Bush und Kerry: Die Lüge als Gesprächsgrundlage

Politische Debatten gehören in den USA zum Alltag wie Hamburger und Ice-Tea. Deshalb ist es nicht überraschend, dass Millionen die Debatten zwischen den Präsidentschaftskandidaten vor ihrem Fernseher verfolgen. Viele, die noch unentschieden sind, wem sie ihre Stimme geben, erhoffen sich von den Rededuellen brauchbare Erkenntnisse. Sie wollen wissen, ob Präsident George W. Bush oder sein demokratischer Herausforderer John Kerry das bessere Konzept hat. Doch nach der zweiten Fernsehdebatte steht fest, dass man den Auskünften der Rivalen nicht unbedingt trauen kann. Fast alle größeren Medien in den USA haben mittlerweile so genannte fact-checker eingestellt, die noch in der Debatten-Nacht alle Angaben, Vorwürfe und Vorschläge der Kandidaten auf ihre Richtigkeit überprüfen. Das Resultat: Ein guter Teil der Aussagen ist entweder halb oder ganz falsch.

Nach Angaben der Washington Post stimmt es zum Beispiel nicht, dass in der Regierungszeit von Präsident Bush 1,6 Millionen Jobs verloren gegangen sind. Diese Zahl bezieht sich lediglich auf den Privatsektor, in der Regierung wurden Arbeitsplätze geschaffen. Insgesamt sind unter Bush 800 000 Arbeitsplätze verlorenen gegangen. es stimmt allerdings, dass Bush damit der erste Präsident seit Herbert Hoover ist, der in der Jobbilanz ein Minus vorweisen muss.

Bushs Versuch wiederum, seinen Kontrahenten als wankelmütig darzustellen, basiert teilweise auf Zitaten, die aus dem Zusammenhang gerissen wurden und deshalb einen falschen Klang bekommen. Wenn Bush Kerry zum Beispiel vorwirft: “Erst denkt er, Saddam Hussein stellt eine große Gefahr da, und nun sagt er, es sei ein Fehler gewesen, Saddam Hussein zu stürzten”, zitiert er Kerry falsch. Kerry hat gesagt: “Die Zufriedenheit über den Sturz Saddam Husseins verdeckt nicht diese Tatsache: Wir haben einen Diktator gegen ein Chaos ausgetauscht, das Amerika nicht sicherer macht”. Auch wenn er über Kerrys Pläne zur Reform des Gesundheitssystems schimpft, nimmt es Bush nicht so genau mit der Wahrheit. So behauptet er immer wieder, Kerry wolle “das Gesundheitssystem verstaatlichen”. Tatsache ist, dass Kerry seine Gesundheitspolitik auf staatliche und private Programme aufbaut.

Doch auch Kerry ist kein Freund der Ehrlichkeit. Sein Vorwurf, die Bush Regierung habe General Eric Shinseki in den Ruhestand geschickt, weil er behauptet habe, dass die USA mehr Soldaten in Irak benötigten, stimmt schlichtweg nicht. Tatsächlich hat Shinseki seinen Ruhestand ordnungsgemäß angetreten. Allerdings hat das Pentagon dafür gesorgt, dass Shinseki die letzten 14 Monate seiner Amtszeit als Oberbefehlshaber der Armee eigentlich handlungsunfähig war, weil man über seinen verfrühten Rücktritt spekuliert hat. Zu der Liste der Falschaussagen gehört auch Bushs Behauptung, er habe das Budget des Heimatschutzministerium verdreifacht. In Wahrheit hat er es verdoppelt. Kerrys Angaben, dass Wissenschaftler unter Bush Stammzellen-Programm nicht forschen könnten, ist ebenfalls unwahr. Tatsächlich wird mit mit Stammzellen geforscht, aber eben limitiert. Und so weiter.


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