Bucketheads – The Bomb (These Sounds Fall Into My Mind) (1994)

Erstellt am 24. Oktober 2024 von Djrewerb

„The second most popular game that we played as children is house", so heißt es im Intro von The Bomb. Einer groovenden Housemusic-Bombe, die Kenny „Dope" Gonzalez geschrieben hat.

Der New Yorker machte - unter anderem mit „Little" Louie Vega als Masters At Work - erstmals in den mittleren 1990er-Jahren von sich Reden. Er produzierte vor allem Vocal-House, der nicht selten einen Disco-Einschlag hatte. Genauso wie bei „The Bomb". Dieser Song war der Durchbruch für Kenny „Dope" Gonzalez. Obwohl es gar nicht so gedacht war.

Schließlich produzierte er die erste Fassung des Songs vor allem, weil im der billige Eurodance-Sound auf den Keks ging. Ausgerechnet in diesen Eurodance-Länder passierte es dann, dass „The Bomb" in die Charts einzog. Und erst über den Umweg fand der Song den Weg zurück in die USA.

Dieser House Klassiker erschien zuerst auf einem Album, das Gonzalez im Jahr 1994 unter seinem Pseudonym „The Bucketheads" herausbrachte. „The Bomb" hat Latin-mäßige Beats, ein typisches Markenzeichen seiner Produktionen.

Während der ersten Takte weisen schiebende Bläser unmissverständlich Richtung Dancefloor. Nach dem Intro folgt dann die �überraschende Wende: ein Disco-Thema und „These sounds fall into my mind"-Vocals ziehen einen in ihren Bann.

Gesampled hat Kenny „Dope" Gonzalez die Vocals beim legendären Lied „Street Player" von Chicago. Also einem Song der Band, die wie die Heimatstadt des Disco-House heißt. Ob das Zufall war? Mit dem discoiden Thema hat „The Bomb" jedenfalls eine deutliche Chicago-Färbung und zwar in House-musikalischer Hinsicht.

Gospel-Intro einer Predigt

Verlassen wir gedanklich kurz das New York des Jahres 1994. 79 Jahre zuvor kommt in Mississippi ein Junge auf die Welt, der 16 Jahre später Pastor wird. Als einer der ersten hat Reverend Clarence LaVaughn Franklin die Idee seine Predigten auf Schallplatte zu veröffentlichen.

Aus diesem Fundus bedienen sich „Green Velvet" und unterlegen in „Preacher Man" die Stimme von C.L. Franklin mit einem hypnotischem Beat. Ein Jahr später wiederum nutzt Kenny „Dope" Gonzalez diese Vocal-Sample als Intro für „The Bomb": „The second most popular game that we played as children is house".

Klingelt bei Gospelmusik und einem Pastor namens Franklin eigentlich etwas bei dir? Verheiratet ist Reverend Franklin mit einer Gospel-Pianistin. Gemeinsam haben sie vier Kinder. Ihr zweitjüngstes Kind nennen sie Aretha, Aretha Franklin. Dieser Ausnahme-Sängerin widme ich später eigene Artikel.

Zurück zu den zwei bekannten Samples aus „The Bomb":

  • Chicago - Street Player (1979)
  • Green Velvet - Preacher Man (1994) bzw. Reverend Clarence LaVaughn Franklin

Herr Gonzalez hatte einen schwerwiegenden Fehler gemacht und die Rechte der Samples nicht geklärt. Nachträglich kostete ihn das angeblich 30.000 Dollar, um die Verwertungsrechte zu bekommen.

Diese Strafe hat er bestimmt verschmerzen können. Denn mit dem Stück chartete Kenny „Dope" Gonzalez in verschiedenen europäischen Ländern. Zum Beispiel in Großbritannien auf Platz fü�nf der Single Charts. In Deutschland erreichte er als Spitzenposition Platz 19. Soweit ich mich erinnere war dies der erste House-Song, der beim HipHop-Jugendsender Jam FM praktisch totgespielt wurde.

Und die Geschichte der Samples geht bis heute munter weiter. Nicola Fasano vs. Pat Rich bedienten sich für „75, Brazil Street" bei „The Bomb". Den gesamten Song wiederum nutzte Pitbull für „I Know You Want Me (Calle Ocho)". Zuletzt legten Tradelove das Disco-Sample von Chicago neu auf und nennen ihre Homage „Street Player".

An dieser Stelle kann ich den Kommunikationswissenschaftler in mir kaum unterdrücken. Ich war mehr als versucht, etwas über House Music als selbstrefenzielles System zu schreiben. Lassen wir das!

Stattdessen noch ein Seitenhieb auf die nervigen Jennifer Aniston-Filme. Wenn du darauf stehst, dann kennst du „The Bomb" aus „Umständlich verliebt" (engl. Titel „The Switch"). Dafür wurde „The Bomb" als Filmmusik lizensiert, ganz ordnungsgemäß und ohne Urheberrechtsklagen.

Bleibt nur die Frage offen, wie hieß das Lieblingsspiel (most popular game), das Reverend Clarence LaVaughn Franklin mit seinen Freunden spielte, als sie Kinder waren. Falls du dich statt mit House-Klassikern mit Kinderspielen der 1920er-Jahr im Staate Mississippi auskennst, dann freue ich mich auf deinen Kommentar.