Cantuccini

Von Dieerdbeere
Posted by Anina on Feb 6, 2015 in Geschichten und Reisen, Giveaways, Süsse Bäckereien

Jetzt, wo man manchmal zur Mittagszeit, wenn die Sonne scheint, schon eine Ahnung von Frühling in der Luft liegt, bekomme ich- alle Jahre wieder- Fernweh. Oder darf ich es Heimweh nennen?

Fern/Heimweh nach ‘meinem’ lieben Sizilien, wo ich einige Winter verbracht habe und die Mandelblüte- meist Ende Jänner, Anfang Februar- das Ende derselben einläutete. Wo man sich an Dreikönig, dem 6. Jänner, mit Freunden und barfuss (!) an den Strand von Mondello setzt (dem Hausstrand und Sommer-Exil der Palermitaner, wunderschön im Windschatten des Monte Pellegrino gelegen, reich an Jugenstil-Villen der internationalen Haute Volée des beginnenden 20. Jahrhunderts.) und plauschend, scherzend, Ball spielend eine Weile vergnügt verbringt.

Zu Hause haben wir kurioserweise ein Photo meines Grossvaters hoch zu Ross, in weissem Anzug und imposanter Haltung, im Hintergrund der Strand und das Meer von Mondello. Er war dort auf Hochzeitsreise

In Agrigent, an der Südküste Siziliens, wird alljährlich eine Sagra del Mandorlo in Fiore, ein Fest im Zeichen der zu blühen beginnenden Mandelbäume abgehalten.

Und da mich meine Wege in zwei Tagen zu meiner Freundin Maria (ja, die mit den Buccellati !), mittlerweile im kalten, und verglichen mit Palermo, farblosen Mailand ansässig, führen, denke ich im Moment umso mehr an ‘unser’ Sizilien, wo unsere Freundschaft begann.

Soviel zum Anlass. Denn die Cantuccini stammen aus Prato, also aus der Toskana und haben mit Sizilien nur die Zutat Mandeln und eventuell ihr archaisches Herstellungsprinzip gemein.

Man liest, es gäbe Cantuccini schon seit Jahrhunderten, wenn auch ursprünglich nur aus Brotteig-Resten hergestellt, nur mit Anis und Zucker (Honig früher) verbessert. Sie werden heute gleichgesetzt mit den Biscotti di Prato, was historisch sensiblen Menschen offenbar sauer aufstösst.

Ein Florentiner Journalist mit Namen Marco Ferri hat dem Thema sogar ein BuchLa vera storia dei cantucci e dei biscotti di Prato’ gewidmet. Die Sache scheint ernst zu sein!

In Wien übrigends hat anno-dazumal die Frage, ob nun Sacher oder Demel das originale Sachertorten-Rezept verwendet, Jahre-, ja Jahrzehntelang die Gerichte beschäftigt… Wie ernst auch diese Sache war, davon kundet die Tatsache, dass der von mir seit Jugendtagen verehrte Friedrich Torberg in seiner Eigenschaft als Gast beider Häuser( seine ‘Tante Jolesch’ ist an Weisheit und jüdisch-wienerischem Mutterwitz nicht zu übertreffen!), eigentlich Literat und nicht Torten-Sachverständiger, in diesem Streitfall in den Zeugenstand gerufen wurde.

Letztendlich trug das Hotel Sacher den Sieg davon.

Und aus genau diesem Grunde ist mein Cantuccini-Rezept natürlich nicht das originale (wir wären wahrscheinlich sowieso davon enttäuscht..), sondern einfach ein gutes und leicht herzustellendes Rezept.

Ich habe es etwas variiert, mit Mandeln und kandierter Orangenschale, ein wenig Kardamom und Lebkuchengewürz.

Zutaten:

  • 3 Eier
  • 150 gr Zucker
  • 100 gr kandierte Orangenschale (Aranzini)
  • 150 gr Mandeln ungeschält
  • Abrieb einer Bio-Orange/ Mandarine
  • eventuell etwas Orangenaroma (Dr. Oetker)
  • 3 El Olivenöl
  • 250 gr Mehl (mit 1/2 Tl Backpulver mischen)
  • 1/2 Tl Lebkuchengewürz (oder Zimt)
  • 1/2 Tl Kardamom (wer mag, Anis)

Zubereitung:

Die Mandeln in einer Pfanne unter Rühren ca. 5 Minuten rösten.

Zwei Drittel davon etwas zerhacken, den Rest ganz lassen.

Den Ofen auf 180° (keine Umluft) vorheizen.

Zwei Eier mit Zucker schaumig mixen.

Olivenöl einrühren, Mehl, Mandeln, Aranzini, geriebene Orangenschale, Gewürze beifügen.

Der Teig soll soll so fest sein, dass man daraus drei Rollen ( 5 cm Durchmesser in Länge des Backblechs, leicht platt drücken für die charakteristische Cantuccini-Form) formen kann. Sie sollen nicht sofort auseinandergehen, aber natürlich trotzdem weich sein.

Wenn der Teig zu fest ist, muss man noch 1-2 El Cointreau/Orangensaft/ Milch beigeben.

Auf bemehlter Arbeitsfläche drei Würste formen (dabei möglichst wenig Mehl einarbeiten!).

Das dritte Ei (oder nur das Eigelb) in einem Schüsselchen verquirlen und die Teigrollen damit bestreichen.

Ab in den Ofen für ca. 20 Minuten oder bis die Stangen eine schöne Farbe haben.