Bulgarien und seine Behörden – ein kleiner Odyssebericht

Von Bulgarienfranz

Bulgarien und seine Behörden – ein kleiner Odyssebericht

Ein Gastbeitrag von Jette

Zu meiner vollständigen Übersiedelung nach Bulgarien gehörte verständlicherweise auch, dass ich mich adressenmäßig aus Deutschland abgemeldet habe. Nach dt. Gesetz muss man das max. 2 Wochen nach Wohnungsauflösung erledigen. Beim Einwohnermeldeamt ist die Angabe der neuen
Anschrift freiwillig.

Die Prozedur ein Fahrzeug anmelden/ummelden
Das Auto mit dt. Kennzeichen darf man dann innerhalb Deutschlands auch nicht mehr fahren. D.h., ein (rotes) Ausfuhrkennzeichen beantragen sowie für die entspr. Zeit eine Auslandsversicherung abschließen. Die uns bekannte „grüne Karte“ gilt nicht mehr, da sie ja für das alte (deutsche) Kennzeichen gedacht war. Man erhält die Fahrzeugpapiere, Teil I und II, neu. Mich hat das insgesamt 145,00 € gekostet (Ausfuhrkennzeichen, Verwaltungsgebühr und neue Kennzeichen für 4 Wochen. Die alten Dokumente hat man einbehalten. Aber die wollten die bulgarische Behörde (KAT) später sehen. Achtet bitte darauf, dass ein evtl. Austauschmotor in den aktuellen Kfz-Papieren unbedingt vermerkt ist. In Dt. normalerweise nicht erforderlich, aber die Bulgaren wollen das in den Papieren sehen und gleichen auch die Papiere mit der Nummer des Austauschmotors ab. Hat mir große Probleme bereitet, da man unterstellt, dass der Motor gestohlen oder aber leistungsstärker sein könnte.

Lichna-Karta
Bevor Ihr zum „KAT“ mit Eurem Fahrzeug überhaupt vorgelassen werdet, benötigt Ihr die „Lichna-Karte“ (bulgarischer Personalausweis bzw. Identitätskarte). Und die stellt das bulg. Ministerium des Innern (Migrationamt) aus. Sie ist die Grundlage für Euer Leben in Bulgarien (Konto eröffnen, Überweisungen, Behördengänge). Ihr müsst den dt. Personalausweis vorlegen, Formulare ausfüllen (mehrheitlich auf Bulgarisch) sowie die europäische Krankenversicherungskarte (ich verbleibe in der gesetzlichen deutschen Krankenversicherung, die dann hier auch gilt. Allerdings nur mit den Leistungen, die die Bulgaren erhalten). Wichtig hier, dass sie noch mindestens 12 Monate gültig ist, sonst bekommt man keine Lichna. Alles ist darauf ausgerichtet, dass man von dem bulgarischen Staat keine Leistungen in Anspruch nimmt! Solltet Ihr Wohneigentum besitzen, müsst Ihr vorher in einem Notariat vom Original-Kaufvertrag eine beglaubigte Kopie erstellen lassen (hat mich mit Dolmetscherin 40 Euro gekostet). Die gesamte Procedure der Lichna dauert im Normalfall ca. 4 Wochen.

Denkt daran, dass Ihr dann evtl. Euer Auto mit Ausfuhrkennzeichen nicht mehr fahren dürft! Es gibt dann die Möglichkeit, die Lichna über „Express-Abwicklung“ zu bekommen (ca. 150,00 €). Habe ich auf Grund von fam. Terminen in Dt. machen müssen, da ich ja mit dem Auto zurückfahren will. Ich konnte die Lichna nach 1 Woche abholen (vorher langes Anstehen, Papiere abgeben, ab in die Behörden-Fotobox und nach 1 Woche wiederkommen).

Bulgarische Kfz-Zulassungsbehörde
Dann mit der Lichna-Karte und den Fahrzeugdokumenten zum „KAT“. Das ist die bulgar. Kfz-Zulassungsbehörde. Achtung: Bei den Behörden gibt es überall mittags eine 1stündige Mittagspause. Habt Ihr Pech und kommt in dieser Zeit, dann dürft Ihr noch länger warten. Mein noch für 1 Jahr gültiger deutscher TÜV gilt übrigens hier nicht (da für altes dt. Kennzeichen v o r dem roten Ausfuhrkennzeichen). TÜV gibt es hier nur für 12 Monate, dann muss man wieder hin. Also, man schaut sich insbesondere den Motorraum genauestens an und vergleicht u.a. die Motornummer mit der in den Papieren. Und: Man wollte den Nachweis (Kaufvertrag) sehen, dass einem das Auto auch tatsächlich gehört! War mein nächstes Problem, denn den hatte ich für mein 15 Jahre altes Auto nicht mit. Da hilft auch die „Hausfrauenlogik“ mit entsprechender Erklärung nicht, dass man die deutschen Papiere gar nicht ohne diesen Nachweis in Dt. erhalten hätte.

In Bulgarien läuft das anders
Ja ja, die EU ist sooo weit weg; Hauptsache, die Gurken sind innerhalb der EU auf Maß… Dann muss man an den bulgar. Staat eine „Ökosteuer“ bezahlen, je nach Fahrzeugtyp und vor allem -alter. Hat mich für mein Fahrzeug 150 Euro gekostet. Plus die Behördengebühr sowie die neuen Kfz-Kennzeichen/Schilder in Höhe von ca. 30 Euro. Und natürlich müsst Ihr eine bulgarische Haftpflichtversicherung vorher abschließen. Ich habe sie für 1 Jahr abgeschlossen und man kann sie in je 3-Monatsraten bezahlen.

Die erste ist natürlich sofort vor Ort fällig. Gesamt kostet mich diese Versicherung 150 Euro/Jahr. Schadenfreiheit u.ä. gilt hier nichts, es wird nach Typ-Klasse eingeordnet und den von mir angefragten Bonus bei einer Jahresvorauszahlung wurde mit einem freundlichen Lächeln quittiert.

1. Rate sofort in Cash. Die anderen Rate kann man dann per Überweisung zu den entsprechenden Zeitpunkten überweisen. Übrigens: Nehmt überall genügend Bargeld (in Lev) mit, EC- und Kreditkarten scheinen in Bulgarien Fremdwörter zu sein. Nach ca. 6 Stunden (und das gilt als sehr gute Zeit!) bin ich vom KAT mit dem bulg. Kennzeichen weggefahren. Denkt bitte auch daran, schnellstens dann zu einer Tankstelle wg. der Vignette zu fahren, denn alle Maut-Kameras nehmen ja das neue Kennzeichen auf.

Fazit
Alles in allem ist dies nur mein persönlicher Erfahrungsbericht sowie mein Fazit: Trotz russ. und engl. Sprachkenntnisse hätte ich ohne bulgar. Hilfe (sowie kleine „Trinkgelder“ vor Ort) das alles gar nicht bewältigen können bzw. wäre mit meinen Problemen einfach nach Hause geschickt worden.

Damit Ihr es einfacher habt, gebe ich Euch nachstehend und mit gutem Gewissen die Telefonnummer meines Helfers (pensionierter Polizist) weiter:

Name: Doby
Tel.: 00359/884-155092

Kann er nicht helfen, hat er gewiss Kontakte, die Euch weiterhelfen. Also: Anrufen und Fragen kostet nichts! Er bietet auch Übernachtungsmöglichkeiten an. Ihr könnt Euch auf meinen Namen „Jette“ berufen. Dass seine Hilfe nicht gänzlich für umsonst ist, ist verständlich. Ein Mindestmaß an russ./und oder engl. Sprachkenntnissen sind absolut von Vorteil! Für alle Eure Vorhaben wünsche ich Euch Erfolg!

Jette

Danke für diesen Gastbeitrag: Jette
März 2019