Café Society

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Café Society

3Komödie

Wenn über dem Vorspann der obligatorische Jazz-Soundtrack dudelt, wirkt Café Society noch wie eine weitere der beliebigen Gesellschaftskomödien, die der gealterte Filmemacher Woody Allen alljährlich abliefert.

Doch spätestens nach Vorstellung der Kernfiguren täuschen beschwingter Soundtrack und adrettes Setdesign nicht darüber hinweg, dass die Hommage an das Hollywood vor Errichtung des „Hollywood“-Schriftzugs der hohlste Woody-Allen-Film seit Langem ist. Beim Regisseur von To Rome with Love und Magic in the Moonlight will das einiges heißen. Der nostalgische Ausflug in die Glamourwelt der 30er plätschert ziellos ins Nichts. Anfangs hält sich noch die Illusion, das Geplänkel würde sich in ein größeres Ganzes einfügen. Alles falsche Hoffnungen, wie sie sich auch die Hauptfiguren machen. Der nicht mehr junge Bobby (Jesse Eisenberg) tappt aus dem jüdischen Heim in der Bronx mit zwei Koffern und einer Ladung Naivität ins Büro seines Onkels Phil (Steve Carell). Der Staragent hat eine Villa und einen Terminplan voll Dinner Party, Pool Party und Telefonate, deren horrende Kosten als halbherziger Running Gag dienen.

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Bobby, der offenkundig als Alter Ego des Regisseurs fungiert, ist zuerst fasziniert vom Jetset. Nicht zuletzt dank Phils junger Sekretärin Vonnie (Kristen Stewart), die außerdem seine Geliebte ist. Phils Frau weiß davon nichts, Bobby genauso wenig und Phil weiß nicht, was oder besser: wen er will. Anders Bobby, der Sex mit Vonnie will, statt mit den Call Girls, die sein krimineller zweiter Onkel Ben (Corey Stoll) ihm vermittelt. Das Treffen mit einer unerfahrenen Prostituierten verursacht von den missglückten Sketchen das heftigste Fremdschämen.

Der latente Sexismus verstärkt zusätzlich die Aversion gegen das triviale Hin und Her auf der Leinwand, dass sich deutlich länger anfühlt als die moderaten 96 Minuten Laufzeit. Frauen sind fast ausnahmslos dumm, zänkisch, arriviert und seicht. Eine Erklärung dafür serviert Allen auch: „Hormone!“ Die Daseinsberechtigung der weiblichen Figuren liegt einzig in ihrer dekorativen Funktion, doch die nutzt sich wie bei Bobbys Modell-Ehefrau Veronica (Blake Lively) mit der Zeit ab. Dieses Los macht die Männer des Films zu tragischen Helden.

Solche dramatischen Konzepte sind so charmant wie ein Altherrenwitz, der gut in die reaktionäre Verklärung der fiktiven Vergangenheit ohne Armut, Rassismus, Zensur und üble Korruption passt. Ironischerweise ist Vittorio Storaraos prätentiöse Kamera der ideale Katalysator der synthetischen Story, in der sich keine Emotion, kein Satz und keine Kulisse authentisch anfühlt. Gewollt ist die Affektiertheit nicht. Plakatives Name-Dropping soll Allens Vertrautheit mit der Ära beweisen und das Publikum soll ehrfürchtig aufhorchen, wenn die Namen von Barbara Stanwyck, Great Garbo oder Adolphe Menjou fallen und Liebesbriefe toter Stars zum Geburtstag verschenkt werden.

Der als allwissender Erzähler omnipräsente Allen gratuliert sich zu solchen Einfällen gleich selbst: „Das ist sehr originell!“ Nein, ist es nicht. Die Figuren sind der vertraute Klüngel aus Exzentrikern, Romantikern und seelenloser junger Schönheiten, die Allens Komödien mittlerweile wie eine endlose Kino-Seifenoper wirken lassen. Das grenzt schon an Satire, doch dazu fehlt es der blasierten Revision an Selbstironie und vor allem -erkenntnis.

Regie und Drehbuch: Woody Allen, Darsteller: Jesse Eisenberg, Kristen Stewart, Steve Carell, Blake Lively, Sheryl Lee, Filmlänge: 96 Minuten, Kinostart: 11.11.2016


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Autor

Lida Bach

 
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