Bloß keinen Cafécíto!! Cafécíto klingt niedlich;… -ito ist eine Verkleinerungsform, die aber auch zur Verharmlosung (“Der Kaffee kostet wirklich nur einen klitzekleinen dollarito”) oder Verballhornung (pobre-arm: "oh mein kleiner pobrecito.. hast du dir weh getan?”) von Subjekten oder Adjektiven benutzt wird. Cafecíto wird also von "Café" abgeleitet und ist ein kleiner Kaffee, der niedlich zu sein scheint. Aber soll ein Kaffee niedlich sein? NEIN!
Ich lebe nun seit zehn Monaten in Ecuador und kann mich immer noch nicht damit arrangieren, daß es in diesem Kaffee produzierenden und exportierenden Land, KEINE Kaffeekultur gibt. Ich spreche nicht von den auch sich hier breit machenden Coffeeshop-Ketten, die allesamt aus Kolumbien oder Panama stammen. Nein, ich spreche vom allgemeinen, alltäglichen Kaffeegenuss im Privathaushalt. Da steht keine Kaffeemaschine oder ein Brüher oder eine Kanne, nein da steht meist nur eine Dose Nescafé. Wasser heiss machen, ein Löffel Instant Kaffee in den Becher, drüber giessen und fertig ist der Cafécíto. Leider hat sich diese unsittliche Sitte auch so gut wie in sämtlichen Restaurants oder Cafés etabliert. Man bekommt eine Tasse mit heissen Wasser und den Nescafé auf den Tisch gestellt. Wenn man Capuccino trinken möchte, bekommt man eine Tasse mit heisser Milch und Nescafé auf den Tisch gestellt.
Ordentlich gebrühten Filterkaffee nennt man dann hier “Café pasado” (pasar: durchgehen, passieren). Man sollte also immer vor dem Hinsetzen fragen, ob es Cafécíto oder café pasado gibt. Das erspart einem Kaffeeliebhaber so manche Überraschung.
text: oh