Es geht wieder in den Krieg: Activision hat den neuesten Call-of-Duty-Teil veröffentlicht. Für Modern Warfare 3 waren das Kult-Studio Infinity Ward und Neuling Sledgehammer Games verantwortlich. Wir haben den Titel gespielt und verraten Ihnen, ob Battlefield 3 nun wirklich zittern muss.
Es kracht und explodiert
Wer die Call-of-Duty-Serie kennt, hat bestimmte Erwartungen daran. Bereits in unserer Vorschau zu Modern Warfare 3 haben wir die Richtung klar erkennen können: Infinity Wards neuer Shooter wird Hollywood-Unterhaltung vom Feinsten. Nach unserem Test der PC-Verkaufsversion hat sich dieser erste Eindruck voll und ganz bestätigt.
Im guten wie im schlechten Sinne ist Modern Warfare 3 ein astreines Call of Duty und weicht von dieser Linie keinen Schritt weit ab. Am besten vergleicht man das Spiel mit Action-Popcorn-Kino à la Hollywood: Wenn die amerikanische Action-Elite das Hirn ausschaltet, die Knarre in den Anschlag nimmt und durch die Häuserschluchten ballert, kommt ein ähnliches Gefühl wie bei Call of Duty auf - mit dem Unterschied, dass Sie selbst der Protagonist sind. Um die Vielzahl an Skript-Events zu gewährleisten, wird der bespielbare Korridor arg eingeschränkt. Von einem "offenen Kampf" in New York kann so nicht die Rede sein. In der ersten Mission - Black Tuesday - laufen Sie schnurstracks durch die US-Metropole, rein in das Börsen-Gebäude und hoch auf's Dach. Es gibt keinen Ausweg. Gegner erscheinen so lange neu, bis Sie einen speziellen Wegpunkt erreicht haben - dann geht's weiter. Dem selben Prinzip folgen auch alle weiteren Level - zu Land, zu Wasser oder in der Luft. Wenn Modern Warfare 3 eines nicht vermitteln will, dann ist es spielerische Freiheit.
Hochspannung während der Missionen
Persona non grata - so heißt die dritte Mission der Kampagne. Sie wartet mit allem auf, was das Spiel zu bieten hat. Sie starten als Yuri, Mitglied einer russischen Taskforce gegen den Terroristen Makarov. Die erste Szene zeigt einen verwundeten Kameraden. Das Ziel: Ihn so unbeschadet wie möglich zu einem Hubschrauber und somit aus dem Schußfeld bringen. Im ersten Abschnitt kämpfen wir uns durch ein eng gestricktes Haus, das auf eine große Straße führt. Dieser folgen wir einige Schritt, um schließlich erneut ein Haus und dessen Keller zu betreten. Dort finden wir ein kleines, ferngesteuertes Fahrzeit samt Minigun und Granatenwerfer, das wir fortan in die Schlacht ziehen lassen. Unter massivem Dauerfeuer bombardieren wir unzählige Feinde, eine ganze Handvoll Helikopter und bleiben schließlich auf einem Felsvorsprung stehen, um den Flucht-Hubschrauber durch Dauergeballer zu verteidigen. Im Hintergrund wird der verletzte Kamerad in Sicherheit getragen. Zum Abschluß rennen wir - nun wieder in der Haut von Yuri - ebenfalls zum Helikopter. Mission erledigt.
In der Kampagne sind alle Missionen derartig ausgelegt. In der Regel sind die einzelnen Levels relativ kurz und erzählen eine in sich abgeschlossene Story. Eine Meta-Geschichte - eine Story-Klammer um die Missionen - gibt es zwar, diese ist jedoch ziemlich abgedroschen. Kurz: Russische Terroristen greifen die größten Hauptstädte der Welt an, der dritte Weltkrieg bricht aus und eine Koalition der Staaten wehrt sich behände gegen den Untergang.
Konsolen-Technik wirkt altbacken
Activision hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass Modern Warfare 3 in erster Linie für die Xbox 360 und die PlayStation 3 entwickelt wird. Die PC-Version ensteht dabei nur als Nebenprodukt. Genau so sieht das Ganze auch aus: Die Grafik ist altbacken und selbst auf der höchsten Detailstufe sind die Texturen bei näherer Betrachtung verwaschen. Auch die Explosionen und Menschen-Modelle sind weit entfernt von der Präzision eines Battlefield 3. Der DICE-Shooter hat den Schönheits-Wettbewerb auf dem PC also eindeutig gewonnen - daran besteht kein Zweifel.
Dafür punktet Modern Warfare 3 eindeutig beim Sound. Die Explosionen hören sich mächtig an, dramatisch Musik untermalt spannende Szenen hervorragend. Und auch die englischen Sprecher - ob nun im Dialog oder bei Zurufen auf dem Schlachtfeld - wirken authentisch und nicht gestellt. Die deutsche Sprachausgabe ist dagegen eher misslungen. Besonders viel Spaß, Inbrunst und Lust scheinen die Synchronsprecher nicht gehabt zu haben. Insgesamt gehen zwar auch die deutschen Stimmen in Ordnung - mehr Dramatik verleihen aber die englischen Kollegen.
Multiplayer: Wird nachgereicht
Da wir Modern Warfare 3 erst heute mit der Kaufversion testen konnten und uns auf die Kampagne konzentriert haben, können wir zum Multiplayer keine Aussage treffen. Technisch scheint dieser problemlos zu funktionieren.
Die Kampagne von Modern Warfare 3 hat uns richtig viel Spaß gemacht. Überraschungen haben wir keine erwartet und letztlich auch keine bekommen. Wer einen Terminator-Film kennt, weiß was der nächste im Programm haben wird: Action, Action und nochmals Action. Dazu serviert Infinity Ward eine explosive Mischung aus schnellen Skript-Sequenzen, kleinen Bullet-Time-Einlagen, eine grandiose Sound-Untermalung und eine überholte technische Grundlage. Da es mittlerweile zum guten Shooter-Ton gehört, dass eine Singleplayer-Kampagne die 10-Stunden-Grenze keinesfalls ankratzen darf, lässt uns Modern Warfare 3 auch in diesem Bereich nicht hängen - 5-6 Stunden Dauerbeschuß reichen aus, um in den Abspann hineinzurutschen. Wer Michael Bay, eine augenbetäubende Effekt-Vielfalt und Kanonenfutter-Gegner mag, kommt am neuesten Call of Duty (mal wieder) nicht vorbei.
Call of Duty: Modern Warfare 3 ist bereits erschienen und für die Xbox 360, die PlayStation 3 und den PC auf dem Markt. Abgespeckte Versionen sind auch für die Nintendo-Konsolen DS und Wii erschienen. Zum PC-Spielen wird ein gültiger Steam-Account benötigt. Ein Weiterverkauf dieser Version ist also nicht möglich.