Der Gott des Gemetzels ist eine Komödie aus dem Jahr 2011. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück und handelt vom gescheiterten Versuch zweier Elternpaare den Streit ihrer Söhne zu schlichten.
Der Film beginnt mit einer kurzen Szene aus dem Brooklyn Bridge Park. Zwei elfjährige schlendern mit ihrer Clique durch den Park, als es plötzlich zur Eskalation kommt und die beiden Jungs eine Schlägerei beginnen, bei der einer der beiden zwei Zähne verliert. Im Anschluss darauf laden die Eltern des Opfers, Penelope und Michael Longstreet, die Eltern des Übeltäters, Nancy und Alan Cowan, zu sich nach Hause ein, um über die unglücklichen Geschehnisse zu sprechen.
Bereits zu Anfang des Films merkt der Zuschauer eine deutliche Distanz der beiden Elternpaare, auch wenn sich alle Parteien redlich bemühen, unparteiisch und neutral über die Schlägerei ihrer Kinder zu sprechen. Während die Familie Longstreet immer wieder auf die Opferposition ihres Sohnes und auf die Gewaltbereitschaft des Sohnes der Cowans hinweist, wird schnell deutlich, dass Familie Cowan nicht mit derselben Leidenschaft bei der Sache ist wie Ihr Gegenüber.
Das Ehepaar Longstreet wirkt extrem moralisch, pflichtbewusst und pädagogisch wertvoll und sehen die Prügelei im Brooklyn Bridge Park als einen Angriff an, den es zu entschuldigen gilt, während Nancy und Alan Cowan sich selbstverständlich über den Fehler Ihres Sohnes bewusst sind, aber eine Schlägerei zwischen Jungs als normal ansehen.
Was eigentlich eine harmlose Diskussion zwischen Eltern werden sollte entwickelt sich im Laufe des Films zu einer mittelmäßigen Katastrophe, bei der jede beteiligte Person jegliche Verhältnismäßigkeit verliert, die zivilisierte Fassade der beiden augenscheinlich gut situierten New Yorker Paare bröckelt, und die Maske der Höflichkeit fällt.
Der Gott des Gemetzels spielt in einem einzigen Raum, es gibt keine großartigen Soundeffekte oder Kulissenwechsel wodurch die Schauspieler gezwungen sind, den Film durch ihre Darbietungen und Dialoge mit Leben zu füllen. Das gelingt der hochkarätigen Besetzung sehr gut. Nicht nur die brilliant geschriebenen Dialoge unterhalten, sondern auch die Darbietungen von Kate Winslet, John C.Reilly, Jodie Foster und dem großartigen Christoph Waltz überzeugen auf voller Linie.
Es herrscht bei allen Protagonisten eine passive Aggressivität, die durch den köstlichen schwarzen Humor von Waltz nochmals verstärkt und untermalt wird. Ihm gegenüber steht die superbe Jodie Foster, die sich wunderbar künstlich aufregt und den Gott des Gemetzels eigentlich erst wirklich antreibt. Auch Kate Winslet und John C. Reilly zeigen sich von ihrer besten Seite, bleiben aber im Vergleich zu Foster und Waltz ein bisschen auf der Strecke.
Im Laufe des Films zeigen sich nach und nach die wahren Abgründe der einzelnen Charaktere, und es stellt sich sehr schnell raus, dass in Der Gott des Gemetzels eigentlich jeder jeden hasst. Deshalb fühlt sich der ein oder andere Zuschauer zu Beginn des Films auch sicherlich relativ unwohl, weil man sich durch diese gespielte Freundlichkeit das ein oder andere mal ein bisschen fremdschämen muss.
Der Film zeigt wie empfindlich die Menschen auf das ungewollte Betreten Fremder in die eigene Privatsphäre reagieren. Sei es bei Penelope Longstreet das seltene Kunstbuch, welches Nancy vollkotzt, oder das heißgeliebte Handy von Alan, das von Nancy in die Tulpenvase geworfen wird: Bei jedem der 4 Hauptfiguren wird die Privatsphäre während des Treffens massiv gestört.
Der Gott der Gemetzels ist eine bitterböse Satire und sicherlich kein Film für jedermann. Man brauch etwas Durchhaltevermögen und auch ein bisschen Konzentration, denn der Film besteht zu 100% aus Dialogen. Dafür bekommt man jedoch ein äußerst intelligenter Wortwechsel zwischen vier völlig unterschiedlichen Charakteren.
Für mich war Der Gott des Gemetzels eine absolut positive Überraschung, dass man trotz der einfach gehaltenen Kulisse und den wenigen Special Effects, mit denen man in anderen Filmen überhäuft wird, so einen interessanten und wirklich lustigen Film entstehen lassen kann. Ich persönlich kann euch den Film nur wärmstens empfehlen, denn es lohnt sich!
OT: Carnage DT: Der Gott des Gemetzels VÖ: 2011 Laufzeit: 80 Minuten FSK: 12 R: Roman Polanski D: Jodie Foster, Christoph Waltz, Kate Winslet, John C. Reilly
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Christian
Bildquelle: Highlight, Constantin Film