Dies ist ein Beitrag von Aussie Buschfunk
Foto: Kym Smallman
Wenn ein Buschfeuer Tausende km von uns entfernt wütet, bekomme ich aus Deutschland regelmäßig besorgte Anrufe und Emails. Als aber am 17. November 2015 ein gefährliches Buschfeuer durch unser Grundstück jagte (Lese hier wie es uns dabei erging!), hörte niemand in Deutschland davon. Nur ein kurzer Bericht erfolgte in den deutschen Nachrichten – 2 Tage später!
Hauptgrund dafür waren sicher die Terroranschläge in Paris. Berichte darüber sind natürlich wichtiger als ein weiteres Feuer in Australien. Was in Paris geschah war furchtbar und so unnötig! Ich verstehe den ganzen Nachrichtenrummel um die Anschläge. Trotzdem möchte ich anhand von Fakten und Tatsachen zeigen, dass auch die Novemberbuschfeuer in Esperance erwähnenswert waren.
Buschfeuer sind keine Seltenheit in der Gegend um Esperance. Die Einwohner und Farmer sind daran gewöhnt. Doch das Feuer im November dieses Jahres war eben nicht ein „normales“ Buschfeuer. Ein Feuer in diesem verheerenden Ausmaß gab es vorher in der Geschichte der Stadt noch nicht.
Extreme Wetterbedingungen
Starke Winde um 100 km/h und hohe Temperaturen (42 ºC) sorgten dafür, dass am 17. November 2015 mehrere Feuer an verschiedenen Stellen ringsum Esperance, die 2 Tage zuvor durch Blitzeinschläge entstanden, außer Kontrolle geraten sind. Ein normales Buschfeuer bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 1 km/h fort. Die Esperance Feuer erreichten aber eine Geschwindigkeit von 25 bis 30 km/h! Nichts und niemand konnte unter diesen Bedingungen das Feuer aufhalten. Sogar die Feuerwehrleute wurden evakuiert, denn es war zu gefährlich.
Die Feuer brannten 9 Tage lang! Erst dann wurden sie durch einen lang ersehnten Regen gelöscht. Insgesamt brannte eine Fläche von 300.000 ha, das sind 3.000 km². Diese Fläche ist größer als ganz Luxemburg (2.586 km²).
Verlorene Menschenleben
4 Menschen kamen bei dem Feuer ums Leben. Der 45-jährige Farmer Kym “Freddy” Curnow warnte seine Nachbarn vor dem herannahenden Feuer, bevor er Opfer der Flammen wurde. Tom Butcher (31, Britte), Anna Winther (29, Norwegerin) und Julia Kohrs-Lichte (19, Deutsche) versuchten ein Pferd und sich selbst zu retten, als der Pferdeanhänger umkippte und das Feuer sie überrannte.
Verbrannte Gebäude
2 Häuser verbrannten während dem Novemberbuschfeuer in Esperance. Eins davon war angeblich ein leerstehendes Arbeiterquartier. Das andere war jedoch das Haus von Warren und Donna Liebeck, die keine Ahnung hatten, dass sie in unmittelbarer Gefahr schwebten, denn das Feuer startete eigentlich 100 km westlich von ihnen. Ihr Sohn, Michael, kam gerade rechtzeitig und rettete seine Eltern, bevor das Haus in Flammen aufging. Weiterhin verbrannten viele Scheunen, Werkstätten und Schuppen.
Landwirtschaftliche Verluste
Es war gerade Erntezeit in Esperance und es sollte eine Rekordernte werden. Das Feuer verbrannte jedoch 30.000 ha Getreidefläche. Das Landwirtschaftsamt schätzte einen Verlust von 500.000 t Getreide durch das Feuer und die starken Winde. Auch starben etwa 4.600 Schafe. Viele Farmer verloren ihre landwirtschaftliche Maschinen.
Zerstörte Infrastruktur
Mehr als 300 Strommasten sowie mehrere Telefonleitungen waren zerstört. Handyempfang ist sowieso im ländlichen Raum dieser Gegend nur sporadisch verfügbar. Das Ausfallen mehrerer Sendetürme verschlimmerte diese Situation noch. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass viele Leute nur kurzfristig oder gar nicht über das Feuer gewarnt werden konnten. Weil Farmer Freddy seine Nachbarn nicht telefonisch erreichen konnte, machte er sich in seinem Auto auf den Weg zu ihnen und verlor somit sein Leben.
Seltene Papageienart
Im Cape Arid Nationalpark brannten mehrere Feuer, die etwa eine Fläche von 163.000 ha Busch zerstörten. Darunter verbrannten auch 90 % des Lebensraumes einer seltenen Papageienart. Vor dem Feuer existierten nur noch 140 dieser Vogelart (engl.: Western Ground Parrots). Ein Papageienpärchen konnte kurz vor dem Feuer gerettet werden. Die beiden Papageien wurden für ein Züchtungsprogramm zum Perth Zoo transportiert. Noch weiß man nicht, ob und wie viele Papageien das Feuer überlebten. (Lese hier mehr!)
Trotz all der Zerstörungen muss ich sagen, dass wir im Shire Esperance ein Riesenglück hatten, dass nicht noch mehr Menschenleben verloren wurden. Dies haben wir den Tatsachen zu verdanken, dass die meisten Einwohner wissen, wie man sich während eines Buschfeuers zu verhalten hat, und dass unser Shire so dünn besiedelt ist. Woanders hätte das gleiche Feuer wahrscheinlich verheerendere Auswirkungen. Leider hätte die ganze Situation verhindert werden können, wenn die Feuerbrigaden die Buschfeuer sofort nach dem Blitzeinschlag gelöscht hätten. Was dabei schief gelaufen ist und warum, schreibe ich in meinem nächsten Artikel. Stay tuned!