Cadence of Hyrule im Test – Dance Battle in Hyrule

Erstellt am 4. Juli 2019 von Gamingnerd

Ein Zelda Spin-Off? Und dann auch noch von einem Indie Entwickler? Als Rhythmus-Spiel? Wie soll das denn bitteschön funktionieren? Geschweige denn gut gehen. Immerhin, mit den beiden Oracle of Teilen für den GameBoy und Minish Cap für den GameBoy Advance gab es gute Zelda Spiele von einem Third Party Entwickler. Allerdings war das damals Capcom. Die 'interessanten' (hüstel) Serienableger fürs Philips CDi zeigen allerdings auch, wie sehr Zelda Titel von Drittanbietern in die Hose gehen können. Also, kann Cadence of Hyrule von Brace Yourself Games was? Spoiler Alert: Es kann!

Guardians of the Gal... Hyrule

Der mysteriöse Lautenspieler Octavo ist in Hyrule aufgetaucht und hat nicht nur den König, sondern auch Zelda und Link mit seiner magischen Laute in tiefen Schlaf versetzt. Damit nicht genug, benutzt er das Triforce, um seine Laute in eine goldene Laute zu verwandeln. Genau in diesem Moment großer Not wird Cadence, ein Charakter aus Crypt of the Necrodancer, irgendwie nach Hyrule teleportiert. Natürlich fragt sich Cadence vor allem, wie sie nach Hause kommen soll. Aber das geht nur mit unseren altbekannten Helden. Also machen wir uns erstmal auf den Weg, Link oder Zelda zu wecken. Ja, richtig, wir dürfen uns auch mit Zelda in die Action stürzen. Im Endeffekt braucht es aber die Dreifaltigkeit des gesamten Trios, sprich der oder die dritte Held/in folgt im Spielverlauf auch noch. Unser Weg zu Octavo führt dabei über seine vier Champions, magisch verwandelte Instrumente, die wir besiegen und gegen ihn verwenden müssen.

Ronan hätte keine Chance

Zwei grundlegende Unterschiede zu gängigen Zeldas, Cadence of Hyrule nutzt Rogue-like Elemente. Auch wenn die grundlegende Geographie der Spielwelt fest ist, die einzelnen Kartenteile werden für jedes Savegame neu generiert. Und obendrein verlieren wir einen Teil unserer Ausrüstung sowie Rubine, wenn wir ableben. Letzteres ist allerdings halb so wild. Denn wir bekommen für besiegte Gegnergruppen Diamanten. Und die können wir nach dem Bildschirmtod für nützliches Zeug ausgeben. Außerdem lassen sich unsere Waffen dauerhaft upgraden. Und typische Zelda Items wie Flaschen, Bomben und Enterhaken behalten wir auch nach dem Ableben. Außerdem unterscheiden unsere drei Helden sich in manchen Punkten leicht. Praktisch also, dass man sie an freigeschalteten Portalen jederzeit wechseln kann.

Der andere, wirklich große Unterschied betrifft das Kampfsystem. Denn wir bewegen uns im Kampf auf Steuerkreuzdruck immer ein Feld weit, sollten dabei im Rhythmus bleiben und nicht getroffen werden. So steigern wir das Rythmusmeter und bekommen nach Abräumen der Gegner mehr Diamanten. Standardattacken führen unsere Helden dabei automatisch aus, Schildabwehr, Bogen und Co funktionieren dagegen auf Tastendruck. Bokblins lassen sich so recht einfach per Frontalangriff ausschalten, Oktoroks kann man auf der richtigen Distanz leicht per Schildabwehr besiegen, andere Gegner müssen dagegen teils von der Rückseite angetanzt werden, um den Schwachpunkt zu attackieren oder man muss erstmal der gegnerischen Attacke ausweichen. Spätestens wenn ein Haufen Gegner auf dem Bildschirm ist, der vielleicht auch noch den unterschiedlichsten Gegnertypen besteht, wird das im Prinzip simple System überraschend komplex und entwickelt seinen ganz eigenen Anspruch. Das gilt übrigens auch für die Bossfights, die sehr deutlich an klassische 2D Zelda Endgegner-Kämpfe erinnern. Vor allem aber macht das Zusammenspiel aus Kampf und Musik überraschend viel Spaß. Dabei bin ich eigentlich kein großer Fan von Rythmusspielen. Cadence of Hyrule schafft es aber blendend, eine Brücke zwischen klassischem Action-Adventure und der beatbezogenen Action zu bauen. Ronan der Ankläger hätte jedenfalls keine Schnitte gegen unser Heldentrio.

The Legend of Dancing Zelda

Gleichzeitig schafft es Cadence of Hyrule wirklich gut, klassisches Zelda Feeling zu vermitteln. Klar, die Welt kommt einfach vertraut vor. Todesberg, verlorene Wälder, kakariko, Schloss Hyrule, das kennnt man und es weckt natürlich Assoziationen. Auch eine Reihe klassischer Items wie Enterhaken, Bomben und Bogen oder Feen und rote wie grüne Tränke (von der klassischen Anbieterin) schreien ganz laut Zelda. Und zwar in blinkenden 16-Bit Buchstaben. Es sind aber auch die gut versteckten Items, so manches gelungene kleine Rätsel, die Dungeons und andere Elemente, die dafür sorgen, dass in Cadence of Hyrule immer wieder echte Zelda Stimmung aufkommt. Gleichzeitig erinnern viele Elemente deutlich an Crypt of the Necrodancer. Da wären beispielsweise die singenden Händler. Deren teils ziemlich launige Sprüche übrigens ebenfalls an glorreiche Super Nintendo Zeiten erinnern. Natürlich auch allgemeine Gameplay Elemente und nicht zuletzt das wirklich gelungene Rhythmus-Kampfsystem. Ein grundlegender Unterschied zu den meisten Zelda Abenteuern ist allerdings der Koop-Modus. Ihr könnt Cadence of Hyrule durchgehend zusammen spielen, was blendend funktioniert und direkt noch ein bisschen mehr Spaß macht. Ein gewisser Haken ist aus meiner Sicht auch hier wieder die prozedurale Generierung der Umgebung. Die klappt zwar soweit gut, vermutlich, weil bestimmte Elemente fest vorgegeben sind. So ausgefeilt wie ins kleinste Detail durchdachte Levelarchitekturen und Gegnerpositionen ist es hier aber natürlich nicht.

Awesome Mix Vol. 1992

Grafik und Sound? Alles super, fertig. Das reicht nicht? Ok. Dann halt etwas ausführlicher. Optisch kann Cadence of Hyrule auf den ersten Blick mit wirklich stilsicherer 16-Bit Pixeloptik überzeugen. Netterweise schafft das Spiel es dabei mit Leichtigkeit, seinen eigenen Look zu bieten und gleichzeitig Erinnerungen an A Link to the Past zu wecken. Viele Elemente erinnern deutlich an das SNES-Abenteuer, dabei driftet Brace Yourself Games aber nie zur schlichten Kopie ab. Dummerweise gefiel mir und meiner Koop-Partnerin der Look deutlich besser als die Optik des Link's Awakening Remakes, das im September erscheinen wird.

Ein waschechtes Highlight ist der Soundtrack von Danny Baranowsky. Natürlich besteht die Musik aus Remixes der klassischen Zelda Melodien. Die sind aber einfach verdammt gut und machen wahnsinnig viel Spaß. Dabei gibt es natürlich auch Anleihen bei seinem Crypt of the Necrodancer Soundtrack, der allerdings ebenfalls wirklich gut ist. Um es kurz zu halten, sollte der OST auf Vinyl erscheinen dann wird die Scheibe wohl in meinem LP-Regal landen.

Fazit

So ganz frei von Schwächen ist Cadence of Hyrule sicher nicht. Einige davon sind systembedingt. Die Roguelike-Elemente können einerseits den Wiederspielwert erhöhen, weil jeder Durchgang etwas anders ist. Andererseits verhindern sie die absolute Spieldesign Perfektion zu einem gewissen Grad. Sicher wird die Rhythmus Action am Ende auch nichts für restlos jeden Spieler sein. Trotzdem ist Cadence of Hyrule das bis jetzt wohl beste Zelda Spin-Off, das in jedem Fall für circa acht Stunden Erstspielzeit und obendrein im Koop schlicht und ergreifend viel Spaß machen kann.