Quelle:
Catalina Cudd
1. Ich würde mich freuen, wenn Du etwas über Dich und deine Werke erzählst.
Ich bin ein waschechtes Ruhrpottkind. Mein Vater war Steiger unter Tage und spielte in einer Band. Wir lebten in einer typischen Bergmanssiedlung und ein Großteil meiner Kindheit fand gottseidank draußen statt. Wir sind als Indianer durch den Wald gepirscht, waren auf Schatzsuche und haben gegen Monster gekämpft. Die andere Hälfte meiner Kindheit habe ich in der Bücherei verbracht (die schönste Bücherei der Welt; mit beeindruckenden Eichenregalen, Wandgemälden und Gewölbedecke in einem uralten Gebäude).
Ich bin selbständige Diplom-Designerin und Illustratorin und entwerfe hauptsächlich Charaktere und Kreaturen für Filme, Produkthersteller, Game-Schmieden etc., illustriere aber auch Bücher oder Album-Cover. Mein Mann baut FX-Masken, Kostüme, Waffen und Großkulissen für Horror- und Fantasy-Filme und betreibt eine kleine LARP-Schmiede. Ich befinde mich also permanent in einem kreativen Milieu voller unkonventioneller Menschen.
Mittlerweile nimmt das Schreiben mehr und mehr Platz ein und kann mir den Luxus erlauben, mal vier bis sechs Monate nur zu schreiben.
In der Freizeit spiele ich E-Gitarre, lese, zeichne oder mache Sport. Ich bin leidenschaftliche Ultramarathonläuferin und gehe auch gerne für Wochen auf Solo-Outdoortouren irgendwo im Nirgendwo. Dabei kommen mir zwangsläufig immer Ideen für Geschichten und Charaktere.
Ich habe bisher vier Bücher veröffentlicht:
ein Urban Fantasy-Buch für Jugendliche “Die Armee der Tausend Söhne “, zwei Erotik-Romane “Demonized I“, “Demonized II” und den rockigen Liebesthriller “Ode an die Nacht“.
Meine Romane sind – für mich überraschend – erfolgreich (DEMONIZED hat sich 2 Monate in den Top 10 behauptet).
Wie jeder Autor schreibe ich die Bücher, die ich gerne selber lesen möchte. Bei Erotikromanen hat mich oft die sachliche Abgeklärtheit des Erzählens gestört, die dünn gestrickte Backstory, das Fehlen des gewissens „Zaubers“ und vor allem die ewigen dominanten Millionäre im Maßanzug …
Für meinen Geschmack wird Erotik heute zu oft mit Sex verwechselt und Sexualität (besonders bei Frauen) mit Sexy-Sein. Miley Cyrus hat das bis heute leider nicht verstanden…
Meine Erotikromane haben ein leicht Dark-Fantasy angehauchtes Setting und sinistre, „verlorene“ Protagonisten mit düsterem Hintergrund, der immer ein bisschen im Ungewissen bleibt. Sie (er-)leben alles intensiver und sinnlicher, mit einer Spur Verzweiflung, garniert von Hingabe und Hoffnung.
Ich liebe sperrige, unkonventionelle, dennoch liebenswerte Charaktere und einen vor Leben flirrenden Hintergrund. Wenn ich mich auf ein Buch einlasse, möchte ich in eine andere Welt eintauchen und kein aufpoliertes Abziehbild der Realität haben. Ich möchte nichts über Chicks, Chefetagen und Cappuccino-Schablonen lesen, sondern eine Geschichte erleben, die jenseits unserer konsumgesättigten Vollkasko-Mentalität stattfindet, und nebenher noch meine Kopfhaut prickeln lässt.
Mir fehlen die Wilden, die Anarchisten und Künstler, die Menschen, die ihre eigenen Regeln aufstellen und das Leben in sich aufsaugen, als würden sie verdursten! Menschen, die voller Entschlossenheit eine Rakete bauen, um einen Stern vom Himmel zu pflücken. Darum schreibe ich das, was ich schreibe …
In ODE AN DIE NACHT ist (progressive Rock-)Musik ein zentrales Thema. Für mich gehören Liebe und Kunst untrennbar zusammen und Musiker sind eine ganz besondere Spezies Mensch, die noch ordentlich leiden und lieben und ausflippen kann (richtige Musiker, nicht die Trällerhelden der Charts und Castingshows). Ich wollte keinen Herzschmerz-Roman mit Ballade schreiben, sondern das pralle, laute, mitreißende Leben mit ordentlich Achterbahn und brennenden Herzen auf die Leser loslassen.
2. Wie bist Du zum Schreiben gekommen?
Bücher und Texte haben mich begleitet, seit ich mit fünf Jahren gelernt habe, die Aufschriften auf den Musikcassetten zu buchstabieren
Meine erste Geschichte schrieb ich mit sieben. Ich glaube, sie war eine halbe Seite lang und mein Meerschweinchen kam darin vor.
Ich habe immer schon Geschichten geschrieben, nur so für mich. Da ich mich bis heute dem Besitz eines Fernsehers verweigere, blieb immer genug Zeit und Raum, meine eigenen kleinen „Blockbuster“ zu erfinden
Ans Veröffentlichen habe ich nie gedacht – bis ich einen Illustrationsauftrag für ein Buch annahm, das mir so nicht gefiel, aber Spiegel-Bestseller wurde. Da dachte mir, wenn man so etwas an die Öffentlichkeit bringen darf, ohne dass der Dorfmob mit Fackeln und Mistgabeln das Haus stürmt, dann kann ich’s ja auch mal versuchen …
3. Wie und wo sind Dir die Ideen zu deinen Büchern gekommen?
O je … Die kommen einfach.
Das Jugendbuch ist aus vielen verschiedenen Ideen entstanden, die zum einem großen Ganzen wurden.
DEMONIZED I hat sich während des Schreibens erfunden. Irgendetwas hat mir Ohr gehaucht: „Jetzt setz dich gefälligst an diesen vermaledeiten Rechner und leg los, verdammt!“
DEMONIZED II brauchte nur eine Initialzündung, die mir auf einer einsamen Tour durchs tschechische Siebengebirge kam; der Rest war plotten.
ODE spukte schon eine ganze Weile in meinem Kopf herum und reifte allmählich aus.
Eigentlich stürzen ständig Ideen oder Ideenfetzen auf mich ein, besonders wenn ich draußen unterwegs bin. Ein langer Trainingslauf oder drei Wochen allein durch die Tundra stapfen machen seltsame Sachen mit meinem Verstand …
Ich sammle einen Teil meiner Ideen in Blankbüchern oder schreibe direkt einen Plot herunter. Mein Mac ist voller Geschichten, die geschrieben werden wollen, ein echtes Plot-Grab
4. Wo schreibst Du am liebsten? Und hast Du ein bestimmtes Ritual dabei?
Mein Studio befindet sich im gleichen Haus wie unsere Wohnung. Dort habe ich neben dem Zeichenstudio und der Modellierwerkstatt meinen Schreibraum. Ich mag es, wenn es draußen noch dunkel und still ist und drinnen auch, abgesehen vom Bildschirm. Frühmorgens oder spätabends (manchmal auch nachts) bin ich am kreativsten, daher sitze ich schon um 5 Uhr am Rechner, manchmal auch eher (ja, ich weiß, das ist krank). Tagsüber reicht es bei mir nur zum Überarbeiten.
Im Sommer schnappe ich mir den Hund und den Laptop und suche meine geheime Stelle an den Lippeauen auf oder schreibe abends auf der Terrasse.
Rituale:
Kaffee. Viel Kaffee! Und Musik. Sphärische Sachen wie Gazpacho, Solstafir, Pink Floyd, Lunatic Soul oder Porcupine Tree. Abends brennt gerne noch ein Kerzchen …
5. Wenn Dein Buch „“ verfilmt werden würden, welche Schauspieler würdest Du am liebsten für welche Rolle casten?
In DEMONIZED wäre eine junge Scarlett Johansson toll als Josea. Für Amon … hm, eine finstere Kreuzung aus Jared Leto und Christian Bale stelle ich mir passend vor. Gibt es so jemanden?
6. Welchen Rat gibst Du den „jungen“ Autoren mit auf den Weg?
Tu’s einfach! Jetzt! Schreib! Und lies alles, was du nur kriegen kannst, auch die miesen Bücher.
Infos:
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