Bush-Krieg

Von Guidorohm

Der sitzt da, locker, weil Dummheit locker macht, weil alles hinter ihm liegt, weil der Blick mit Selbstgefälligkeit vollgesogen ist, weil er ein dickes Buch geschrieben hat, weil er die Raupe Nimmersatt liebt, weil er foltern ließ, weil er gelogen hat und ein Verbrecher ist, weil er seine Anzüge mag, die ihn auch mögen, und er sich denkt, wenigstens die Anzüge mögen mich, der sitzt da bei Oprah Winfrey, für die er ein weiterer Star ist, ein weiterer Name, mit dem sie sich schmücken kann, weil er die Einschaltquote nach oben treiben wird, und für die Einschaltquote würde sie auch den Teufel mit einem Lächeln begrüßen, der sitzt da, versunken in den Eigenlob und den weißen Sessel, er hat das linke Bein über das rechte Bein geschlagen, nicht weil er die Linken mag, wohl aber, weil er sich hier zu Hause fühlt, weil er die Neger im Interesse seiner Macht arbeiten lässt, auch wenn sie nie dort wären, wo sie heute sind, wenn er nur schon früher gelebt und Macht gehabt hätte, der sitzt da und redet von seinem Buch, denn er hat ein Buch geschrieben, weil heutzutage jedes Arschloch ein Buch schreibt, weil Papier geduldig ist und die Geschichte von den frechsten Lügnern geschrieben wird, weil bisher noch jeder Mächtige zum Lügner werden musste, na und, würde er gerne sagen, was wollen Sie überhaupt von mir, gute Autoren lügen doch auch, ich bin einfach ein großer Schriftsteller der Weltgeschichte, ich habe mit Panzern und Bomben geschrieben, was kümmern mich die weinenden Kindergesichter, haben Sie denn schon den 11. September vergessen, das würde er gerne alles sagen, aber er schweigt es mir ins Ohr, der sitzt einfach nur da, der ist kein Cowboy, denn so ein Cowboy kümmert sich um seine Herde, er sitzt mit den Rindern draußen, trinkt seinen heißen Kaffee, er raucht eine Zigarette, denkt an den Marlboro-Mann und daran, dass er nun auch ein Teil der großen weiten Werbewelt ist, aber so einer ist er nicht, er ist kein Patriot, auch kein Freiheitsbewahrer, er ist ein Geschäftsmann, ein Sohn, der Daddys Arsch viel zu lange lecken musste, der froh ist, als er endlich einmal seine Waffe ziehen konnte, einer, der mit sich und seinem Sexleben nicht im reinen ist, der über einen solchen Text sagen würde, da stehen Lügen über Lügen drin, aber, so könnte ich sagen, Sie lügen doch auch, ich, so könnte er sagen, ich darf lügen, denn es geht um die Sicherheit des wichtigsten Landes der Welt, ich lüge nicht, könnte er sagen, es ist eine weitere Lüge, wenn man über mich behauptet, ich würde lügen, könnte er sagen, er, der am Abend nach dieser Sendung wieder einmal einen zu viel trinken wird, verflucht, schon wieder ist mein Whiskeyglas zu Bruch gegangen, er könnte sich einige Nutten besorgen, er könnte sie dafür bezahlen, nicht über seine Ejakulationsstörungen zu sprechen, er könnte widersprechen, nein, die haben nichts mit meinen Kriegen zu tun, denn ein Krieger war er, ständig lag er im Streit mit denen, die sich ihm nicht beugen wollten, das ist ein demagogischer Text, könnte er sagen, dabei ist es tatsächlich eine Frechheit von einem Text, eine Verleumdung, ein Faustschlag, der aber lange nicht so schlimm ist wie all die täglichen Schlachtungen und Erniedrigungen, die Sie zu verantworten haben, könnte ich ihm antworten, in so einen Text muss Blut und Sperma, da ist noch viel zu wenig drin, könnte ich sagen, ich sitze da und sehe mir das Foto an, denke, da sitzt er, locker, weil Dummheit locker macht, weil alles hinter ihm liegt, weil der Blick mit Selbstgefälligkeit vollgesogen ist, weil er ein dickes Buch geschrieben hat, weil er die Raupe Nimmersatt liebt, weil er foltern ließ, weil er gelogen und ein Verbrecher ist, weil er seine Anzüge mag, die ihn auch mögen, und er sich denkt, wenigstens die Anzüge mögen mich, der sitzt da bei Oprah Winfrey und LÜGT.

(Erschienen bei Getidan)