Camp 21

Von Buecherchaos @FranziskaHuhnke

Camp 21

Grenzenlos gefangen

Rainer Wekwerth

16,99 €

978-3401601779

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Mike und Kayla sind in Camp 21 gelandet. Sie kennen sich kaum und mögen sich noch weniger. Durch elektronische Armbänder aneinander gefesselt, ist es ihnen unmöglich, sich aus dem Weg zu gehen. Entfernen sie sich zu weit voneinander, empfangen sie über die Fessel quälende Schmerzimpulse. Während Kayla versucht mit der Situation zurechtzukommen, ahnt Mike, dass im Camp etwas nicht stimmt. Nach einem tödlichen Vorfall gelingt den beiden die Flucht. Doch dies ist erst der Anfang einer atemberaubenden Jagd, denn die Fesseln, die geheimen Experimente und die Liebe zueinander bilden für Mike und Kayla ein gefährliches Netz, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint.

Rainer Wekwerth ein Garant für spannende Jugendbücher, legt sein neuestes Werk vor. Neidvoll muss ich wieder einmal zugeben, dass er ein Setting geschaffen hat, dass interessant wirkt und Arena hat sich mit dem Cover selbst übertroffen.

Der Leser trifft auf Kayla und Mike, die in einem Erziehungscamp landen. Beide haben unabhängig voneinander etwas getan, was sie dort hin geführt hat. Ein weiterer Vorfall führt dazu, dass sie sich nicht mehr voneinander trennen können. Fesseln mit nur einen möglichen Abstand von 200 Meter ketten die beiden Jugendlichen aneinander. Im Camp ist nicht alles so wie es scheint. Und als sich die actiongeladenen Szenen überstürzen, ist klar:  nur zusammen können sie es schaffen. Das „Es“ werde ich nicht ansprechen, aber ob es mir gefallen hat oder nicht, dass könnt Ihr hier lesen.

Rainer Wekwerth ist einer der Autoren, die wirklich passend für ein Alter schreiben. Wenn ich seine Bücher lese, bin ich als Erwachsene noch gefesselt. Seine kurze, prägnante Sprache, mit Sätzen, die auch Lesemuffel verstehen, schafft er es auch diese zu packen. Dazu kommt, dass das Setting mir wirklich gut gefallen hat. Camp 21 liegt allerdings in den USA, was nachvollziehbar ist, mich zum Teil aber auch gestört hat. Fast hätte ich es realistischer gefunden, wenn es in Europa gelegen hätte – versteckt und unerkannt. Die USA waren mir zu leichtfertig ausgewählt und zu nachvollziehbar. Aber die Wahl war logisch und alles andere wurde auch passend dazu gewählt.

Die Protagonisten waren etwas sperrig und damit kommen wir zu meinem Problem. Kayla kommt ins Camp, weil ihre Eltern sie sehr behüten wollen. Eigentlich hilft sie nur einem Freund und landet dafür dort. Etwas überzogen und für mich nicht nachvollziehbar, aber auch Mike und sein Bruder Ricky haben eine komische Situation erlebt. Sie fahren das Auto ihres Vaters: zu schnell und mit Joint. Drogen sind verboten. Der Zeigefinger hier klar sichtbar und völlig in Ordnung. Dennoch ist die Bestrafung für mich zu hart – vor allem für Ricky. Dennoch möchte ich nicht zu viel verraten. Finde, dass es in das Setting passt, dadurch wirkt dieses aber etwas aufgeblasen.

Kayla entwickelt sich rasch zu der Person, die im Vordergrund steht. Mike baut ab. Ich habe nichts gegen starke Frauenpersönlichkeiten – eher im Gegenteil. Trotzdem wird sie nicht sympathisch. Beide Jugendliche denken nicht über ihre Taten nach, diese sind schnell vergessen. Zudem haben sie keine Ecken und Kanten und weisen nie auf ihr altes Leben hin. Das fehlte mir. Mike sucht wenigstens noch nach seinem Bruder. Kayla ist so fixiert auf Mike im Verlauf der Geschichte, dass sie weder an ihre Eltern noch an ihren geretteten Kumpel denkt. Komisch, oder? Es hätte den Leser nicht vom Kern der Geschichte abgelenkt, es hätte den Personen etwas mehr Tiefe gegeben.

Die Actionszenen, die sich zum Ende hin häufen sind grandios. Zwar denkt der Leser kurz darüber nach, ob manche Dinge ohne Schrammen vonstattengehen können, aber dafür bleibt nicht viel Zeit. Schlag auf Schlag passieren Dinge, die mich gefesselt haben und auch Jugendliche fesseln werden.

Das Ende hat mir wirklich gut gefallen. Es geht um Gerechtigkeit, Verarbeitung einer Vergangenheit und Zusammenhalt. Ich war glücklich mit dem Ende und spürte, wie sehr Rainer Wekwerth diese Geschichte selbst lebte und mochte. Es ist klar, dass jeder Schriftsteller seine Geschichte und die Figuren mag, aber hier spürte der Leser den Stolz diese Geschichte geschaffen zu haben. Das hinterlässt einen schönen Nachklang beim Lesen.


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