Buddha-Natur, oder… was Reis und Geist gemeinsam haben

buddha-naturVon der Buddha-Natur und ein bisschen mehr

Ein Kommentar von Dzongsar Khyentse Rinpoche zum Uttaratantrashastra von Maitreya

„Wenn die Wissenden eine vollständige und friedliche Statue aus Gold gegossen sehen, die noch in ihrer Form ist und äußerlich wie Ton aussieht, würden sie die äußere Hülle entfernen, um das Gold zu reinigen, das innen ist.“

Wie Maitreya in seinen Gebeten sagt: „Alles, was wir sagen – selbst Aussagen über Ethik und Moral – sollten stets von Weisheit begleitet sein oder auf Weisheit beruhen.“ Eben erst durch Weisheit werden unsere Handlungen zu befreienden Handlungen. Also sieht man, dass Weisheit das Wichtigste im Buddhismus ist.
Dzongsar Khyentse Rinpoche meint dazu: „…moralische Handlungen müssen immer auf Weisheit beruhen. Was genau ist diese wichtige Weisheit, von der wir reden? Wir können sie in einem gewissen Umfang intellektuell begreifen, aber wahrhafte Erkenntnis oder wahrhaftes Erlangen dieser Weisheit tritt nur als Ergebnis der Ansammlung von Verdienst und der Reinigung von Verblendungen ein.“
Wie kann man das nun verstehen? Zum Beispiel durch das Studium des „Uttaratantrashastra“, das von der Buddha-Natur handelt.
Und Dzongsar Khyentse Rinpoches Belehrungen zum Uttaratantrashastra sind eben in seiner unvergleichlichen Vortragsweise leicht zu verstehen und mit Beispielen aus dem Alltag gewürzt. Seine Wortwahl ist dabei so locker, modern und dennoch präzise, eben ein echter Genuss! Also werde ich euch hier zunächst einmal einen Einblick in seine Abhandlungen geben und dann am Ende noch etwas Allgemeines und Formales zum Buch berichten.

Leerheit = Form

Da wir in einem kulturellen Rahmen des Westens aufgewachsen sind, kann es sehr leicht geschehen, dass wir Buddha-Natur mit Vorstellungen wie Gott oder Seele oder einer substanziellen Wesensessenz verwechseln. In seiner Darstellung fokussiert Dzongsar Khyentse Rinpoche immer wieder auf den Aspekt „Leerheit ist Form“ und zeigt dabei auf, dass Leerheit und Buddha-Natur verschiedene Ausdrucksformen für ein und dasselbe sind.

Praxiswert

Für Praktizierende ist dieses Werk auch deshalb so bedeutsam, da es genau erklärt, welchen Wert Verdienstansammlung und das Beseitigen von Verblendungen haben. Weiters bietet es eine Sicherheit, nicht in die Extreme eines Ewigkeitsglaubens bzw. eines Nichtigkeitsglaubens abzugleiten. Außerdem geht Dzongsar Khyentse Rinpoche auf Fragen ein, die für Praktizierende wichtig sind. Wie sich Erleuchtung definiert, was das Ziel des Pfades ist, was sind die Verblendungen, die beseitigt werden müssen und wer ist derjenige, der auf dem Pfad vorankommt. Alle diese Aspekte erklärt Rinpoche eingehend, sodass Praktizierende für ihre Meditation und ihren Alltag daraus schöpfen können.

„Wir sprachen davon, wie man Reissamen sät, darauffolgend ein Reisspross wächst und am Ende hat man Reiskörner. Nun, dieses dralwey dreybu, das Ergebnis von Befreiung oder Beseitigung oder wie auch immer, ist bereits verfügbar, obwohl wir scheinbar gar nichts beseitigt haben. Der Samen ist bereits vorhanden, du musst ihn noch nicht einmal säen. Du brauchst gewisse Umstände, wie das Pflügen oder den Dünger, aber diese sind eigentlich Teil des Pfades. Sie haben nichts mit dem Reis zu tun. Wenn du Reis isst, isst du keinen Dünger! Aber Dünger hilft. Und das Ergebnis ist Reis. Damit sind wir wieder beim Reis. Diese Kontinuität nennt man kham. Dies ist Tantra, gyü, Kontinuität oder Kontinuum – obwohl da kein Kontinuum ist. Es ist dasselbe.“

Das Höchste Kontinuum

Das Mahayana Uttaratantrashastra von Maitreya, verfasst und verbreitet von Asanga, ist ein Kommentar zu den Lehren, die die dritte Drehung des Dharma-Rades darstellen. Dieser Text ist so bedeutend und gehört zu den sogenannten „13 großen Texten“, die den Kern der Ausbildung vieler buddhistischer Ausbildungsstätten darstellt. In der Kagyü-Tradition stützt man sich neben dem Wurzeltext dabei auf den Kommentar von Jamgon Kongtrul Lodrö Thaye und auch in der Nyingma-Tradition wird dieses Werk ausführlich gelehrt und studiert.
Dzongsar Khyentse Rinpoche lehrte diesen Text bereits 2003 neun Tage und 2004 insgesamt zehn Tage im Centre d’Etudes de Chanteloube in der Dordogne (Frankreich). Das Buch selbst gliedert sich somit recht gut nach diesen Vorträgen und die LeserInnen haben somit die Gelegenheit, direkt an den Unterweisungen teilzuhaben.
Das Uttaratantrashastra besteht aus sieben Vajra-Punkten. Die ersten drei behandeln Buddha, Dharma und Sangha. Der vierte Vajra-Punkt handelt das „Element“ – die Buddha-Natur und von den vier Paradoxien, den zehn Aspekten der Buddha-Natur, der neun Beispiele von Wesen und den Verblendungen. Der fünfte Vajra-Punkt behandelt die Erleuchtung, der sechste die Eigenschaften bzw. Qualitäten mit den zehn Kräften, vier Furchtlosigkeiten und 18 besonderen Eigenschaften. Und der siebte und letzte Vajra-Punkt beschreibt die neun Beispiele von Handlungen des Buddhas.
In seiner unnachahmlichen Rede erklärt Dzongsar Khyentse Rinpoche diese Materie und behandelt am Ende Fragen wie „haben Tiere Buddha-Natur“ oder „haben Pflanzen und Steine Buddha-Natur“, aber auch „wie funktionieren Gebete“ oder „Verunreinigungen, Emotionen & der Ursprung des Leidens“. Besonders interessant ist seine Darlegung über Buddha-Natur und Atman im Hinduismus.
Lange Zeit nur in englischer Sprache verfügbar, hat sich der Verlag Manjugosha-Edition nun entschlossen, nach langer Übersetzungsarbeit, dieses wichtige Buch der Dharma-Literatur, zusammen mit den tibetischen Versen und deren Übersetzung zu veröffentlichen. Möge sein Studium die Erkenntnis der Buddha-Natur fördern!

Erhältlich ist das Buch hier beim Verlag Manjugosha-Edition.


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