Als Amadeo Lax 1889 geboren wird, gehört seine Familie zu den einflussreichsten in ganz Barcelona. Seine Mutter Maria del Roser beschäftigt sich jedoch lieber mit spiritistischen Sitzungen und hört sogenannten Medien bei der Geisterbeschwörung zu, als sich mit ihrem Sohn zu beschäftigen, und so kümmert sich die Amme Conchita liebevoll um den Jungen. Jahre später wird Amadeo zu einem der berühmtesten Maler in ganz Spanien. Doch er hütet ein grauenvolles Geheimnis, das erst nach seinem Tod ans Tageslicht treten wird – als seine Enkelin Violetta als Kunsthistorikern in ihre Heimatstadt zurück kommt, um bei dem Umbau der Familienvilla zu einem Museum zu helfen. In einem zugemauerten Raum macht sie einen grauenvollen Fund.
Die Art, wie Care Santos ihre Geschichte erzählt, ist gleichzeitig interessant und inspirierend. Sie erzählt nicht einfach nur, sondern durchbricht die Geschichte scheinbar durch E-Mails, Zeitungsberichte und Bildbeschreibungen der Gemälde von Amadeo Lax. So wirkt Die Geister schweigen auf den ersten Blick wie ein Sammelsurium an Textschnippseln, doch alles gehört an seinen Platz und ergibt ein Ganzes. Gezeichnet wird die Geschichte einer Familie über vier Generationen hinweg, geprägt von Freundschaft und Liebe, aber auch Hass und Verrat.
Und trotzdem kann ich mich Die Geister schweigen nicht restlos von sich überzeugen. Es liest sich flüssig und leicht, doch im Großen und Ganzen schwebt die Geschichte eher geisterhaft daher, als dass sie wirklich in die Tiefe geht. Zudem springt die Autorin zu oft zwischen den einzelnen Zeitebenen hin und her ohne das zu kennzeichnen, was mich zwischendurch leicht verwirrt und meinen Lesefluss gestoppt hat. Da waren der Stammbaum und die Chronik zu Beginn des Romans schon sehr hilfreich, um immer mal wieder nachzuschlagen, in welchem Jahrzehnt man sich gerade befindet und mit wem man es zu tun hat.
Insgesamt eine leichte Lektüre, nett für zwischendurch und auch nicht ohne Spannung, wenn es darum geht, dem Rätsel des zugemauerten Zimmers auf die Spur zu kommen. Mehr aber auch nicht. Wirkliche Spuren kann es nicht bei mir hinterlassen; ich fürchte, es wird in meiner Erinnerung verblassen wie ein Geist.
Gebundene Ausgabe: 544 Seiten
Erschienen bei Krüger Verlag (Fischer Verlage)
Juli 2012
Aus dem Spanischen von Stefanie Karg
Originaltitel: Habitaciones Cerradas
ISBN: 978-3-8105-1945-0