Castlevania Requiem im Test – A miserable little pile

Castlevania Requiem im Test – A miserable little pileRetro ist weiter in: Auch Konami möchte mit dezent aufgemöbelten Klassikern an die Nostalgiegefühle gestandener Spieler appellieren und noch ein paar Euro verdienen. Ausgeguckt haben sie sich diesmal Castlevania und zwei Klassiker der Reihe zu einem Paket namens „Requiem" geschnürt: Rondo Of Blood sowie Symphony of the Night.

Worum geht's?

Rondo Of Blood erschien ursprünglich 1993 als CD-Version PC Engine (Turbografx-16). Die Story: Im Jahre 1792 erscheint Graf Dracula durch das Opfern einer Jungfrau auf der Erde und findet heraus, dass Vampirjäger Richter Belmont eine Freundin namens Anette Renard hat. Er entführt Anette Renard, deren kleine Schwester Maria und einige Dorfbewohner. Belmont rettet zunächst Maria, die sich daraufhin ebenfalls als Vampirjägerin betätigen möchte. Gemeinsam schaffen sie es, Dracula zu besiegen und Anette sowie die Dorfbewohner zu befreien. Symphony of the Night erschien 1997 für Castlevania Requiem im Test – A miserable little piledie PS1 und knüpft inhaltlich direkt an Rondo Of Blood an: Ein dunkler Priester namens Shaft erweckt Graf Dracula 1797 erneut zum Leben, um von seiner Macht zu profitieren. Plötzlich verschwindet Richter Belmont. Das wiederum erweckt Alucard, den Sohn des Grafen Dracula, der vor Jahrhunderten Trevor Belmont im Kampf gegen seinen Vater geholfen hatte. Alucard zieht los, um seinen Vater aufzuhalten - die Handlung entspinnt sich allerdings im Spielverlauf so vielseitig wie bei keinem anderen Castlevania zuvor.

Grundlagenprobleme

Diese beiden aufeinander basierenden Castlevanias neu zu veröffentlichen, liegt nahe, ist allerdings nicht das erste Mal. Bereits 2007 kam Konami schon mal auf diese Idee und brachte The Dracula X Chronicles für Sonys PSP auf den Markt, ein Paket aus einem 2,5D-Remake von Rondo Of Blood sowie einem Port von Symphony of the Night. Das wurde damals auch überarbeitet; so wurden unter anderem Soundeffekte und Sprachausgabe teilweise komplett neu produziert.

Castlevania Requiem im Test – A miserable little pileLeider hat Konami nicht die originalen Spiele für die PS4 zusammgefasst, sondern ebenjene PSP-Konvertierungen aus 2007. Requiem ist also nichts anderes als die Wiederveröffentlichung einer Wiederveröffentlichung. Das fällt in der deutschen Version zunächst nicht besonders auf, so wird der Text im Intro von Symphony of the Night jetzt vom Schauspieler Klaus-Dieter Klebsch gesprochen, der sonst als Synchronsprecher vor allem Alec Baldwin seine Stimme leiht. Kenner des Originals jaulen dann allerdings schon in der Eröffnungssequenz auf, in der sich Belmont ein Wortgefecht mit Dracula liefert. Dracula trifft in diesem Dialog nämlich eine Aussage, die unter Videospielnostalgikern heutzutage einen beachtlich hohen Kultfaktor genießt. Er feuert sein Weinglas in die Ecke und ruft Belmont entgegen: „What is a man? A miserable little pile of secrets!" Im PSP-Remake wurden die Dialoge aber komplett überarbeitet, so ruft Dracula nicht mehr seinen Kultspruch aus, sondern ein weitaus weniger kultverdächtiges: „Ha, Mankind. A cesspit of hatred and lies."

Bäh. Puristen und Fans rümpfen an dieser Stelle jetzt schon verächtlich die Nase. Die komplett umgeschriebenen Dialoge vergällen denen schon den Spaß am Spiel, gerade, wenn man das PS1-Original schätzen gelernt hat.

Gameplay-Veteranen

Castlevania Requiem im Test – A miserable little pileDas ist insofern schade, weil die Spiele für sich immer noch als zeitlose Klassiker mit unzerstörbarem Gamplay gelten. Rondo of Blood ist eines der letzten Castlevanias im Stile eines klassischen Action-Jump'n'Runs, mit knüppelhartem Schwierigkeitsgrad und schaurig-schöner Atmosphäre. Symphony of the Night ging bewusst andere Wege: Die Entwickler kombinierten das klassische Gameplay mit den Labyrinthen des NES-Klassikers Metroid und schmeckten alles noch mit einer Prise Rollenspiel an: Charakterentwicklung durch Fertigkeitspunkte, Rüstungs- und Waffensysteme. Das Ergebnis war das umfassendste und komplexeste Castlevania überhaupt, zudem wieder komplett in 2D. Zuvor wurden die Fans mit vermeintlich fortschrittlichen 3D-Titeln wie dem grausamen Castlevania 64 auf dem N64 gefoltert, jetzt kehrte die Serie zurück zu den 2D-Wurzeln. Wenn auch technisch aufgehübscht, Grafik und Sound bedienten sich sehr wohl den Fähigkeiten der Playstation. Eine weitere Konstante war das großartige Leveldesign, das in Verbindung mit dem völlig überarbeiteten Spielkonzept für feinste Unterhaltung sorgte und Symphony of the Night schnurstracks zu einem der Top 5-Titel für Sonys erste Playstation machte.
Beide Titel wurden wirklich nur marginal an das 21. Jahrhundert angepasst: Es gibt ein paar Achievements (also Trophäen) zu erspielen, es gibt einen Weichzeichner-Filter für die krümelige 240p-Grafik und sechs mehr oder weniger schmucke Rahmen, die das 4:3-Spielgeschehen auf dem Screen umgeben. Einen frischen, optionalen HD-Modus wie beispielsweise im Wonderboy-Remake sucht man vergeblich.

Fazit

Schade: Konami bringt kein Remake der originalen Klassiker, sondern portiert lediglich die 2007er-Fassung von der PSP. Für Fans ist das allein aufgrund der Neuvertextung von Symphony of the Night schon Frevel. Aber auch die Ausstattung von Requiem lässt zu wünschen übrig - wo Mega Man Legacy oder auch Street Fighter 30th Anniversary mit Zusatzinhalten wie Artworks, Soundtracks oder Challenges protzten, ist bei Castlevania Requiem Funkstille. Es wurde lediglich das PSP-Spiel auf die PS4 portiert, Trophäen dazugepackt und fertig. Das ist schlicht zu wenig und wird der Reihe nicht gerecht. Denn die beiden Spiele sind nach wie vor absolut herausragend, zwar schon über 20 Jahre alt, aber heute immer noch gnadenlos gut spielbar. Doch diese magere Umsetzung wird beiden Genreklassikern leider nicht gerecht.


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