Fast 3 Jahre ist es nun her, dass wir die Burg Eisenberg, gelegen im gleichnamigen kleinen Dorf Eisenberg im Allgäu besucht hatten. (Homepage des Dorfes, Wikipedia; es gibt übrigens weitere Orte mit diesem Namen.)
Mein damaliger Blogtitel lautete zwar "Burkhardts Burgen-Bilder: Ruinen Eisenberg und Hohenfreyberg im Allgäu"; hingegangen waren wir seinerzeit jedoch nicht zu der unmittelbar benachbarten Burg Hohenfreyberg.
Am vorigen Freitag haben wir, bei heiter bis wolkigem Wetter, endlich auch diese Burg besichtigt. Auch über diesen Besuch hatte ich hier bereits einen Blott eingestellt: "Das Spukschloss im Allgäu".
Aber vielleicht möchten Sie ja auch sehen, wie die Burg aussieht, wenn sie mal nicht zum "Spukschloss" verhext ist. ;-)
Übrigens gibt es eine interessante Parallele zwischen der Burg Hohenfreyberg und dem Schloss Neuschwanstein hier in Schwangau: Beide waren zur Zeit ihrer Erbauung ein Anachronismus.
Während allerdings König Ludwig II. mit dem Bau von Neuschwanstein (und anderen Schlössern) romantische Träume verwirklichte, wollte Friedrich von Freyberg zu Eisenberg, der älteste Sohn des gleichnamigen Herrn der Burg Eisenberg, mit seinem Rückgriff auf den Bautypus der hochmittelalterlichen Höhenburg ritterliche Machtansprüche dokumentieren. Finanziell hat er sich dabei offenbar übernommen; jedenfalls mussten seine Nachkommen die Burg an Erzherzog Sigmund von Österreich-Tirol verkaufen.
Wenige Jahre später starb die von ihm begründete Linie Freyberg-Eisenberg zu Hohenfreyberg aus.
Rätselhaft für mich, wie er den Burgenbau überhaupt finanziert hat. Denn seine ganze Herrschaft bestand aus grade mal 50 Bauernhöfen.
Das Eingangsbild oben zeigt eine sog. "Figureninszenierung"; in diesem Falle einen "Steinsetzer", also einen Maurer, wie er damals ausgesehen haben könnte. (Vom Speiskübel hinter ihm ist auf der vom Betrachter aus rechten Seite ein kleiner Teil zwischen Körper und Arm erkennbar.) Wenn die Mauersteine schon damals den Kalk ausschieden wie hier .....
Der äußere Burghof aus anderer Perspektive (von den Schuttresten des Nordwestturmes - Nr. 5 - her) gesehen:
Eine Aufnahme aus den Überresten der "Kemenate I" heraus (Ziff. 1a) mit Blick auf die Innenseite des Kapellenturms (1c; im Foto in der die große schwarze Toröffnung mit dem Fenster darüber). Am unteren Bildrand rechts wird ein Teil des Tordurchgangs zur Kernburg (von innen) sichtbar (11b).
Hier die Außenwand aus der anderen Ecke, beim Kapellenturm, geknipst:
Aber auch von der hofseitigen (1d) (Süd-)Wand der Kemenate I hat noch einiges Mauerwerk die Zeiten überdauert:
Ein ergiebiges Bildmotiv sind die zwei Segmentreste des runden Bergfrieds (Ziff. 1f):
Die Süd-"Hälfte" der Turmmauern wirft ihre Schatten auf die Innenseite der Nord-"Hälfte" (diese Aufnahme aus einer Fensternische in der Südwand, von dieser oben der gezackte schwarze Steinrand):
Der innere Burghof ungefähr vom Kapellenturm aus. In der Mitte die Mauern der Kemenate I; rechts die gespaltenen Überbleibsel des Bergfrieds:
Etwa um 1500 hat man einen "Zwinger" um die ursprüngliche Burg gelegt (Ziff. 12 und 13):
Drunten im Tal wird die Kirche von Zell (Wikipedia) sichtbar:
Die Anlage des Zwingers machte, quer zur ursprünglichen Zugangsrichtung zur Burg, die Anlage von zwei Durchgängen durch einen rechteckigen Turm erforderlich, der ursprünglich als Torturm (Ziff. 3; Burgzugang damals von Süden) erbaut worden war und später, nach Verlegung des Eingangs auf die Westseite, als Zisternenturm genutzt wurde.
Dort gehen wir hindurch (hier ein Rück-Blick)
auf den als "Schießstand" bezeichneten Bereich Ziff. 13 (beim Kapellenturm, nicht der mit derselben Nr. bezeichnete Schießstand an der Ostspitze) und uns eröffnet sich ein Ausblick auf die hohe, zinnenbekrönte Wehrmauer der benachbarten Burgruine Eisenberg.
Das Mauerwerk und der Durchgang links (den wir eben von unten gesehen hatten) gehören zu dem o. a. Torturm bzw. Zisternenturm (Ziff. 3).
Noch einige nette Schnappschüsse:
Bei angenehmem Wanderwetter (heiter bis wolkig, nicht zu warm) war an unserem Besuchstag einiger Betrieb in der Ruine.
DIESES Schild, mit seiner doch recht bescheidenen Bitte, wurde allerdings (in der allerdings kurzen Zeitspanne, wo ich das Schild und den "Opferstock" im Blickfeld hatte) von keinem der Besucher beachtet.
Sie werden aber nicht drüber hinwegsehen, falls Sie das Bauwerk irgendwann mal besichtigen, gelle? (Ich auch nicht.)
ceterum censeo
Wer alle Immiggressoren der Welt in sein Land lässt, der ist nicht "weltoffen":
Der hat den A.... offen!
Textstand vom 29.09.2016