Burnout Depression – Arme Manager! Glückliche Mütter?

Von Reini1973

Letztens habe ich einen der zahlreichen Berichte über eine Burnout Depression im Fernsehen gesehen. Dabei ist mir eines bewußt geworden. Kaum ist davon die Rede wird sofort der Manager als Beispiel genannt. Der arme Mann hat den ganzen Tag wichtige Entscheidungen zu treffen und oft bricht er unter der Last der Verantwortung zusammen. Sind die Manager wirklich die einzigen?

Kinderalltag

Ich hab mal versucht meinen Alltag heute in der Grafik zusammenzufassen. Dem gegenübergestellt habe ich den stressigen Alltag eines hochbezahlten Managers, wie ich ihn mir vorstelle und wie ich ihn aus meiner eigenen Berufserfahrung kennengelernt habe. Ich würde auf keinen Fall tauschen wollen, aber ich bin mir sicher, dass der Manager auch nicht tauschen wollte. Ich bin 365 Tage pro Jahr für etwa 16 Stunden aktiv. Dabei mach ich relativ wenige Pausen. Dazu kommen etliche Nachtstunden, die ich mir mit kranken Kindern um die Ohren schlage und Projekte wie Urlaube, die zusätzlichen Aufwand bedeuten. Ich trage tagsüber die alleinige Verantwortung für meine Kinder. Wenn ich mit Ihnen auf der Straße unterwegs bin, dann muss ich ständig alle drei im Blick haben. Sind wir am Spielplatz, dann wird die Kleinste direkt beaufsichtigt und die beiden anderen aus der Distanz beobachtet. Zusätzlich muss ich auf den Kinderwagen achten.

Manageralltag

Manager und Politiker leisten Einiges. Das will ich niemanden absprechen. Ich bewundere Menschen, die 10-20 Stunden am Tag für ein Unternehmen unterwegs sind, Strategien verfolgen und Entscheidungen treffen. Ich will auf keinen Fall die Arbeit eines Managers, noch sonst eine Arbeit schlecht reden, aber es gibt ein paar Aspekte, die man nur im Job als Hausfrau und Mutter hat. Umgangsformen, Verantwortung und Tagesgeschäft, das es in keinem Büro gibt. Manager leiden oft an einer Burnout Depression und das sicherlich nicht ohne Grund. Dass aber auch Mütter oft burnoutgefährdet sind, oder sich schon mit einer ausgewachsenen Burnout Depression durch den Alltag quälen kann ich mir auch gut vorstellen. Trotzdem wird immer der Manager als Paradebeispiel herangezogen.

Ma-Manager

Als Hausfrau und Mutter hat man ein paar Probleme, die den Job so richtig schwer machen. Ich habe versucht ein paar davon aufzuzählen.

1. Kinder

Kinder sind gnadenlos. Sie schauen weder auf die Uhr, noch berücksichtigen sie so Dinge wie Privatsphäre, Krankheit, Müdigkeit, oder andere Pflichten. Wenn ein Kind etwas braucht, dann schreit es nach seiner Mama. Das ist natürlich in Ordnung so und dafür ist die Mutter ja schließlich da. Mein Mann unterstützt mich auch, wenn er da ist, aber oft bin ich alleine mit den Kindern und oft haben mehrere gleichzeitig ein Problem. Dabei ist es völlig egal was ich gerade tue. Stehe ich unter der Dusche, oder sitze auf der Toilette ist egal. Auch wenn ich mit 39° Fieber auf der Couch auf das Ende warte – Das Kind fordert meine Leistung.

Kinder sind im Grunde kleine Egoisten. Sie haben wenig Verständnis dafür, dass es jemand anderen schlecht geht und stellen die eigenen Probleme immer an die erste Stelle. Der Manager hat dem gegenüber zwei Vorteile. Vor ihm hat man Respekt. Seine Mitarbeiter platzen nicht mit voller Windel ins Meeting und fordern lautstark gewickelt zu werden. Er umgibt sich mit anderen Managern, die ihm Verantwortung abnehmen und auch die Folgen tragen, wenn etwas schief geht. Er kann Mitarbeiter kündigen, oder neue aufnehmen, wenn er möchte. Meine Kinder sind fest angestellt und unkündbar. Die bleiben, egal wie daneben sie sich benehmen.

2. Arbeitszeiten

Es gibt eine ganze Reihe von gesetzlichen Arbeitszeitregelungen. Dazu kommt Urlaub, der jedem Arbeitnehmer zusteht. Gut so, weil es ja an die Substanz geht und eine Burnout Depression fördert, wenn man ununterbrochen arbeitet. Gut, dass es solche Regelungen gibt! Schlecht aber, dass keine der vielen Regeln, die jeden Hilfsarbeiter und auch jeden Manager vor der Burnout Depression bewahren sollen, für Mütter einfach nicht gelten. Hier wird 24 Stunden am Tag 365 Tage im Jahr Leistung gefordert. Kindern ist das völlig egal, ob Mama krank, gesund, müde, oder verabredet ist. Freizeit gibt es nur, wenn man einen Babysitter organisiert und wenn die Gesundheit der Kinder es zulässt. Dummerweise neigen zumindest meine Kinder immer zu spontanem Fieber und Unwohlsein, wenn ich mal ins Kino gehen will.

Urlaub macht eine Mutter auch, also putzt und umsorgt sie auch auf Reisen. Vorher und nachher gibt es auch noch Extrastress. Da werden die Koffer ein- und wieder ausgepackt. Wo der normale Mensch seine Sachen in den Koffer packt und losfährt, da muss man als Mutter tagelang vorher mit der Detailplanung beginnen. Hat man ausreichend Sonnencreme, passen die Badeschuhe und die Badekleidung, welche Handtücher kommen mit, was ziehen wir an, wenn es kälter wird und 1000 andere Fragen müssen gestellt, beantwortet und erledigt werden.

3. Arbeitsbedingungen

Krankmeldung gibt es nicht, genausowenig wie einen Betriebsrat, der mich vor unmenschlichen Arbeitsbedingungen schützt. Ist ein Tag anstrengend, oder wird es mal länger, dann gibt es keine Gleitzeit, oder Zeitausgleich. Der nächste Tag wird wie jeder andere. Auch ob es Wochentag, Wochenende, oder Feiertag ist. An Feiertagen, wo andere ihre Freizeit genießen muss die Mutter oft einiges vorbereiten, oder dachtest Du, dass der Osterhase die Eier versteckt und der Weihnachtmann die Päckchen bringt? Vorbereiten, Umsetzen und Aufräumen – Das ist der klassische Ablauf. Einmal im Jahr gibt es Muttertag. Da bekommt man Frühstück und darf vielleicht essen gehen. Am Geburtstag gibts ein Ständchen und das wars.

Auch das Wetter spielt keine Rolle. Bei Regen, Schnee und Sonnenschein muss man raus. Die Kleinen brauchen Frischluft und Bewegung. Sie wollen Radfahren, Schlittenfahren und Schaukeln und Mama muss das organisieren. Rückuzgsorte und Oasen, wo man einmal für sich sein kann gibt es nur, wenn die Kleinen in der Kita sind. Am Wochenende ist man nie alleine. Der Manager hat ein Büro und wenn er ein ordentlicher Manager ist, dann hat er eine Sekretärin, die er wie einen Pitbull vor seine verschlossene Bürotüre setzt und die niemanden reinlässt.

4. Verantwortung

Der Manager hat unglaubliche Verantwortung. Je nach Größe und Struktur des Unternehmens laufen mehr, oder weniger alle Fäden bei ihm zusammen. Zieht er am falschen Faden, dann verlieren Menschen Geld, oder ihren Job. Geht des dem Unternehmen nicht gut, dann muss er vielleicht unpopuläre Entscheidungen treffen. Löhne und Gehälter reduzieren, Urlaub abbauen, Personal kündigen und sparen wo es geht. Als Mutter trägt man die Verantwortung für das Leben der Kinder. Das fängt damit an, dass sie gesund und ausreichend ernährt werden müssen, geht aber auch soweit, dass sie sich ohne Aufsicht leicht in Lebensgefahr begeben können. Verletzt sich ein Kind schwer, dann muss man für ärztliche Hilfe sorgen.

Die Verantwortung für das Leben der Kinder geht aber weiter. Der Manager zahlt ein Gehalt und kümmert sich nicht weiter darum, was der Mitarbeiter damit macht. Kauft er sich davon Drogen, oder spart er auf ein Eigenheim kann dem Manager egal sein. Solange die Arbeitsleistung passt ist ihm das, völlig zurecht, egal. Mutter ist ein Job auf Lebenszeit. Auch wenn die Kinder ausziehen und theoretisch ihr Leben alleine leben, ist man doch verpflichtet einzuspringen. Geht es mal um Enkelkinder, muss man finanziell aushelfen, oder auch nur ein Rezept zur Hand haben, wenn die Tochter es braucht. Außerdem ist man verantwortlich dafür, dass das Kind es zu etwas bringt.

Man muss ihm Möglichkeiten bieten und ihm nichts verbauen. Ist ein Mitarbeiter ungeeignet, dann wird er gekündigt. Der Manager kann nichts dafür und es ist auch nicht sein Problem, was mit dem Mitarbeiter passiert. Versagt ein Kind, dann kann man es nicht so elegant loswerden und durch ein besseres ersetzen. Man muss schon selbst darauf achten, dass die Kinder ihr Leben und die Anforderungen meistern und jedes Versagen in Kindheit und Jugend ist auch das Versagen der Eltern.

5. Arbeitspensum

Ein häufiger Grund für eine Burnout Depression ist Überlastung. Viel Verantwortung und viel Arbeit, die man zu erledigen hat. Der Manager, und versteh das bitte nicht falsch, arbeitet nichts. Er sitzt im Meeting und entscheidet über die neue Niederlassung in Übersee. Er schnappt deswegen nicht den Spaten und den Geldkoffer und setzt sich in den Flieger um ein Grundstück zu kaufen und den Keller auszuheben. Er sucht sich einen seiner Mitarbeiter und startet ein Projekt. Als Projektauftraggeber bekommt er die Entscheidungen fertig aufbereitet auf den Tisch und muss nur noch wählen, wie Präsident Schwarzenegger im Simpson Film. Ja, er trägt die Verantwortung, aber auch für Dinge, die er noch nie gesehen hat und von denen er keine Ahnung zu haben braucht.

Als Mutter macht man fast alles selber. Entscheide ich, dass die Kindergartenpädagogin eine Topfpflanze zum Abschluss meine Ältesten bekommen muss, dann kann ich lange nach dem Projektleiter suchen, der das nach Handbuch umsetzt. Ich kann meinen Mann schicken, aber im Regelfall marschiere ich selbst hochpersönlich los und entscheide vor Ort welche Pflanze ich kaufe. Die Rechnung schicke ich nicht unterschrieben in die Buchhaltung, sondern begleiche sie vor Ort. Dann sorge ich mich noch um eine Karte und beschrifte sie eigenhändig. Ich trage Verantwortung, treffe Entscheidungen und führe sie aus. Auch wenn der Bau einer Niederlassung objektiv nicht vergleichbar ist mit dem Kauf einer Zimmerpflanze geht es subjektiv um etwas Großes. Schließlich hat diese Frau meine Tochter drei Jahre lang jeden Tag begleitet.

6. Emotionen

Manch einer hängt an seinem Job. Er liebt seine Firma. Viele Projekte werden mit Herzblut betrieben und man nimmt auch im Beruf viel persönlich. Aber unterm Strich kann man als Arbeitnehmer jederzeit einen anderen Job finden. Man mag seinen Job, aber einen anderen mag man vielleicht auch. Der Spruch von der Berufung, die mancher Beruf sein soll ist abgedroschen, aber auch nicht verpflichtend an einen konkreten Job gebunden.

Ist man Friseur aus Leidenschaft, dann kann man das auch 800km weiter weg machen und es genauso lieben. Ein Job ist ein Job und auch wenn es mit Eintritt in die Rente einen Schock gibt, ist noch so ziemlich jeder ganz gut darüber hinweggekommen.

Als Mutter liebt man seine Kinder. Man muss sie umsorgen und es ist emotionaler Stress, wenn man ein Problem mit einem der Kinder hat. Streiten wir, oder streiten die Kinder untereinander und ist die Beziehung gestört, dann geht das allen nahe. Die Distanz, die man als Manager haben kann, wenn man auf den Golfplatz fährt, kann ich nie haben. Ich liebe meine Drei und an Kündigung ist nicht zu denken. Ich muss jedes von den Kindern zu einem ordentlichen Menschen erziehen und auf dem Weg dorthin darauf achten, dass es ihnen an nichts fehlt und sie auch noch die richtigen Wert mit auf den Weg bekommen.

7. Gehalt

Auch ein wichtiger Antrieb für viele Menschen. Als Mutter bekommt man kein Geld. Klar, ein Kinderlachen ist natürlich unbezahlbar, aber wenn es bezahlbar wäre, dann könnte ich es sicher nicht bezahlen. Ich habe mich entschieden bei meinen Kindern zu bleiben, also lebe ich von der Beihilfe und dem Gehalt meines Mannes. Ein Manager belohnt sich oft mit teuren Dingen. Ein schicker Dienstwagen, ein teurer Anzug und schon geht es ihm besser. Gut aussehen und ein wenig von seinem Wohlstand zeigen. Warum es wohl auf den großen Flughäfen immer so feine Geschäfte gibt, wenn sich nicht damit die Manager, die einen erfolgreichen Tag hatten, eine kleine Belohnung gönnen könnten. Eine neue Uhr für 30.000€, oder ein schönes Hemd für 400€ sind da gerade recht.

Mir würde es auch besser gehen, wenn ich mir regelmäßig mal was gönnen könnte. Alleine die Zeit dafür fehlt mir im Alltag und das Geld gebe ich meistens lieber für die Kinder aus. Ich selbst hätte da und dort mal ein neues Teil nötig, aber ganz Mutter schaue ich auf mich selbst meistens zuletzt.

Ernst genommen werden

Es ist tatsächlich so, dass der Job der Hausfrauen und Mütter oft nicht ganz ernst genommen wird. Gehe ich mal mit einer Freundin auf einen Kaffee, dann erstens zwischen zwei Erledigungen, zweitens nachdem ich es mir drei Wochen vorher vereinbart und Zeit dafür frei gemacht habe, drittens unter Zeitdruck und viertens damit ich auch einmal mit einem echten ausgewachsenen Menschen, der nicht mein Mann ist,  über echte ausgewachsene menschliche Themen reden kann.

Das Klischee der Mutter die entspannt auf der Parkbank sitzt und die Vormittagssonne genießt trifft selten zu. Ja es ist toll, wenn man an einem schönen Sommertag ein wenig draußen sitzt, aber das ist nun mal ein Teil des Jobs und auch wenn es wunderbar wäre sich in die Wiese zu legen, oder auf der Parkbank mal kurz die Augen zu schließen und das Leben zu genießen, geht das nicht. Eine Mutter muss immer wachsam sein und selbst einschreiten.

Burnout Depression

Eine Burnout Depression ist eine unangenehme Sache. Die Dunkelziffer ist sicher sehr hoch und viele überforderte Menschen kämpfen sich Tag für Tag durch ihren Job. Dass in dem Zusammenhang immer Manager genannt werden, finde ich als Hausfrau und Mutter sehr schade. Falsche Entscheidungen eines Managers können fatal sein. Geld kann verloren gehen und die Firma kann Schäden davon tragen. Aber die meisten der Entscheidungen kann man widerrufen. Firmen kann man wieder aufbauen und sie wieder zum Erfolg führen. Treffe ich die falsche Entscheidung in meinem Job, dann kann mein Kind sich ernsthaft verletzten. Auch ein Busfahrer, ein Pilot, oder etliche andere arbeitenden Personen treffen für sich in ihrem Umfeld endgültge und unwiderrufbare Entscheidungen.

Luxus der Manager

Der Luxus, den die meisten Manager haben ist, dass ihre Entscheidungen sich „nur“ auf Geld auswirken. Jobs kann man verlieren und andere Jobs suchen. Firmen kann man schließen und neu eröffnen. Um ein Kind zu erziehen hat man nur eine Chance. Klar kann man es beim zweiten Kind besser machen, aber was hat das erste Kind davon? Der Druck auf eine Mutter ist enorm und die Gefahr eine Burnout Depression zu bekommen, oder sonst unter dem Druck in die Knie zu gehen ist zumindest genauso hoch, wie bei einem Top-Manager. Das sollte man auf jeden Fall anerkennen und sich als Mutter bewußt sein unter welchem Druck man steht.

Es gibt wenig Lösungen dafür, aber eines sollte man seiner Gesundheit zu liebe in sein Leben einbauen. Auszeiten, Oasen und Rückzugsorte. Ja, die Kinder brauchen uns, aber was haben sie davon, wenn die Mutter zitternd und heulend nicht mehr in der Lage ist Ihren Job zu machen? Nehmt Euch mal frei. Lasst Euren Partner, die Oma, oder sonst eine vertrauenswürdige Person einmal eine, oder zwei Nächte mit den Kindern zu Hause. Nimm Dir Zeit für Dich und nimm Dir einen Bruchteil von dem Urlaub, der Dir zusteht. Lass es einen Tag die Woche mal ruhiger angehen und hab kein schlechtes Gewissen, wenn Du mal ein paar Stunden gemütlich vor dem Fernseher verbringst. Du hast es Dir verdient!