Bush – Man on the Run

Ist es wahre Liebe zu einer Band und zu einem Genre oder reine Geldmacherei? Hört man die neue Platte von Bush und kennt die Geschichten dazu, ist Letzteres wahrscheinlicher.

Das waren noch Zeiten, als man in der ersten Reihe eines Bush-Konzertes stand, sich bei Sixteen Stone, Maschinehead oder Swallowed die Seele aus dem Leib sang und den Schuh von Gavin Rossdale, als sich dieser beim Stagediven vom Publikum feiern ließ, in den Händen hielt und danach glücklich nach Hause ging. Besagten Schuh würde man mittlerweile gerne nach Herrn Rossdale schmeißen – so schrecklich und zugleich traurig ist das neue Album seiner Band.

Ja, man ist etwas befanden, wenn es um Grunge-Bands der 90er geht und zugegeben, die neuen Bush-Songs sind nicht weiter tragisch, sondern schlicht weg ernüchterndes und belangloses Mittelmaß. Kennt man dazu aber die Entstehungsgeschichte von Man on the Run (mehr dazu später im Text), die im Gegensatz zu dem steht, womit man die Musiker früher in Verbindung gebracht hätte, überwiegt die Kritik einfach.

Allen Songs auf Man on the Run fehlt es an Substanz. Rossdale besingt sogenannte “First-World”-Probleme und damit fällt es gewaltig schwer, ihn ernst zu nehmen. Dem Sänger, der komplexe, emotionsgeladene Lyrics etwa zu Glycerine (Sixteen Stone, 1994) The Chemicals Between us oder Mouth (The Science of Things, 1999) schrieb, fällt es mittlerweile sichtlich schwer, sinnvolle Texte zu kreieren (wie man unter anderem in “Why does it always rain on Mondays – on me“ in Bodies in Motion oder “I wanna be your savior, I wanna be your seasons” in The Only Way Out zu hören bekommt). Rossdale ist zwar überraschenderweise stimmlich nach wie vor der Alte, aber der Mann, der seiner Frau Gwen Stefani bei der US-Castingshow “The Voice” beratend zur Seite steht, scheint das Gefühl für “echte” Probleme weitergehend verloren zu haben.

Musikalisch hat Man on the Run zwar doch ein paar Nettigkeiten zu bieten – zum Beispiel der Bass und die Arrangements bei Dangerous Love oder phasenweise die Gitarren und Drums beim Opener Just like my other Sins. Das ist aber auch das Mindeste, was man sich erwarten kann, wenn man sich die Produzenten Jay Baumgardner und Nick Raskulinecz (Alice In Chains, Deftones) ins Studio von Dave Grohl holt.

Das Schlimmste am neuen Album ist aber, dass die Band Crowdfunding als PR-Maßnahme eingesetzt hat. Den vielen kleinen Bands, die dabei Unterstützung für die teuren Studiokosten suchen und auch so manchem Fan dürfte es dabei sicherlich sauer aufgestoßen sein. Noch dazu, weil die Band zusätzlich die handgeschriebenen Lyrics von Glycerine für 1.616 Euro angeboten hat oder sich Meet & Greets mittlerweile von ihren Fans teuer bezahlen lässt. Man fragt sich unweigerlich: Was ist bloß mit Bush passiert – und wie dringend brauch Rossdale und Co. eigentlich Geld?

Im Jahr 2014 liefern Bush also Alternative-Rock, der einfallslos sowie glattpoliert ist und künstlerisch kaum etwas zu bieten hat. Nahmen viele die Band zu ihrer Anfangszeit aufgrund der Optik des Sängers schon nicht allzu ernst, liegt es 20 Jahre nach Sixteen Stone nun auch an der künstlerischen Darbietung der Musiker. So bleibt einem am Ende nichts anderes übrig als zu sagen: Bush, es ist an der Zeit, dass sich unsere Wege trennen.

Bush – Man on the Run, Sony Music, bushofficial.com


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