Inhalt: In der Fortsetzung von Kirschroter Sommer geht es, wie zu erwarten, wieder um die Beziehung von Emely und Elias, die dieses Mal neue Maßstäbe für den Term “Komplexität” setzt. Nachdem die beiden sich im ersten Teil nur schwer einander annähern konnten, scheinen sie nun endlich doch zueinander zu finden und ihren Gefühlen eine Chance zu geben. Doch ein versehentlich gelüftetes Geheimnis stellt die noch junge (wenngleich auch alte) Liebe viel zu schnell sehr stark auf die Probe, droht sie sogar zu zerbrechen. Beide leiden, beide finden nicht die richtigen Worte, um das auszusprechen, was gesagt werden muss. Und so driften die Leben wieder auseinander, scheinbar unvereinbar, weil es einfach nicht hatte sein sollen. Oder?
Amhranai meint: Nachdem Kirschroter Sommer mit einem höchst gemeinem Cliffhanger endet, wird man bei Türkisgrüner Winter schnell wieder in das Geschehen geworfen. Der Leser findet sich ein weiteres Mal in Emelys Kopf wieder, wo höchst verwirrende Gedanken die Macht über die Rationalität übernommen haben. Zunächst ist man verwirrt, wurde man doch am Ende des ersten Buches eigentlich davon überzeugt, dass die beiden sich eine Chance geben wollen – handelt es sich hier um ein grobes Missverständnis? Hat man einen Zwischenteil verpasst? Nein, man ist nur Teil dieses Gefühlschaos’, das scheinbar beide gefangengenommen hat. Und so kommt es, dass die ersten Kapitel des zweiten Teils nur so strotzen von amüsanten und zu-Fremdschämen-anleitenden Momenten, nicht zuletzt initiiert durch den lieben Alkohol, der gewaltig in der Entwicklung der Beziehung mitmischt. Mit Verlauf des Buches nimmt die Lustigkeit ab, aber nicht die Spannung.
Sobald man nämlich glaubt, dass nun endlich alles gut wird, geschieht die absolute Katastrophe. Das Geheimnis, das einem als Leser schon nach 1/4 des ersten Bandes offensichtlich vorkommt, fliegt nun auf, und schon ist man wieder da, wo Emely am Anfang stand. Nur dass ihre Gefühle für Elyas mittlerweile so hochgekocht sind, dass es ihr noch viel miserabler geht als früher. Doch auch Elyas leidet anscheinend Höllenqualen, und aufgrund von Fällen des Aneinandervorbeiredens und verloren gegangenen Nachrichten, die ganz laut “Klischee!” brüllen, bleibt es lange bei dieser unentspannten Situation. Man leidet mit Emely, wundert sich hin und wieder aber doch über ihre unfassbare Dickköpfigkeit, die ihr schon im ersten Band so einigen Ärger eingebracht hat. Aber gut, sonst wäre das Buch vielleicht auch zu schnell vorbei. Eine charakterliche Entwicklung findet zwar statt, ist aber so quälend langsam, dass man sich durchaus fragt, wie sie jemals den Schritt zu Elyas machen konnte, wenn sie eigentlich doch so feige ist, wie es hier den Anschein erweckt.
Zum Ende will ich nichts weiter schreiben, da ich unwillkürlich in Spoiler verfallen würde. Wer verfolgt hat, wie häufig dieses Buch in Klischees abzudriften droht, hin und wieder aber doch noch die Kurve kriegt, kann sich möglicherweise denken, was geschieht. Allen anderen, insbesondere denen, die den ersten Teil gelesen haben, kann ich die Fortsetzung doch ans Herz legen. Für einen grauen Herbsttag eine gute Wahl.