Burning Like Fire in Cairo: Gedanken über Demokratie

Burning Iike Fire in Cairo, irgendwie ging mir dieser Song von The Cure durch den Kopf, als vorhin durch die dunklen und nassen Straßen ging. Eigentlich wollte ich ja nur um die Ecke im Waschsalon in der Warschauer Straße zum Wäschetrocknen, weil meine Wohnung zu kalt und zu feucht ist, um dort im Winter Wäsche trocken zu kriegen. Warschauer war aber an einem Tag wie heute eine schlechte Idee. Kaum hatte ich die Münzen eingeworfen, kamen die Wannen und die Wasserwerfer. Also brachte ich erstmal mein Fahrrad in Sicherheit, man weiß ja nie. Im Eifer des Gefechts kommt gelegentlich auch mal ein ökologisch korrektes Arme-Leute-Gefährt wie mein armer Drahtesel zu Schaden. Jemand der Schlachtenbummler draußen hielt mir freundlicherweise die Waschsalontür auf, während ich mit meinem Rad kämpfte. Draußen rückte die Polizei Richtung Warschauer Brücke vor, was die Anti-Räumungs-Demonstranten nach und nach erdulden mussten. Die Übermacht der Wannen und Wasserwerfer war zu erdrückend. Und über allem kreiste der Polizeihelikopter.

Nein, das hier ist schon was anderes als in Ägypten. Andererseits auch wieder nicht. Vielleicht sollten sich die Ägypter, die derzeit für Freiheit und Demokratie auf die Straße gehen, sich das hier mal ansehen. Hier und heute lässt sich sehr gut studieren, wie ein freiheitlich-demokratischer Staat funktioniert, den die Ägypter doch so gern haben wollen. Vielleicht sollten sie auch mal die Ossis fragen, die dafür vor 20 Jahren auf die Straße gegangen sind. Haben sie bekommen, was sie haben wollten? Einige bestimmt. Die haben die neue demokratische Freiheit genutzt, um Karriere zu machen. Aber die anderen? Haben die sich das wirklich so vorgestellt? Glaub ich nicht. Aber woher sollten sie auch wissen, was auf sie zu kommt. Genausowenig wie die Tunesier und die Ägypter das wissen. Sie habe es ja noch nicht ausprobiert: Das Gewaltmonopol liegt auch in der freiheitlichen Demokratie beim Staat und der setzt es ein, wenn es drauf ankommt. Ein Polizeiknüppel ist dadurch nicht weniger hart.

Der Staat geht hier gerade wieder seinen Hauptaufgaben nach: Dem Schutz des privaten Eigentums und der Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung. Denn die Liebig 14 wurde geräumt, weil die Eigentümer selbst bestimmen wollen, wer zu welchen Bedingungen in ihrem Haus wohnt. Das ist ihr gutes Recht. Da werden schon mal ein paar Hundertschaften in Bewegung versetzt, damit so ein Hauseigentümer zu seinem Recht kommt. Ist in den vergangenen Jahrzehnten zig Mal vorgekommen. Wo kämen wir denn hin, wenn privates Eigentum nicht mehr durchgesetzt würde? Dann würde es niemandem mehr Spaß machen, etwas zu besitzen. Vor allem aber könnten die Besitzenden die Habenichtse nicht mehr dazu zwingen, für sie zu arbeiten. Überhaupt zu arbeiten und Reichtum zu generieren. Dann wäre das komplette Geschäftsmodell dieses Staates und dieser Gesellschaft am Ende. Deshalb kann es gar nicht anders kommen, als es immer wieder kommt.

Der Polizeihubschrauber kreist noch immer, in der Ferne Böller und Polizeisirenen.



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