Buddhimus in Tibet – die acht Praxislinien

Von Rangdroldorje

Die Kenntnis von der Natur des Geistes ist der Schlüssel zum Verständnis der Lehren des tantrischen Buddhismus. Jede Tradition zeigt auf ihre Weise dieses Verständnis auf. Gegenwärtig werden in der tibetischen Tradition vier Hauptschulen gezählt – Nyingma, Sakya, Kagyü und Gelug.
Verfolgt man jedoch die Linienentstehung aufgrund der Überlieferungen, so haben sich in Tibet acht Schulen entwickelt, die man in zwei große Gruppen – die Schule der alten Übersetzung und die neuere Übersetzungstradition – einteilen kann. Die acht großen Schulen des tantrischen Buddhismus in Tibet sind die Nyingma, die Kadampa (heute Gelug), die Lamdre (heute Sakya), die Marpa Kagyü, die Shangpa Kagyü (diese ist mittlerweile in die Karma Kagyü Tradition aufgegangen), die Traditionen des Zhije und Chöd (geht auf Padampa Sangye und Machig Labdrön zurück), dann die Jordrug und die Dorje Sumgyi Nyendrub. Diese werden auch als die „acht großen Pfade der Praxislinie“ bezeichnet. Schlussendlich gibt’s dann noch verschiedene Zweigsysteme.
Jede dieser Schulen hat einen etwas eigenen Ansatz der Meditation im Vajrayana. Und jede dieser Schulen überträgt die makellosen Worte des Buddha durch die Tradition der Weisen und Schüler. Die buddhistischen Lehren gelangten hauptsächlich in zwei Perioden nach Tibet. Die erste Übertragungsperiode geschah in der Zeit vom 8. bis zum 9. Jhdt. In dieser Phase wurden zunächst viele buddhistische Schriften der Sutras und Tantras nach Tibet gebracht. Weiters wurden die ersten Mönche ordiniert und die weiße Sangha – die Gemeinschaft der Haushälter (tib., sngags pa) etabliert. Später nach einer Zeit der Unterdrückung der monastischen Tradition, während dieser Zeit bewahrte lediglich die weiße Sangha der Haushälter den Dharma der tantrischen Lehren in Tibet, wurde eine zweite Übertragungswelle initiiert. Die erste, ältere Übersetzungstradition wird Nyingma (rnying ma) genannt und die zweite, die jüngere Tradition ist die Sarma-Tradition (gsar ma).

Nyingma

In der Überlieferung der Nyingma fanden sich in alter Zeit herausragende Lehrer wie Padmasambhava, Yeshe Tsogyal, Shantarakshita, Vairocana, Vimalamitra, Nub Sangye Yeshe, Ma, Nyak und andere. Die Tradition der Nyingma verfolgt ein neunstufiges Entwicklungskonzept bestehend aus den drei Klassen der Sutra-Lehren und den sechs Klassen der Tantra-Lehren. Die Sutra-Fahrzeuge bestehen aus dem Fahrzeug der Hörer (sravaka), dem Fahrzeug der Alleinverwirklicher (Pratyekabuddha) und dem Fahrzeug der Bodhisattvas. Dann gibt es die Fahrzeuge der drei äußeren Tantras bestehend aus Kriyayogatantra, Charyayogatantra und Yogatantra. Die drei Fahrzeuge der inneren Tantras sind Mahayoga, Anuyoga und Atiyoga, wobei das Atiyoga in drei weitere Klassen eingeteilt wird – Geist-Klasse (sems de), Raum-Klasse (klong de) und die Klasse der esoterischen Anweisungen (man ngag de). Diese tantrischen Lehren der Nyingma sind im Nyingma Gyübum – den 100.000 Tantras der Nyingmas – zusammengefasst.
In der Tradition der Nyingma kennt man sowohl die Überlieferung durch die lange oder aufeinanderfolgende Linie der grundsätzlichen Lehren – Kama genannt (bka’ ma) – und die Tradition der esoterischen Schätze, die auch noch bis in unsere heutige Zeit anhält.
Wesentliche tantrische Schriften der Nyingma-Tradition sind das Guhyagarba-Tantra für die Praxis des Mahayoga, das „Netz der magischen Manifestation“, das Sutra „Zusammentreffen der Absichten“, die „zwei Traditionen der Geist-Klasse“, die „18 Tantras von Mutter und Kind“ oder die Schriften von Longchenpa (klong chen mdzod bdun), das Nyingthig Yabzhi, das Vimala Nyingthig, das Khandro Nyingthig u.a.
Bei den Nyingmapas gibt es grundsätzlich eine sehr stark ausgeprägte Gemeinschaft der tantrischen Haushälter (sngags pa) und darüberhinaus neben Samye Ling noch sechs Hauptklöster, in denen die Lehren der Alten Tradition überwiegend praktiziert werden. Diese sind Kathog, Mindrolling, Dorje Drag, Pelyül, Shechen und Dzogchen.

Kadampa / Gelugpa

Diese Linie der Kadampa – später dann in die Linie der Gelugpas aufgegangen – wurde von Jowo Atisha gegründet, der als erster indischer Meister in der zweiten Übersetzungswelle nach Tibet kam, nachdem der tibetische Übersetzer Rinchen Zangpo nach Indien gesandt worden war. Atisha war ein Gelehrter der Klosteruniversität Vikramashila und lehrte in Tibet hauptsächlich die Philosophie des Mittleren Weges (madhyamaka) und die monastische Disziplin des Vinaya. Auf ihn geht ein wesentliches Werk – „Eine Lampe auf dem Pfad zum Erwachen“ – zurück. Darin stellt Atisha erstmals einen Stufenweg auf dem Weg zur Erleuchtung dar. Dies bildet auch heute noch das Entwicklungskonzept in der Tradition der Gelugpas.
Aus der Kadampa-Tradition entwickelten sich drei Linien: 1) die allgemeine grundsätzliche Linie oder „Nagtso Kagyü“, die auf Nagtso Tsultirm Gyalwa zurückgehen und 2) die Alten und 3) Neuen Kadampa. (Letztere sind jedoch nicht ident mit der gegenwärtigen Abspaltung der Gelugpas!) Die Linie der Alten Kadampa wurde von Dromtönpa, dem Hauptschüler Atishas, weitergeführt. Zu ihren Lehrmaterialien zählen hauptsächlich Schriften von Asanga (Stufen des Bodhisattva-Pfades), Maitreya (Schmuck der Mahayana-Sutras) oder Shantideva (Bodhicaryavatara – „Eintritt in den Pfad zur Erleuchtung“). Eine weitere essentielle Übung der Kadampa der Kadampa ist das Geistestraining (lojong), das verschiedene – z.B. Chekawa Yeshe Dorje im 7-Punkte-Geistestraining – entwickelten.
Die Lehren der Kadampa gingen dann in zwei weiteren Linien – der Kamtsang Kagyü Linie und der Gelug-Linie – auf. Die oben erwähnten Neuen Kadampa sind dann jene Linie die heutzutage als Gelug bekannt ist, jener Tradition, die von Tsongkhapa Losang Dragpa begründet wurde und einen großen Fundus an schriftlichen Überlieferungen und tantrischen Lehren hält. Wesentliche Tantras, die heutzutage in der Gelug-Tradition praktiziert werden, sind das Guhyasamaja-Tantra, das Kalachakra-Tantra, das Chakrasamvara-Tantra, verschiedene Yogini-Tantras etc.
Die Gelug-Tradition verfügt über eine ausgeprägte monastische Linie. Folgende Klöster sind Hauptsitze: Ganden (bei Lhasa), Drepung, Tashilhunpo (Hauptsitz des Panchen Lama), Sera Je, Gyüme und Gyuto.

Lamdre – Sakyapa

Der indische Siddha Virupa praktizierte das Mandala der Nairatmya und erlangte so die Frucht der Realisation der sechsten Bodhisattva-Stufe. Weiters schuf er die Anweisungszyklen für den Pfad und sein Ergebnis – daher „lam dre“ – basierend auf dem Hevajra-Tantra. Die Lehren des Lamdre wurden dann von Drogmi Lotsawa Shakya Yeshe in Tibet verbreitet. Drogmi Lotsawa war überhaupt die primäre Quelle für die weitere Entwicklung des geheimen Mantra in Tibet dar, da sowohl Marpa Lotsawa als auch Gö Lotsawa unter ihm studierten.
Die wichtigsten Lehren der Sakya-Tradition basieren auf dem Hevajra-Tantra und dem Guhyasamaja-Tantra, die von Bari Lotsawa übersetzt wurden. Weiters flossen die Lehren der Älteren Kadampas in die Sakya-Linie ein. Und da Guru Rinpoche einem Mitglied der Khön-Familie die Lehren des Vajrakilaya übertrug, werden diese auch alljährlich dort praktiziert. Weitere Praktiken wie Vajrayogini, die von Naropa übertragen wurden und die Praktiken des Kalachakra-Tantra sind in der Linie vorzufinden.
Das Hauptkloster der Sakya-Tradition ist Pal Sakya in Shigatse. Derzeit hat der gegenwärtige Sakya Trizin seinen Hauptsitz im indischen Dehra Dun. Die Sakya-Tradition gliedert sich in die Khön-, Ngor- und Tshar-Familien. Weitere Unterschulen sind die Bulug, Jonang und Bodong.

Marpa Kagyü

Die Linie der Marpa Kagyü geht auf den indischen Siddha Tilopa zurück. Tilopa hielt eine lange, mündliche Übertragungslinie und eine kurze Linie der direkten Übertragung. Bei der mündlichen Überlieferungslinie erhielt Tilopa von Charyapa die Lehren der Inneren Hitze, von Nagarjuna die Lehren über den Illusionskörper und Klar-Licht, von Lawapa das Traum-Yoga und von der Dakini Sukhasiddhi die Lehren zum Zwischenzustand und zur Bewusstseinsübertragung. Weitere waren noch der mittlere Indrabhuti, der ihm die Lehren der Karmamudra übertrug und Matamgi, der ihm die Lehren des Drongjug vermittelte. Bei der Linie der direkten Überlieferung empfing Tilopa die Lehren direkt von Vajradhara – dem Ausdruck der Buddha-Natur. Vajrayogini vertraute ihm die Zyklen der Drei Juwelen der geflüsterten Linie an.
Der Schüler von Tilopa war der große Gelehrte Naropa, der nach langem Studium der Schriften sich auf die Suche nach einem Lehrer der Praxislinie machte und diesen in Tilopa fand. Dieser übertrug Naropa die gesamte Bedeutung des geheimen Mantra basierend auf Worten und Symbolen.
Der Schüler von Naropa war Marpa Chökyi Lodrö aus Lhodrag, der dreimal nach Indien reiste. Von ihm erhielt er die Anweisungen, Erklärungen und Ermächtigungen in vielen Tantras wie Hevajra und Guyhasamaja, sowie Chakrasamvara. Von Naropa und Maitripa wurde Marpa Lotsawa als Regent der Buddhas in Tibet ermächtigt, wo er die Traditionen der Erklärungs-Tantras und der Praxislinie hielt.
Marpa hatte unzählige Schüler und so gingen vier Hauptschulen hervor: 1) die Vier Säulen; 2) die Rechung Kagyü; 3) die Dagpo Kagyü; und 4) die Khamtsang Kagyü. Der bekannteste Vertreter der Vier Säulen war Milarepa. Die Rechung Kagyü Linie begann mit Rechungpa, dem Herzensschüler von Milarepa. Dieser erhielt von Machig Drupa’i Gyalmo und Tipupa Drime Shenyen die Essenz der Anweisungen des Herzschatzes. Der Schatz der geflüsterten Linie wurde Gyalwa Khyung Tsangpa an Machig Angjo weitergegeben, die wiederum dies an Drogön Tsangpa Gyare übertrug, der die Drugpa Kagyü gründete.
Die Dagpo Kagyü entstanden von Milarepas Herzenssohn Gampopa. Bei Gampopa verbanden sich die Lehren der Kadampa. Dieser unterrichtete seinen Schülern die Lamrim-Lehren der Kadampa sowie die meditative Versenkung der Sutra-Tradition, die Lehren der Mahamudra.
Vier große Schulen entstanden durch seine vier Hauptschüler. Die Barom Kagyü entstanden durch Barom Darma Wangchug, die Phagdru Kagyü durch Phagmo Drupa Dorje Gyalpo, die Khamtsang Kagyü durch Khampa Use bzw. Dusum Khyenpa, die Tsalpa Kagyü durch Zhang Tsalpa Tsöndru Dragpa.
Weiters entstanden noch acht kleiner oder spätere Linien von Phagmo Drupa. Diese sind die Drikung Kagyü durch Jigten Sumgön, die Taglung Kagyü durch Tangpa Tashi Palwa, die Tropu Kagyü durch Drogön Gyaltsa, die Lingre Kagyü durch Lingre Padma Dorje, die Martsang Kagyü dur Chöje Marpa Druptob, die Yelpa Kagyü durch Yelpa Yeshe Tseg, die Yazang Kagyü durch Zarwa Yeshe Senge und die Shugseb Kagyü durch Nyiphu Gyergom Chenpo.
Im Laufe der Zeit sind viele dieser Schulen ausgestorben bzw. deren Lehren von anderen Kagyü Schulen aufgenommen worden. Heutzutage kennt man die Karma Kagyü, die Drikung Kagyü, die Drugpa Kagyü und die Taglung Kagyü.
In den Schulen der Kagyü werden die Praxislinien der Vier Yogas der Mahamudra wie auch der Essenz-Mahamudra gehalten. Zusätzlich werden in einigen Schulen wie den Nedo Kagyü, die ein Zweig der Karma Kagyü sind, die Lehren der Nyingma betont. Hier wird die Tradition des Himmels-Dharmas – Namchö – praktiziert. Auch in der Drikung Kagyü Tradition gibt es ein Terma, das vom Gyalwa Rinchen Phüntshog gehoben wurde – das Yangzab-Terma.
Der Entwicklungsweg gestaltet sich je nach Schule im Detail etwas unterschiedlich, aber der Schwerpunkt liegt dabei immer auf den Lehren der Mahamudra und den Sechs Yogas (oder Dharmas) des Naropa. Die sechs Dharma stellen den Pfad der Methode dar und die Mahamudra bildet den Pfad der Befreiung.

Shangpa Kagyü

Die Tradition der Shangpa Kagyü geht auf Khyungpo Naljor zurück. Dieser erhielt von 160 Gelehrten und Praktizierenden die Quintessenz des Geistes übertragen. Darunter waren die vier Wurzel-Gurus, 13 außergewöhnliche Gurus und die zwei Dakinis Niguma und Sukhasiddhi. Nachdem er die Lehren der Bön und der Nyingma studiert hatte, ging er nach Indien auf der Suche nach tiefgründigen Lehren von Sutra und Tantra. Er verwirklichte das Körpermandala der fünf Gottheiten – Hevajra, Chakrasamvara, Guhyasamaja, Mahamaya und Vajrabhairava. Und da er seinen Hauptsitz in Shang errichtete, wurde seine Linie dann Shangpa genannt.
Die Lehren des Khyungpo Naljor können in drei Klassen eingeteilt werden: Lehrauslegung, Debatte und Praxis. Lediglich aber die Praxisklasse hat bis in die Gegenwart überdauert. Diese kennt man als die fünf Dharma-Zyklen der Goldenen Dharmas der Niguma und Sukhasiddhi und es sind dies die fünf Zyklen der Niguma, der Sukhasiddhi, von Vajrasana, Maitripa und Rahula, plus noch ein paar andere Ansätze.
Khyungpo Naljor hatte fünf bis sechs Hauptschüler. In späterer Zeit waren Thangtong Gyalpo und Jetsün Taranatha große Meister dieser Schule. Und in unserer Zeit war frühere Kalu Rinpoche der Hauptvertreter dieser Tradition.
Ähnlich der Marpa Kagyü Linie gestaltet sich der Entwicklungsweg anhand der Sechs Dharmas der Niguma, die den ersten Zyklus darstellen. Nach den Grundlagen werden die Praktiken der Inneren Hitze, des Illusionskörpers, des Traum-Yoga, des Klar-Lichts, der Bewusstseinsübertragung und des Zwischenzustandes ausgeführt. Schließlich gibt es auch die Lehren der Mahamudra, die den zweiten Zyklus bilden. Dann die drei Integrationen in den Pfad, der dritte Zyklus, die zwei Khecharis, der vierte Zyklus und die Lehren von Körper und Geist über Todlosigkeit und Treffsicherheit als den fünften Zyklus und schließlich von den Anweisungen der Sukhasiddhi und anderen als den sechsten Zyklus.

Zhije und Chöd

Die Praxislinie des Befriedens (zhi byed) entstand in Tibet durch den Meister Padampa Sangye. Ungeachtet der Textquellen dieser Linie scheint es nicht wirklich Praktizierende an dieser Stelle zu geben. Jedoch wird die Nachfolgepraxis – das Chöd (Durchtrennen) – in allen Schulen ausführlich praktiziert.
Die Tradition des Chöd begann bei der tibetischen Yogini Machig Labdrön, auf die die Lehren des Padampa Sangye einen großen Einfluss hatten. Machig Labdrön verband zumindest drei Quellen zu einem einzigartigen System. Sie nahm den Ansatz des Durchtrennens von Aryadeva, von Maitreya und anderen indischen Gelehrten, was ihr von Padampa Sangye gelehrt worden war, dann weiters ihre eigenen Erkenntnisse aus den Lehren der Prajnaparamita-Literatur und schließlich empfing sie Offenbarungen der Tara.
In diesem System werden die vier Maras behandelt. Da gibt es den materiellen Mara, den immateriellen Mara, den Mara der Übertreibung und den Mara der Ichanhaftung. Gerade dieser letzte Mara – der Mara des Festhaltens an einem Ich-Konzept – muss endgültig abgeschnitten werden, da er die Grundlage für die zyklische Existenz darstellt.

Jordrug

Die sechs Zweige des Yoga – Jordrug – stammen vom Kalachakra-Tantra her und dies enthält jene Lehren, die in anderen Tantras wie dem Hevajra-Wurzel-Tantra, dem Chakrasamvara-Tantra, dem Guhyasamaja-Tantra, dem Vajrabhairava-Tantra und dem Netz der magischen Manifestation vorkommen. Diese Zweige enthalten die Lehren der zwei Phasen der höchsten Yogatantras und sind der Gipfel aller Yogas.
Übertragen wurde dies von Person zu Person, von Geist zu Geist über sieben Dharma-Könige beginnend bei Suchandra, den Vajra-Weltenherrschern, bis zu Cilupa, der es den Menschen zugänglich machte. Man kennt 17 Linien des Jordrug.
Der Entwicklungsweg im Yoga der sechs Zweige handelt vom Zurückziehen, der meditativen Stabilität, der Beherrschung der Winde, dem Einbehalten, der Erinnerung bzw. Besinnung, der meditativen Versenkung und anderen ergänzenden Zweigen, sowie von der wechselseitigen Bedingtheit von Ursachen und Ergebnis und den Qualitäten der Erfahrungen und Zeichen.

Dorje Sumgyi Nyendrub

Die Annäherung und Verwirklichung der drei Vajras, wie dieses System genannt wird, sind die esoterischen Anweisungen des Mahasiddha Orgyen Rinchen Pal, die er von Vajrayogini in Person empfing. Diese drei Vajras beziehen sich auf Körper, Rede und Geist der Erleuchtung, die realisiert werden, nachdem die Täuschungen beseitigt sind.
In gewisser Weise korrespondiert dieser Ansatz mit dem Jordrug, da man bei der Annäherung die Zurückziehung und die meditative Stabilität praktiziert, bei der Verwirklichung werden die Kontrolle der Winde und die Einbehaltung praktiziert und in der großen Verwirklichung werden Besinnung und meditative Versenkung praktiziert. Dabei werden die Annäherung des Vajra-Körpers, die Verwirklichung der Vajra-Rede und die große Verwirklichung des Vajra-Geistes praktiziert.

Dieser Überblick über die acht Praxislinien in der tibetischen Tradition wurde vom Ngak’chang Rangdrol Dorje basierend auf den Ausführungen des Jamgon Kongtrul zur Inspiration der Wesen zusammengestellt. Möge es von Nutzen sein!