Buddhaland-Schwachsinn: Shiho oder Deshimarus Dharma-Nachfolge(r)

In einer aktuellen Diskussion im Forum "Buddhaland" haben die üblichen Verdächtigen "Sudhana" (Sogen Ralf Boeck) und "Moosgarten" (alias "bel", Rainer Bilsig etc.) wieder unbeirrbar den üblichen Vereinsmeierkrempel der Sotoshu bemüht, um zu erläutern, dass es keine Linie Taisen Deshimarus gäbe. Dies ist Unsinn. Zum einen ist es falsch, dass Deshimaru kein "shiho", keine Dharma-Übertragung gegeben hätte. Sein Nachfolger heißt Horyu Tamaki (sofern er noch lebt). Auch wenn Deshimaru ihm dieses shiho wegen Fehlbenehmens angeblich entziehen wollte, ist fraglich, ob dies tatsächlich möglich ist oder geschah, da die entsprechenden shiho-Dokumente offenbar nach wie vor bei der AZI lagern. Vor einigen Jahren sprach ich einmal mit zwei Personen über Tamaki, die meinten, er sei nicht mehr im Zen aktiv und würde auch von der Sotoshu nicht mehr geführt, weil dazu offenbar mehrere formale Kriterien nicht erfüllt wurden (Rückmeldung, Beitragszahlungen usf.). Das ändert nichts am Fakt seines shiho. 
Der zweite Fehler beruht auf den Denkkategorien der genannten Sotoshu-Anhänger selbst. In der Geschichte des Zen haben immer wieder Lehrer ihre eigenen Linien begründet, ohne zuvor oder überhaupt je von einem Lehrer einer bestehenden Linie autorisiert worden zu sein (als berühmtes Beispiel wird gern Chinul genannt). Ob diese Linien als solche anerkannt wurden oder Bestand hatten (in der Zen-Welt oder der Wissenschaft) zeigte sich im Laufe der Zeit. Unabhängig von Deshimarus eigener offizieller Einordnung in die Linie Reirin Yamadas (von dem er "nachträglich" shiho erhielt) könnte man also auch seine zeitlich davor liegenden Bemühungen als die Begründung einer eigenen Linie ansehen und die Bestätigung durch Yamada als Bestätigung für diese Linie (auch wenn sich formal Deshimaru im Sinne der Sotoshu damit in Yamadas Linie einordnete). Für Deshimaru-Nachfolger wäre es also keineswegs ungewöhnlich, wenn sie sich in einer Linie Deshimarus sähen. Mir selbst wurde schon von einem Sotoshu-Abt nahe gelegt, doch meine eigene Linie zu begründen. So etwas ist dort also bekannt, wenn auch sicher nicht gern gesehen.
Historisch gibt es ein paar interessante Präzedenzfälle. So sollen auf Qingyuan Xingsi (660-740??) drei Chan(Zen)-Schulen zurückgehen (Caodong/Soto,Yunmen/Unmon, Fayan/Hogen) und in der "Übertragung der Lampe" wird er als Huinengs bedeutsamster Schüler geführt. Das früheste Zeugnis, das von ihm berichtet, ist das "Zutang ji" von Wendeng. Der Buddhologe Albert Welter nimmt jedoch an, dass der Autor Wendeng den Qingyuan nur erfunden hat, um damit sich selbst zu legitimieren. Wie das? Qingyuan soll als Schüler jenen Shitou gehabt haben, der zu Wendengs Lehrer wurde. Shitou war zwar Huinengs Schüler, dieser starb jedoch, als Shitou erst 13 Jahre alt war. So wurde kurzerhand Qingyuan dazwischengeschaltet (erfunden), um Wendeng in eine Linie mit Huineng zu bringen. Von solchem Wert ist also das Liniengefasel historisch betrachtet, und jeder, der sich noch heute darin verstrickt, wirkt auf mich ähnlich hilflos und bürokratisch wie diese Schreiber vor über tausend Jahren.
Den Vogel ab schoss jedoch Touzi Yiging (1032-1083). Als sein Vorgänger wird Dayang Jingxuan geführt - bei dem Touzi jedoch nie übte oder studierte. Tatsächlich erhielt Touzi die Dharma-Übertragung von Fushan Fayuan, der zwar ein Schüler von Dayang war - jedoch nie die Dharma-Übertragung von diesem bekam (sondern in der Linji/Rinzai-Tradition). Mit anderen Worten, wir haben hier einen Caodong/Soto-Meister in eine Linie einsortiert, der tatsächlich seine Übertragung von einem Rinzai-Meister erhielt und den Meister, dessen Dharma-Nachfolger er offiziell sein sollte, nie getroffen hatte!
Es ist also sehr amüsant, heutigen Soto-Adepten dabei zuzuschauen, wie sie sich um Abgrenzung bemühen, wo überhaupt keine möglich ist. Zum einen ist es denkbar, dass jederzeit eine neue Zenlinie entsteht. Zum anderen finden sich in offiziellen Soto-Zenlinien von nicht-existenten Meistern bis hin zu Rinazi-Meistern die kuriosesten Beispiele, von denen manche sogar in einer Linie mit jemandem stehen, den sie offenbar nicht mal zu Gesicht bekamen (was man von Deshimaru in Bezug auf Sawaki nun nicht behaupten kann). Dieses ganze Getue ist also nicht nur aus sachlicher Sicht mehr als fragwürdig, sondern auch aus rein pragmatischer. 
Ich habe kürzlich das Buch "Embracing Mind" mit Reden Kobun Chino Roshis gelesen, nicht zuletzt, weil ich auf der Suche nach brauchbarem neuen Zenmaterial für Übersetzungen bin. Das Buch war jedoch, angesichts weniger Zitate, die ich von Kobun kannte und die mich zum Kauf bewegt hatten, dann eine herbe Enttäuschung. Kobun Chino war einst Priester im Eiheiji und wurde von Shunryu Suzuki in die USA eingeladen, wo er später einen eigenen Tempel gründete. Kobun hat zwar Nachfolger ernannt (etwa Vanja Palmers). Was ihn dazu berechtigte, ist mir jedoch unklar, da ich nicht weiß, wer Kobun je das shiho gab, und die Webseiten über ihn sich darüber ausschweigen. Jedenfalls wird gern als einer von Kobuns wichtigsten Lehrern Kodo Sawaki erwähnt. Insofern ist er mit Deshimaru vergleichbar. Allein bei der Lektüre der Hinterlassenschaften beider erschließt sich der große Unterschied, und von daher ist es unabdingbar, dass man sich selbst die Fähigkeiten erwirbt, diesen Unterschied erkennen zu können. Dann versteht man auch, wer - und mit welcher Kraft - in wessen "Nachfolge" oder "Linie" praktiziert und wer nicht, und muss sich das nicht von irgendeinem Verein sagen lassen. 
Die eigentliche Ironie der Geschichte liegt jedoch darin, dass "Sudhana", der den Fall im "Buddhaland"-Forum gerne aufklären möchte, bevorzugt bei einem Lehrer praktiziert hat, der sich in der "Dharma-Nachfolge" von Kobun Chino sieht ...


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