verbessert: Die war schon im Original solide, hatte aber kurze Aussetzer, wenn sich das Spiel nicht entscheiden konnte, ob die Kneipe „Stray Sheep" oder eingedeutscht „Im verlorenen Schaf" hieß. Die kleinen, aber offensichtlichen Kontinuitätsfehler wurden weitgehend behoben. Die Untertitelung ist meist analog zum Gesprochenen und nur sehr selten gibt es Stellen, wo der Sinn nicht ganz passt. Insofern hat Deep Silver bei der Lokalisierung gute Arbeit geleitet.

DAS NACH WIE VOR MARKANTE ARTDESIGN KASCHIERT DIE TECHNISCHEN UNZULÄNGLICHKEITEN...NICHT GANZ

Fazit:

Catherine: Full Body ist nach wie vor ein inhaltlich wie spielerisch unkonventioneller Cocktail - oder in dem Fall, mit Verweis auf den Untertitel, vielmehr ein sehr uniqer Wein. Gerade Fans des Originals dürften die Veröffentlichung zum Anlass nehmen, die Sokoban-ähnlichen Alptraumgebilde erneut unter Zeitdruck hochzukraxeln. Denn sowohl spielmechanisch als auch erzählerisch hat man sich bei ATLUS viel Mühe gemacht, die bekannte Formel aufzufrischen. Mit Rin und den insgesamt fünf neuen Enden haben wir relativ viel frischen Content, der reizt, sich die Story zwischen Romantik-Drama und Mystery-Thriller nochmal zu geben. Und spielmechanisch gibt es sowohl die fordernden Remix-Stages mit neu arrangierten Blöcken, als auch einen extrem einfachen Modus, für Leute, die einfach nur die Story genießen wollen - man deckelt quasi zweierlei Zielgruppen ab: Die Veteranen und die Neueinsteiger. Dass die Mehrspieler-Optionen ebenfalls merklich ausgebaut worden ist, darf ebenfalls als feiner Zug gewertet werden. Enttäuscht bin ich ein wenig von den visuellen Verbesserungen, da ich sie gegenüber der PC-Fassung von Catherine Classic für praktisch nicht existent halte - Was mir beim Puzzle-Part vergleichsweise egal ist, hat mich beim artdesigntechnisch schön eigenwilligen Adventure-Part noch geärgert - Außerdem sind einige Störfaktoren wie ungenaues Analogstick-Verhalten und Kameraprobleme gegenüber der Ur-Fassung nicht gänzlich behoben worden sind. Insofern ist Catherine: Full Body zwar ein exzellentes Remaster, aber ich bin nicht ganz sicher, ob man komplette Neulinge zum Vollpreis ins Boot holen kann. Die Full Body-Version ist eher was für die Kenner, einem guten Wein nicht ganz unähnlich.

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