Bugul: Le baobab fou

Von Literaturleben @literaturleben

Bugul, Ken: Le baobab fou, Paris 2009, 221 S.

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Mit „Le baobab fou“ legte die aus Senegal stammende Schriftstellerin Ken Bugul 1982 ihren Debütroman vor. Der ins Deutsche übertragene Titel lautet „Die Nacht des Baobab“. Mariètou Mbaye Biléoma hat nicht ohne Grund das Pseudonym „Ken Bugul“ für ihre schriftstellerische Tätigkeit gewählt. Es kann symptomatisch für den autobiographischen Roman „Le baobab fou“ stehen, wenn man bedenkt, dass das aus aus der Sprache Wolof hergeleitete Pseudonym „die Unerwünschte“ bedeutet.
Denn der Roman handelt von der Identitätsfindung der noch jungen Ken Bugul, die aus dem Senegal nach Belgien reist und schon am Flughafen mit der fremden Kultur konfrontiert wird. Es folgt eine sehr eindringliche Beschreibung ihrer Zeit in Belgien, die u.a. von Drogenmissbrauch, Prostitution und nicht zuletzt der ständigen Frage „Wer bin ich?“ gekennzeichnet ist. Die Identitätssuche schlägt sich auch in den häufigen Umzügen innerhalb Belgiens nieder, durch die die Hauptprotagonistin immer wieder neuen Personen begegnet und in Abgrenzung zu ihnen, sich/ihre Identität zu verstehen versucht.
Der Roman „Le baobab fou“ gehört zu den ganz wenigen Büchern, die ich mehrfach gelesen habe – zuletzt während der letzten drei Tage. Die Geschichte überzeugt durch eine klare aber metapherreiche Sprache (ich kann allerdings nicht die dt. Übersetzung bewerten), durch die starke Symbolik des Affenbrotbaumes (frz. „le baobab“) und durch eine bewegende, stark autobiographisch geprägte Handlung, die in teilweise recht schonungsloser Weise Fragen des Exotismus und des Rassismus behandelt.