A Film by Christine Franz
(Munro Films/Cargo Records, 103 min + CD)
Musikdokumentationen sind langweilig. Schon klar. Wenn wir von abgefilmten Konzerten reden, fünf Kameraeinstellungen, drei Interviews - d'accord. Gibt's genügend von, will keiner sehen. Aber wenn eine spannende Geschichte erzählt wird, wenn man Seiten an den portraitierten Künstlern entdecken kann, die man so nicht vermutet hätte, wenn völlig abseitige Zusammenhänge zu neuen Einsichten führen, dann kann das richtig Spaß machen. Denken wir beispielsweise an Cho Sung-hyung und ihr wunderbares "Full Metal Village" über das Festival in Wacken. Oder Florian Habichts "Pulp: A Film About Life, Death And Supermarkets", Berlingers Metallica-Epos "Some Kind Of Monster", ja selbst Hannes Rossachers "Rammstein in Amerika" schafft es, mit ein paar Vorurteilen über die ostdeutschen Brachialrocker aufzuräumen.
Morgen kommt ein weiteres Highlight des Genres in den Handel: Die deutsche Journalistin und Regisseurin Christine Franz hatte vor einiger Zeit die Gelegenheit, das britische Punk-Duo Sleaford Mods ein Stück ihres Weges zu begleiten. Was in einem tristen Wohnviertel in Nottingham beginnt, entwickelt sich schnell zur einfühlsamen, kraftvollen und leidenschaftlichen Erzählung über die Freundschaft dreier Männer - Sänger und Texter Jason Williamson, Soundfrickler Andrew Fearn und Manager Steve Underwood, deren Biografien sie liebevoll beleuchtet und verbindet. O-Töne, sowohl von enthusiastischen Fans als auch einigermaßen beeindruckten Kollegen, Konzertausschnitte und private Aufnahmen begleiten den Aufstieg der drei, versuchen sich an Erklärungen über ein Phänomen, das nun schon über ein Jahrzehnt Bestand hat.
Männer in gehobenem Alter, die sich ihrer Wut nicht schämen, sondern diese allabendlich mit unverminderter Energie und maximaler Authentizität in die Clubs bringen, die sich von der riesenhaften Kulisse eines Glastonbury-Festivals zwar gern überwältigen, aber keinesfalls täuschen lassen, die von der Umarmung eines Fans genauso gerührt sind wie von der Unterschrift unterm neuen Plattenvertrag im Hause Rough Trade. "Bunch Of Kunst" zeigt all das und noch mehr in eindrucksvollen, ungefilterten Bildern und Tönen, der Film kommt zusammen mit der Aufnahme eines Konzerts im Berliner SO36, die zuvor schon als separate Pressung erhältlich war. Wer etwas mehr über das Zustandekommen des Projektes erfahren möchte, kann noch einmal unser Interview mit Christine Franz nachlesen.