Caracoles

Das „richtige“ Schneckenrezept zu finden, das jedem Hobbykoch gerecht wird, ist unmöglich. Fest steht: „Caracoles“, Schnecken, sind auf unserer Sonneninsel keine Delikatesse. Man denke an sechs Weinbergschnecken in Kräuter-Sahne-Soße für 12 Euro. Auf Mallorca würde da kein Insulaner „drauf zucken“. Eine Schüssel, prall gefüllt mit Schnecken, kostet im Schnitt acht Euro. Und satt wird man davon allemal.

Sineu, der kleine Ort nahe der Inselmitte, feiert am 25. April den Tag der Schnecke. Der Monat ist gut gewählt, denn gerade im April, wo Sonne und Regen sich am Tag die Hand reichen, kommen die Schnecken aus ihren Verstecken. Nach dem Regen mag man sich nicht wundern, wenn die Inselbewohner mit Plastiktüten über Wiesen streichen und sich andauernd bücken, um die Caracoles zu sammeln. Ja, wenn sie mit Tradition zubereitet werden, dann machen sich die Mallorquiner nach ihnen auf die Suche.

Die Zubereitung von Caracoles ist eine wahrlich langwierige Sache. Klar, wenn die Schnecken im Garten und auf Wiesen gesammelt werden, sind sie natürlich noch lebendig. Um sie anständig zu füttern, werden sie in Eimern gehortet (mit einem engmaschigen Zaun abdecken, denn sie gehen gerne auf die Flucht) und dann mit Aubgerginen und Zucchini und Tomaten gefüttert. Gemüse mögen die kleinen Häuserträger nämlich gerne.

Ist ihr Wachstum zufriedenstellend verlaufen, werden sie mehrmals gewaschen und mit Mehl bestäubt. Das bringt ihre Verdauung in Gang, denn bevor sie in den großen Topf kommen, sollten sie von innen reinlich sein. Nach Beendigung zahlreicher Waschrituale wandern sie in die so genannte Greixonera, die Tonschüssel, die für viele Gerichte Heimstatt ist. Hinzu kommen etwas Wasser, Knochen (gerne vom Schinken), Butifarron-Wurst, Sobrassada, Bauchfleisch – je nach Geschmack. Tomate und Zwiebeln in kleinen Stücken, ein bisschen Majoran oder Hierba Buena (ähnlich Minze), eine Chilischote und natürlich Salz und Pfeffer. Rund vier Stunden köcheln lassen. Den Sud abschmecken. Dann die Caracoles in einer Schale mit ein bisschen Brühe servieren. Dazu Brot und Aioli. Der „richtige Mallorquiner“ verzichtet auf Schneckenzangen. Auf den Tisch kommen Zahnstocher, die beim „Puhlen“ helfen.

Andrea Hunkemöller
Autor & Fotos:
Andrea Hunkemöller

Andrea Hunkemöller, Jahrgang 1961, ist leidenschaftliche “3 Sterne Köchin”. Sie lebt seit 2008 in Manacor (Mallorca).

Ihr journalistischer Werdegang begann 1984 mit einem Praktikum bei der “Westfälischen Rundschau” in Dortmund, gefolgt von ihrer Tätigkeit als “freie Journalistin” bis 2008. Von 2006 bis 2008 war Andrea Hunkemöller zugleich Herausgeberin eines eigenen Magazin.

Seit 2008 arbeitet sie nun auf Mallorca als freie Journalistin und ist ebenfalls Inhaberin des “Huba-Fincaservice” in Manacor.

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