Bundesfreiwilligendienst für alle! Immer!

Der Bundesfreiwilligendienst ist ein besonders widerliches Beispiel dafür, dass sich die Bundesregierung und sympathisierende Lobbyorganisationen sich nicht zu schade sind, ihr vielbemühtes Leistungsprinzip zielgruppengerecht umzudeuten: Wer nicht in der Lage ist, seine besondere Leistung in dieser Gesellschaft gegen ein gewisses Entgelt an den Mann oder die Frau zu bringen, bekommt nun auch die Chance, es freiwillig zu tun: Deine Leistung ohne Gegenleistung.

Aber wenigstens brauchen wir dich. Zwar nicht so sehr, dass es uns einen Lohn, ein Gehalt, eine Anerkennung wert wäre, von der man sich was kaufen kann. Aber doch wenigstens ein aufmunterndes „Dankeschön“, damit du dir nicht mehr so überflüssig vorkommst. So wird der Gefallen, den du uns tun sollst, auch wieder zum Gefallen, den wir dir tun. Ein Geben und Nehmen sozusagen, nur dass du, Freiwillige(r), dabei immer leer ausgehst. Und die Gesellschaft auf deine Kosten wieder sparen kann. Schön blöd bist du, aber wir klopfen dir dafür gern auf die Schulter. Denn es gibt Arbeit, die getan werden muss, auch wenn keiner dafür bezahlen will. Dafür brauchen wir dann nützliche Idioten wie dich.

Werbeplakat für den Bundesfreiwilligendienst

Nichts erfüllt mehr, als gebraucht zu werden.
Werbeplakat für den Bundesfreiwilligendienst


Und besonders verwundert mich, dass sich keiner über diese ungeheuerlichen Plakate aufregt, die zumindest in Berlin gefühlt alle paar Meter zu finden sind. Das ist doch der reine Hohn! In einer Gesellschaft, in der wirklich nur Geld zählt, in der man für alles bezahlen muss, weil man von allem ausgeschlossen ist, weil auf jedem verdammten Ding ein Preisschild klebt, wird dafür geworben, dass sich die Leute zum Depp machen, in dem sie freiwillig das tun, wofür sie keiner bezahlen will. Geht’s noch?!

Wenn es denn tatsächlich so wäre, dass Arbeit an sich gut ist und glücklich macht, wenn es wirklich gut für einen selbst und die anderen wäre, dass man die Dinge, die getan werden müssen, einfach tut – warum lassen wir dann dieses ganze Gewese mit dem Geld und dem Geldverdienen nicht einfach sein?

Man kann alles auch einfach so, auch ohne Geld tun! Genau dafür wird doch hier geworben!

Dann wäre ja wohl die angemessene und naheliegende Lösung für das Problem, dass notwendige und sinnvolle Dinge einfach getan werden sollen, dass man dieses blöde Ding mit dem Geld für Arbeit einfach mal weglässt. Erweitern wir den Bundesfreiwilligendienst doch gleich auf sämtliche Tätigkeiten, die es so braucht, um eine Bevölkerung bei Laune zu halten. Dann müsste man nie wieder überlegen: Lohnt sich das, können wir uns das leisten? Etwa Kinder zu betreuen, Kranke und Alte zu pflegen, wirklich gesunde Nahrungsmittel herzustellen und nicht solche, die wenn sie schon nicht gesund sind, die Leute nicht auch noch richtig krank machen?! Es würde einfach getan, weil es nötig ist.

Super Sache! Wann fangen wir endlich damit an?



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