Bunte Bildchen

Wie oft habe ich das in meiner Karriere als Mutter schon getan? Im Internet nach bunten Bildchen gesucht, einen schönen Plan gestaltet, Blätter ausgedruckt, laminiert, geklebt, eine Familienkonferenz einberufen, um meinen Lieben zu erklären, wie die Dinge von nun an zu laufen haben. Aktuell zum Beispiel mein neues Kompost-System: Einheimisches, Kaffeesatz, Tee und Bio in den einen Kessel, Überreste von Exoten in den anderen.

Während ich schneide, laminiere und klebe schwirren im Kopf die grossen, stets gleichen Fragen: Was wird länger halten – die Motivation der Kinder, sich an mein System zu halten, oder der Klebestreifen, mit dem ich die bunten Bildchen auf den Eimer geklebt habe? Oder geht ihnen diesmal die Sache in Fleisch und Blut über, so dass es die Bildchen schon bald nicht mehr braucht, auch wenn der Klebestreifen noch halten würde? 

Keine blöden Sprüche, wenn ich bitten darf! Auch in unserer Familie gibt es solche Erfolgserlebnisse, obschon man uns das von weitem nicht ansehen würde. Die Sache mit dem Küchendienst zum Beispiel klappt wirklich tadellos, das Wäschesortiersystem ist nun schon ziemlich lange erfolgreich im Einsatz und sogar das mit dem gemeinsamen Aufräumen kriegen wir an drei von vier Wochenenden im Monat mehr oder weniger streitfrei hinter uns. Soll mir also keiner behaupten, alles Kleben, Laminieren und Predigen sei umsonst. 

Dennoch trifft man in unserem Haushalt immer mal wieder auf lädierte Ämtlipläne, ausgediente Pinnwände und Überreste von bunten Bildchen, die irgend eine Regel hätten verständlich machen sollen. All dies zeugt von Anläufen, die leider ins Leere gelaufen sind. Vielleicht war die Zeit noch nicht reif für das, was wir damals hätten durchsetzen wollen. Vielleicht waren wir zu lasch in der Umsetzung. Vielleicht war es eine Zeit lang die richtige Lösung, später dann aber nicht mehr, weil so eine Familie halt kein statisches Gebilde ist. Vielleicht war es auch ein kläglicher Versuch, etwas zu kopieren, was in einer anderen Familie auf diese Weise funktioniert, bei uns aber offensichtlich auf anderem Wege angestrebt werden muss. 

Ich kenne keine Familie, die ohne bunte Bildchen, Pläne und anderen Kram auskommt. Bei den meisten sieht das ziemlich beeindruckend und perfekt aus. So perfekt wie meine Schranktür mit den vielen farbigen Stundenplänen. Oder wie aktuell gerade meine Kompostkübel. Was man hingegen nie zu sehen bekommt, sind die vielen gescheiterten Versuche, deren Überreste irgendwo in einer Ecke, in der schon lange keiner mehr sauber gemacht hat, schlummern. 

Manchmal, wenn ich bei einer anderen Familie zu Gast bin, wüsste ich zu gerne, ob die Bildchen, die man zu sehen bekommt, für ein perfektes, reibungsfreies System stehen, oder ob sie der verzweifelte hundertfünfzigste Versuch sind, endlich ein wenig Ordnung ins Chaos zu bringen. Aber das sagt einem natürlich keiner. 

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