Auf „Jock‘s Jook Joint“ wirkte Calum Ingram noch wie ein Fremdkörper oder zumindest noch wie ein Exot. Musik wie diese erwartet man normalerweise nicht auf einem Bluessampler. Oder nur auf solchen von Leuten, die gerne mal die Bluespolizei verschrecken wollen.
Schon vom instrumentalen Anfang an muss man die Bluesklänge auf „Making It Possible“ sehr aufmerksam suchen. Klar: wer seine Musikgeschichte kennt, kann bei Liedern wie „Don‘t Mean To Harm“ nicht nur im Saxophon sondern auch im rasenden Riff die Verbindung zu den freifließenden Exkursionen im Blues etwa bei Cream erkennen. Aber ich höre hier mehr Liebeserklärungen an Songwriter wie Tom Waits, Tim oder Jeff Buckley und auch den späteren Scott Walker erkennen. Oder an Jazzkomponisten wir Carla Bley, oder auch an die Soloalben von Jack Bruce. Das ist Musik, die es sich und dem Hörer niemals einfach macht, die man sich auch als Hörer „erarbeiten“ muss. Das lohnt sich: Songs wie „Going Home“ oder das schon erwähnte „Don‘t Mean No Harm“ sind Kino für die Ohren in Arthaus-Qualität und Breitwand.
„Making It Possible“ ist endlich mal wieder ein Album, das sich voller Energie und Können abseits der eingetretenen Bluespfade bewegt. Und ich kann jetzt endlich verstehen, warum meine britischen Freunde mir immer wieder geraten haben, mich mit diesem Cellisten ernsthaft zu beschäftigen. Calum Ingram ist eine echte Entdeckung als Musiker, Komponist und auch als Sänger. Von seiner Meisterschaft auf dem Cello muss man bei dem klassisch studierten Musiker ja nicht erst reden. (Wood‘n Heart Records)
- Tags: 2013, Blues, Calum Ingram, Großbritannien, Jock's Juke Joint, Schottland, Songwriter
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Autor Nathan Nörgel
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