Casper
Support: Drangsal
Muffathalle, München, 30. September 2016
Man wüßte schon mal gern, was der Junge hat. Woran es liegt, dass ihm vom ersten Takt an eine vollgestopfte, überhitzte Halle zu Füßen liegt, bis in die letzte Reihe seinen Anweisungen folgt und das alles aussieht wie ein Heimspiel. Ist natürlich keins – Casper kommt aus der ostwestfälischen Provinz, wo Bielefeld so etwas wie die nächste Großstadt ist. Und auch sonst: Blasser, schlacksiger Körper, immer etwas fertig, etwas abgekämpft, die Stimme eher ein kehliges Krächzen als Gesang. Und dennoch wird er geliebt wie kaum ein zweiter, hängt ihm ein enthusiastisches Publikum an den Lippen, wenn er sich durch seine Songs rappt, bellt, schreit. Songs, die auch vom Leben in ebenjener Provinz, dem „Hinterland“, handeln und sie in warmem, aber trübem Glanz erscheinen lassen. Vielleicht ist es das, was die Leute mögen, daß da einer ist, der sich nicht schämt, wenn er von seiner Heimat erzählt, sei sie noch so trist, der immer noch so wirkt, als wäre er ein Stück weit da geblieben, dem unverstellte Ehrlichkeit über die Attitüde geht. Man nimmt ihm ab, was er auf die Bühne bringt, auch wenn es mittlerweile viel größer ist als er selbst.
Der Charme tut dann ein Übriges. Anderen in seiner Branche wird schnell als kalkuliertes Understatement ausgelegt, wenn sie sich zu oft und zu höflich für den Applaus bedanken, derlei Rangekumpel ist gerade im beinharten Hip-Hop-Geschäft nicht unbedingt üblich – Casper kokettiert sogar damit, daß sein Management leere Hallen angesichts des verspäteten neuen Albums befürchtet hatte. Und bekommt selbst dafür wohlwollenden Applaus. Der freundliche Typ da oben ist zudem ein hoffnungsloser Romantiker, einer, der Melancholie in Versalien schreibt und dem eine zauberhafte Melodie nicht peinlich ist. Der sich lieber einmal mehr für eine innige Umarmung, also den eingängigen Refrain, entscheidet als mit verkniffner Mine den Bösen zu spielen und seinen Gegenüber zu verschrecken. Irgendwie bildet man sich ein, er wäre auch für Coldplay (hüstel…) nicht zu cool, wenn die denn noch von dieser Welt wären und nicht schon in ihrer eigenen Galaxie schweben würden – das Glitzern und Funkeln ihrer alten Hymnen dürften ihm wohl gefallen.
Sein Set ist nicht weniger beeindruckend und ein Textheft braucht an diesem Abend offenkundig keiner. Weil es mit der Vorstellung der neuen Platte noch etwas dauert, gibt es von „Lang lebe der Tod“ nur wenig zu hören – den Titelsong natürlich, dazu „Velroll“ und die Ballade „Zehn (Einfach untergehen im Applaus)“, der große und schöne Rest stammt überwiegend von den beiden bisherigen Alben „XOXO“ und „Hinterland“. Eine Setlist, die es im Frühjahr ’17, wenn die großen Hallen kommen, so wohl nicht mehr geben wird, denn hier, so sagt er, sei einiges zum ersten, aber auch vieles zum letzten Mal dabei. „Kreis“ zum Beispiel oder „Hin zur Sonne“, „Mittelfinger hoch“ kommt mit witzigem Bilderbuch-Intro – die Halle ist seelig und tobt. Und hüpft wie gewünscht. Gefeiert wird der perfekte Moment und der dauert an diesem Abend samt Goldregen und echten Feuerzeugen ganze zwei Stunden. Ganz schön okay also. Am Schluß hat er – abgedroschener Casper-Witz – doch gelogen, denn nicht nur alles andere, sondern auch die Musik endet. Ist aber nicht schlimm, er kommt ja bald wieder.
23.02. Erfurt, Messehalle
24.02. Münster, Halle Münsterland
25.02. Hannover, Swiss Life Hall
28.02. München, Zenith
03.03. Zürich, Eventpark
08.03. Hamburg, Sporthalle
10.03. Dortmund, Westfalenhalle
11.03. Würzburg, S. Oliver Arena
12.03. Wien, Stadthalle
15.03. Stuttgart, Schleyer-Halle
17.03. Bremen, ÖVB-Arena
18.03. Leipzig, Arena
28.03. Frankfurt am Main, Festhalle
30.03. Berlin, Max-Schmeling-Halle
Support: Drangsal
Muffathalle, München, 30. September 2016
Man wüßte schon mal gern, was der Junge hat. Woran es liegt, dass ihm vom ersten Takt an eine vollgestopfte, überhitzte Halle zu Füßen liegt, bis in die letzte Reihe seinen Anweisungen folgt und das alles aussieht wie ein Heimspiel. Ist natürlich keins – Casper kommt aus der ostwestfälischen Provinz, wo Bielefeld so etwas wie die nächste Großstadt ist. Und auch sonst: Blasser, schlacksiger Körper, immer etwas fertig, etwas abgekämpft, die Stimme eher ein kehliges Krächzen als Gesang. Und dennoch wird er geliebt wie kaum ein zweiter, hängt ihm ein enthusiastisches Publikum an den Lippen, wenn er sich durch seine Songs rappt, bellt, schreit. Songs, die auch vom Leben in ebenjener Provinz, dem „Hinterland“, handeln und sie in warmem, aber trübem Glanz erscheinen lassen. Vielleicht ist es das, was die Leute mögen, daß da einer ist, der sich nicht schämt, wenn er von seiner Heimat erzählt, sei sie noch so trist, der immer noch so wirkt, als wäre er ein Stück weit da geblieben, dem unverstellte Ehrlichkeit über die Attitüde geht. Man nimmt ihm ab, was er auf die Bühne bringt, auch wenn es mittlerweile viel größer ist als er selbst.
Der Charme tut dann ein Übriges. Anderen in seiner Branche wird schnell als kalkuliertes Understatement ausgelegt, wenn sie sich zu oft und zu höflich für den Applaus bedanken, derlei Rangekumpel ist gerade im beinharten Hip-Hop-Geschäft nicht unbedingt üblich – Casper kokettiert sogar damit, daß sein Management leere Hallen angesichts des verspäteten neuen Albums befürchtet hatte. Und bekommt selbst dafür wohlwollenden Applaus. Der freundliche Typ da oben ist zudem ein hoffnungsloser Romantiker, einer, der Melancholie in Versalien schreibt und dem eine zauberhafte Melodie nicht peinlich ist. Der sich lieber einmal mehr für eine innige Umarmung, also den eingängigen Refrain, entscheidet als mit verkniffner Mine den Bösen zu spielen und seinen Gegenüber zu verschrecken. Irgendwie bildet man sich ein, er wäre auch für Coldplay (hüstel…) nicht zu cool, wenn die denn noch von dieser Welt wären und nicht schon in ihrer eigenen Galaxie schweben würden – das Glitzern und Funkeln ihrer alten Hymnen dürften ihm wohl gefallen.
Sein Set ist nicht weniger beeindruckend und ein Textheft braucht an diesem Abend offenkundig keiner. Weil es mit der Vorstellung der neuen Platte noch etwas dauert, gibt es von „Lang lebe der Tod“ nur wenig zu hören – den Titelsong natürlich, dazu „Velroll“ und die Ballade „Zehn (Einfach untergehen im Applaus)“, der große und schöne Rest stammt überwiegend von den beiden bisherigen Alben „XOXO“ und „Hinterland“. Eine Setlist, die es im Frühjahr ’17, wenn die großen Hallen kommen, so wohl nicht mehr geben wird, denn hier, so sagt er, sei einiges zum ersten, aber auch vieles zum letzten Mal dabei. „Kreis“ zum Beispiel oder „Hin zur Sonne“, „Mittelfinger hoch“ kommt mit witzigem Bilderbuch-Intro – die Halle ist seelig und tobt. Und hüpft wie gewünscht. Gefeiert wird der perfekte Moment und der dauert an diesem Abend samt Goldregen und echten Feuerzeugen ganze zwei Stunden. Ganz schön okay also. Am Schluß hat er – abgedroschener Casper-Witz – doch gelogen, denn nicht nur alles andere, sondern auch die Musik endet. Ist aber nicht schlimm, er kommt ja bald wieder.
23.02. Erfurt, Messehalle
24.02. Münster, Halle Münsterland
25.02. Hannover, Swiss Life Hall
28.02. München, Zenith
03.03. Zürich, Eventpark
08.03. Hamburg, Sporthalle
10.03. Dortmund, Westfalenhalle
11.03. Würzburg, S. Oliver Arena
12.03. Wien, Stadthalle
15.03. Stuttgart, Schleyer-Halle
17.03. Bremen, ÖVB-Arena
18.03. Leipzig, Arena
28.03. Frankfurt am Main, Festhalle
30.03. Berlin, Max-Schmeling-Halle