Carlos Ruiz Zafon – Der Gefangene des Himmels

Weihnachtszeit im Jahre 1957, Barcelona, die Buchhandlung Sempere & Söhne kämpft ums Überleben. Ein unheimlicher Mann betritt den Laden und besteht darauf, das wertvollste Buch, eine Ausgabe von “Der Graf von Monte Christo” von Alexandre Dumas zu kaufen. Er lässt es anschließend mit einer Widmung im Laden zurück: “Für Fermín Romero de Torres, der von den Toten auferstanden ist und den Schlüssel zur Zukunft hat. 13″ Besagter Fermín ist die rechte Hand der Semperes und zum unverzichtbaren Inventar der Buchhandlung geworden, allerdings reagiert der gute Fermín angesichts des teuren Geschenkes alles andere als begeistert. Sein geheimnisvolles, bisher unbekanntes Vorleben scheint ihn einzuholen, ausgerechnet kurz vor seiner Hochzeit muss er sich seiner dunklen Vergangenheit stellen.

Ruhen Sie sich jetzt aus, mein Freund. Der Himmel kann warten. Und die Hölle ist zu klein für Sie.

“Der Gefangene des Himmels” ist bereits das dritte Buch in Zafóns Reihe um die Buchhandlung Sempere & Söhne in Barcelona. In “Der Schatten des Windes” wird der junge Daniel Sempere von seinen Vater in das Geheimnis vom “Friedhof der vergessenen Bücher” eingeführt, der Sohn des Buchhändlers sucht sich ausgerechnet den Roman “Der Schatten des Windes” vom unbekannten Autor Julián Carax aus. Der zweite Band, “Das Spiel des Engels” ist eigentlich ein Prequel zu “Der Schatten des Windes” und beleuchtet das Leben des ehrgeizigen jungen David Martin, der sich zunächst vom Zeitungsredakteur zum Schriftsteller hoch arbeitet. In “Der Gefangene des Himmels” betritt Fermín Romero de Torres, der bisher eher eine Nebenrolle gespielt hat endlich als Hauptfigur die Bühne.

Ein kurzes Vorwort von Zafón informiert, dass “Der Gefangene des Himmels” zum Zyklus von Romanen um den Friedhof der vergessenen Bücher gehört. Die Idee dahinter ist, dass die einzelnen Bände der Reihe in beliebiger Reihenfolge oder auch für sich alleine stehend gelesen werden können. Ich persönlich habe die Reihe in der Reihenfolge des Erscheinens gelesen und würde das auch so empfehlen, es hat mir geholfen, das “große Ganze” dahinter zu erahnen. “Der Gefangene des Himmels” lässt sich allerdings sicherlich auch ohne Kenntnis seiner Vorgänger gut lesen.

“Der Schatten des Windes” hat mich damals absolut gefesselt und verzaubert, diesselbe Magie bringt “Der Gefangene des Himmels” zwar nicht auf, aber dafür zeigt Zafón hier seine komische Seite, die Dialoge sind gewitzter und schärfer als in den Vorgängebänden. Zafóns Sprache ist wie gewöhnt üppig und ausschweifend, aber er hat sich weitgehendst im Griff und umgarnt den Leser wie eine Spinne. Seine Fäden sind zart, was er aber tatsächlich zu sagen hat ist starker Tobak. Fermín, ich habe mich schon bei “Der Schatten des Windes” gefragt, wieso er so unglaublich loyal zu Sempere ist und was eigentlich sein Geheimnis ist. “Der Gefangene des Himmels” zeigt, dass Fermín tatsächlich mit allen Wässern gewaschen ist, das Leben ihn andererseits aber auch nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst hat.

Ich habe immer gedacht, wer sich einer Herde zugehörig fühlt, hat etwas von einem Hammel.

Ein negativer Nachgeschmack bleibt aber: Zafón gibt mir das Gefühl, dass “Der Gefangene des Himmels”vorwiegend den Weg für den vierten und letzten Band ebnen soll. Schon “Das Spiel des Engels” konnte mich nicht richtig überzeugen, es ist allerdings schon einige Zeit her, dass ich das Buch -auf englisch!- gelesen habe und damals habe ich es auch dem Sprachwechsel zugeschrieben. Mittlerweile habe ich aber das Gefühl, Zafón lässt nach. Vielleicht ist es aber auch nur meine eigene Faszination für die düsteren Geschichten aus dem Barcelona der 50er Jahre, die einfach nicht mehr mit den hohen Erwartungen Schritt halten kann? Bisher erscheint mir der Zyklus um den “Friedhof der vergessenen Bücher” wie ein Streichholz: der Auftakt war atemberaubend, doch das Feuer züngelt mittlerweile nur noch schwach. Allerdings ist es immer noch heiß genug, um mir die Finger daran zu verbrennen.



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