Casanova Brown (dt.: Casanova in Nöten, USA 1944)

Erstellt am 21. März 2020 von Michael

USA 1944
Mit Gary Cooper, Teresa Wright, Frank Morgan, Anita Louise, Patricia Collinge, Edmund Breon u.a.
Drehbuch: Nunally Johnson nach einem Bühnenstück von Thomas Mitchell und Floyd Dell
Regie: Sam Wood
Genre: Komödie
Dauer: 91 min
Farbe: Schwarzweiss

Der Literaturprofessor Casanova „Cass“ Brown (Gary Cooper) steht kurz vor der Hochzeit, als ihn ein etwas kryptischer Brief des Maternety Hospitals in Chicago erreicht. Dort habe er sich am nächsten Tag einzufinden und nach einer Frau Doktor Zernerke zu fragen.
Der Brief, den Cass vorerst nur dem Schwiegervater in spe (Frank Morgan) zeigt, löst grosse Unruhe und Verwirrung aus. Als Cass dem Schwiegerpapa erzählt, was es mit dem Brief auf sich haben könnte, schmuggelt dieser ihn am Vorabend der Hochzeit aus dem Haus, damit er in Chicago der Sache nachgehe.
Wie es dann kommt, dass Casanova zuletzt mit drei Frauen liiert ist und ein Baby entführt, das soll hier nicht verraten werden; der grosse Reiz des Films liegt in seinen überraschenden, bisweilen absurden Wendungen.

Casanova Brown gehört zu den Glanzstücken des Drehbuchautors Nunally Johnson (Früchte des Zorns); aus einem Theaterstück, welches der unvergessene Schauspieler Thomas Mitchell (Ist das Leben nicht schön?) mitverfasste, hat er eine Filmvorlage voll Witz und Wendungen gefertigt, die der damaligen Zeit voraus ware. Ob dies der Grund ist, dass der Film damals keine begeisterten Kritiken erhielt und deshalb zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten ist? Oder liegt er darin, dass er von einem kleinen, heute ebenfalls vergessenen Studio produziert wurde?
Der Film bringt Themen aufs Tapet, die damals heikel waren; dies tut er nicht allzu tiefgründig, sondern verpackt sie in das Gewand der Screwball-Komödie. Die Thematik des unehelichen Kindes konnte mit einem Drehbuch-Kniff gerade noch am strengen Production Code vorbeigeschmuggelt werden, zudem wird das traditionelle männliche Rollenbild augenzwinkernd unterlaufen. Drehbuchautor Johnson und mit ihm die Autoren der Bühnenvorlage, beherrschten das Komödien-Genre nicht nur perfekt, sie reicherten es zudem mit Wendungen an, die einerseits nicht vorhersehbar sind und andererseits jeweils in eine Richtung führen, die völlig unklar sind.

Cass’ Ankunft im Maternity Hospital etwa bringt eine Sequenz, deren Ziel lange rätselhaft bleibt; gleichzeitig wirkt sie dank dem Umstand, dass sie in einem Mutterschaftszentrum spielt, unglaublich komisch: Cass möchte sich dort eigentlich nur nach dem Sinn des erhaltenen Briefes erkundigen und die darin erwähnte Ärztin sprechen. Nachdem er von einer Empfangsdame zu nächsten gereicht wurde, muss er im mit nervösen werdenden Vätern vollgestopften Wartezimmer Platz nehmen – ohne freilich zu wissen, worauf er dort warten soll. Kurz darauf wird er als nächster aufgerufen, was die anderen in Empörung versetzt. Nun wird ihm ein Zimmer zugewiesen, er muss ein Krankenhaushemd anziehen und wird gleich darauf auf einem Rollbett durch die Gänge geschoben.
Mit gegen den Strich der Konvention gebürsteten Sequenzen wie dieser wird den Zuschauern permanent der Boden unter den Füssen weggezogen, und gleichzeitig wird so die Spannung aufrechterhalten. Man könnte einwenden, der Film würde sich auf diese Weise verzetteln, doch das stimmt nicht: Die Sequenzen fügen sich schliesslich alle ins grosse Ganze ein und Casanova Brown wirkt wie aus einem Guss. Zudem sind sie derart witzig ausgeführt, dass die temporäre Irritation, die sie auslösen, gut abgemildert wird.

Dass man Gary Cooper für die Titelrolle verpflichten konnte, war ein Glücksfall. Die Stoik, für die er bekannt war, passt hier perfekt, denn die milde, immer leicht irritierte Duldsamkeit, mit der er die unglaublichen Ereignisse über sich ergehen lässt, erhöht den komischen Effekt des Skripts um mehrere Grade. Dass Cooper gerade in Komödien besonders war, mag angesichts der wenigen Arbeiten, die er in diesem Genre gemacht hat, überraschen. Weiteres Anschauungsmatrial dafür bietet auch Frank Capras Klassiker Mr. Deeds Goes to Town.

Neben Cooper glänzt besonders Frank Morgan als geldgieriger Schwiegervater in spe; Morgan konnte mit seinen Manierismen nerven, doch hier hält er sie im Zaum und zeigt, dass er ein glänzender Schauspieler war – wenn er einen Regisseur hatte, der ihn zu führen verstand.
Mit Sam Wood wurde ein solcher Regisseur verpflichtet, einer, der zudem die Ecken und Kanten der Vorlage nicht glätten wollte, sondern sie so richtig zu Geltung zu bringen wusste.

Der Film überrascht noch heute mit seiner unorthodoxen Erzählweise und den gewagten Themen; zudem unterhält er bestens, packt von Anfang bis Ende und enthält eine von Gary Coopers besten Leistungen.
Zum Glück ist Casanova Brown inzwischen wieder entdeckt worden.

Das Drehbuch: 9 / 10
Die Regie: 8 / 10
Die Schauspieler: 9 / 10
Gesamtnote: 9 / 10

Verfügbarkeit:
Casanova Brown lief bei uns in den Kinos, allerdings erst 1954. Hierzulande wurde er weder auf DVD nach auf Blu-ray veröffentlicht.
2018 ist er in den USA auf DVD (RC1) und Blu-ray (Region A) erschienen.

Bestellung:
Auf Anfrage werde ich Ihnen diesen Film gerne aus den USA besorgen – bis zur Lieferung kann es bis 28 Tage dauern. Achtung: Die DVD und die Blu-ray können nur auf Geräten abgespielt werden, die für RC1 (DVD), resp. Region A (Blu-ray) kompatibel sind.
Für eine Bestellung bitte ich Sie, das untenstehende Kontaktformular auszufüllen und abzuschicken (Vermerk „Casanova Brown“). Ich nehme dann Kontakt mit Ihnen auf.
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DVD: Sprache: Englisch, Untertitel: Englisch, Extras: keine; Preis: 16 € (inkl. Verpackung & Versandkosten)
Blu-ray: Sprache: Englisch, Untertitel: Englisch, Extras: keine; Preis :19 € (inkl. Verpackung & Versandkosten)

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