Capernaum – Stadt der Hoffnung

Capernaum – Stadt der Hoffnung

Worum geht's?

Zain weiß nicht genau, wie alt er ist - ungefähr zwölf. Er kommt aus den Slums von Beirut, wo er mit zahlreichen Geschwistern auf engstem Raum lebte. Vor Gericht erklärt er, dass er seine Eltern verklagen will, denn sie haben ihn in die Welt gesetzt.

Wie ist der Film?

Ob Menschen es verantworten können, Kinder in eine Welt zu setzen, die nicht für Kinder bereit ist, erörtert „Capernaum - Stadt der Hoffnung" eindrucksvoll. Die libanesische Regisseurin Nadine Labaki zeigt die erschütternden Zustände in ihrem Heimatland als fiktiven Spielfilm, der mit der Realität verschmilzt. Der hebräische Begriff ‚Capernaum' bezeichnet einen Ort voller Chaos, und in so einen Ort taucht das Publikum ein.

Capernaum – Stadt der HoffnungKritische Stimmen bezeichnen den Film als ‚Armutsporno', schließlich ergötze er sich in stilvoller Inszenierung am Elend, jedoch blickt Labaki nie von oben herab, sondern aus der Mitte heraus. Sie versucht lediglich, ihre Milieustudie so ansprechend wie möglich nach außen zu tragen, um zum Denken anzuregen, und das mit Erfolg. Die Bilder sind ästhetisch und gleichzeitig unglaublich authentisch, dynamisch und interessant montiert. Das weitestgehend aus Laien bestehende Ensemble überzeugt, auch weil viele Beteiligte mehr oder weniger sich selbst spielen. Allen voran brilliert der ausdrucksstarke Hauptdarsteller Zain Al Rafeea - ein syrischer Flüchtling, der seine (erste) Filmrolle bereits gelebt hat.

Mit krassem Aufwand - man denke allein an die vielen Szenen mit Kleinkind - illustriert „Capernaum - Stadt der Hoffnung" Armutsvierteil im Libanon und deren Schicksale. Das Sozialdrama grenzt an eine Dokumentation, ist jedoch hochwertig inszeniert und spannt eine clevere Dramaturgie. Ein mitreißendes Leid, ein Sprachrohr für Schattenfiguren der Gesellschaft; nicht immer kurzweilig, aber echt und relevant. Bei der Oscarverleihung 2019 musste „Capernaum" sich Alfonso Cuaróns Netflix-Produktion „ Roma " geschlagen geben und ging etwas unter, trotz Preis der Jury in Cannes. Umso wichtiger, den Film - aktuell in Amazon Prime Video enthalten - weiterzuempfehlen.

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