Als Kind bin ich angelegentlich mit meiner Mutter und meiner Schwester in den Deli-Laden in der nächsten Stadt gefahren. Der Deli-Laden war quasi sowas wie die Vorstufe zum Intershop. Es roch wie sonst nur aus West-Paketen und die Schaufenster-Deko konnte man sogar als solche bezeichnen. Dort gab es Dosenpfirsiche – und Ananas, die ich nie leiden konnte. Ich habe lieber das Eingeweckte von meiner Großmutter gegessen. Im Deli kauften wir ab und an überteuerte belgische Nougatpralinen für horrend viel DDR Alu-Geld und unsere Art von „Nutella“. Das hieß „Nudossi“, wobei ich noch heute behaupten würde, dass es nicht wirklich einen Unterschied gibt und womöglich „unser“ Nudossi für harte Devisen in den Westen kam und dort unter „Nutella“ seinen Siegeszug auf den Stullen antrat.
Wer weiß es wirklich und wen interessiert das heute noch… Zumindest haben wir ab und an gern Butterkekse mit Nuss-Nougat-Crème gegessen. Meine Urgroßmutter, die regelmäßig ihre Cousine besuchen durfte, brachte von dem „süßen, ungesunden Zeugs“ nichts mit. Die dachte schon immer praktisch und so gab es Walkman und die gesamte Kollektion Pipi Langstrumpf. Und so gab es bei uns meistens Nudossi anstatt Nutella. Soviel ist an Erinnerung eingebrannt
Wenn es um gute Nuss-Nougat-Crème geht, lohnt auch hier der Blick zu unseren Nachbarn nach Frankreich. Eine ordentliche pâte à tartiner, wie sie ein jeder Pâtissier herzustellen vermag, ist cremig aber nicht plump, süß, dabei aber auch herb und kernig und hinterlässt einen Nachhall wie ein guter Wein. Mit den besten Nüssen gemacht, von denen gern auch noch ein paar Stückchen zu spüren sein dürfen, verzaubert diese Creme jede Tarte und auch jeden petit beurre. Butterkekse sind das schnellste le goûter für den Nachmittag und auch jede längere Autofahrt mit Staugefahr lässt sich zumindest kurzzeitig mit ein paar Butterkeksen aushalten.
Wieso also nicht Butterkekse mit hausgemachter Nuss-Nougat-Crème? Als kleine Reminiszenz an die Freuden der Kindheit und als Proviant für die nächste längere Autofahrt – das schwebte mir vor. Für die hausgemachte Nuss-Nougat-Crème werden feine Pecannüsse sehr fein gemahlen und auch nur beste Schokolade verhilft zu Wohlgeschmack. Abgerundet durch ein paar Tropfen guten Nussöls und mit Raz el Hanout kommt ein kleiner Touch Orient dazu. So darf diese Kreation nun ihre verdiente Krönung erwarten.
Die Butterkekse sind natürlich mit ordentlich Butter. Für einen kräftigeren Geschmack habe ich zusätzlich Kastanienmehl verwendet. Das ist mit herkömmlichem Mehl gemischt. Allein mit dem Kastanienmehl würden die Kekse zerfallen, da das Klebe-Eiweiß Gluten fehlt. Die Butterkekse werden mit der Nuss-Nougat-Crème bestrichen und jeweils zwei werden zusammen geklebt. Wer mag, kann die Crème dann zuerst vom Keks schlecken und dann knuspern.
- 100 g Schokolade (50% Kakaoanteil)
- 50 g Nuss-Nougat (z.B. von Viba)
- 100 g Butter
- 1 Dose gezuckerte Kondensmilch
- 80 g Pecannüsse, fein gemahlen
- 1 EL Nussöl
- Fleur de Sel
- Raz el Hanout
für die Butterkekse
- 200 g Mehl (Typ 405)
- 50 g Kastanienmehl
- 50 g Butter
- 50 g Zucker
- 2 TL Backpulver
- 1 Prise Salz
- 1 Ei
für die Nuss-Nougat-Crème
- In einer Schüssel im Wasserbad die Schokolade, das Nougat und die Butter schmelzen lassen. Danach die Schüssel aus dem Wasserbad nehmen. Nun die Kondensmilch und die gemahlenen Nüsse dazu geben und gut verrühren. Fleur de Sel und Raz el Hanout dazu geben und abschmecken.
- Ein Glas mit Schraubdeckel heiß ausspülen und die Nuss-Nougat-Crème hinein füllen. Erkalten lassen und dann auf die Butterkekse streichen. Die Nuss-Nougat-Crème hält sich gekühlt einige Tage.
für die Butterkekse
- In einem Topf die Butter zergehen lassen. Dann beiseite stellen. In einer großen Schüssel das Mehl, das Backpulver und das Salz vermischen. Das Ei dazu geben und alles verrühren. Nun die zerlassene Butter ebenfalls dazu geben und alles zu einem Teig verkneten. Das geht am besten per Hand. Eine Kugel formen und für 30 Minuten im Kühlschrank ruhen lassen.
- Den Ofen auf 180 Grad Celsius vorheizen.
- Danach den Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche ausrollen und kleine Kekse ausstechen (mit einem Keksstempel oder alternativ mit dem Rand eines Wasserglases).
- Auf einem Backblech ca. 12 Minuten backen. Danach abkühlen lassen und im Anschluss mit der Nuss-Nougat-Crème bestreichen.
Notizen
- Es ist Geschmackssache, wie viel Fleur de Sel und Raz el Hanout man mag. Einfach abschmecken und probieren, dann bekommt man das schnell raus.
von Sandy Confiture de Vivre http://www.confiture-de-vivre.de/