Bukarest will am Himmel kratzen

Bukarest will am Himmel kratzenBukarest liegt auf ziemlich flachen Gelände. Die Berge sind weit weg und wenn es da nicht gelegentliche Senken gäbe, könnte man gar nicht erfahren, was ein Höhenunterschied ist. Die Gebäude der Stadt halten sich bei der Höhe auch in Grenzen. Die 10 bis 12-stöckigen Plattenbauten bieten zwar von oben auch schon eine Aussicht auf die Stadt, die aber immer noch sehr begrenzt ist. In den Zeiten des Diktators Nicolae Ceausescu hatten die Baumeister Probleme, wenn das Gebäude eine gewisse Höhe überschreiten sollte. So gab es Ende der siebziger Jahre im Stadtteil Pantelimon einen in die Höhe schießenden Plattenbau zu bewundern, der sich immer mehr dem schiefen Turm von Pisa annäherte und zur Attraktion der Anwohner wurde. Der damals übliche hohe Konsum des Nationalschnapses “Tuica” (rumänische Slivovitz-Version) dürfte die Blicke der Statiker beim Bau getrübt haben. Das Bauwerk musste wieder abgerissen werden.
Das soll jetzt anders werden. Bukarest bekommt einen “Sky Tower”, der bereits im Bau ist und Ende des Jahres fertig werden soll. Der Wolkenkratzer steht im Stadtteil Pipera / Floreasca und soll mit 37 Stockwerken und 137 Meter Höhe das höchste Gebäude der Stadt werden. Vom 324 Meter hohen Eifelturm würde man da immer noch mitleidvoll herunter blicken, für Bukarest ist das aber ein neuer Meilenstein in seiner Baugeschichte. Bleibt nur zu hoffen, dass er auch erdbebensicher gebaut ist, denn für die nächsten Jahre mehren sich wieder die Prognosen eines starken Erdbebens für das südöstliche Rumänien. Hauptnutzer des Gebäudes wird die Raiffeisen Bank sein, die das Projekt auch entwickelt und finanziert hat. Die Raiffeisen Bank Rumänien ist eine Tochter der Raiffeisen Bank International AG in Wien.
Der Turm allein reicht nicht. In unmittelbarer Nähe soll das “Promenada Shopping Center” entstehen, ein modernes Einkaufszentrum mit allem was das Herz des Konsumenten wünscht. Scheinbar gibt es in Bukarest trotz wirtschaftlich schlechter Zeiten immer noch genügend Kaufkraft, um ein weiteres Shopping-Center gewinnbringend installieren zu können.
Die Bukarester sind nur bedingt glücklich über das Bauwerk. In Leserkommentaren wird bemängelt, dass die Baustelle für Lastwagenlärm und Dreck sorgt und die Fußgänger nicht einmal einen Bürgersteig haben, um die Baustelle zu passieren. Ein Kommentator bemängelt, dass die Anlage so gestaltet ist, dass es im Umfeld zu erheblichen Verkehrsstörungen kommen wird. Anderen scheint die Notwendigkeit eines Shopping Centers nicht klar zu sein: “Wir Rumänen sind doch Dummköpfe. Das was die da bauen, soll euch doch nur das wenige Geld, das ihr noch habt, für Nichtigkeiten  aus der Tasche ziehen. Ihr könnt euch bei euren korrupten Politikern bedanken, die euch hier für keinen Gegenwert verkauft haben”.
Informationsquelle
„Sky Tower“ creşte văzând cu ochii: cea mai înaltă clădire din Bucureşti va avea 37 de etaje – Adevarul

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