Der Frosch ist 1 Jahr 7 Monate 3 Wochen und 3 Tage alt
20. Schwangerschaftswoche, 19 Wochen und 1 Tag Schwanger
Wie ihr die Tage sicherlich bemerkt habt, gibt es einen neuen Header bei "Viele Bienchen". Den habe ich allerdings nicht alleine erstellt, sondern eine "alte Bekannte" hat das für mich übernommen.
Nun schreibt ihr Partner Bücher und die Kategorie Lesen hier auf dem Blog ist sowieso etwas vernachlässigt und eingestaubt. So dachten wir, dass es mal Zeit für einen Frühjahrsputz wird und eine Buchvorstellung in Form eines Interviews eine schöne Idee wäre, die Kategorie aufzufrischen.
Wie würdest Du Dich selbst beschreiben?
Ich bin ein hoffnungsloser Träumer. Mehr gibt es da wirklich nicht zu sagen.
Wie bist Du zum Schreiben gekommen?
Schon in der Schule waren meine Aufsätze berüchtigt. Man gab mir einmal drei Vorgaben: Winter – Teich – Schlittschuhe – und ich habe daraus eine solch düstere Gruselgeschichte gemacht, dass die Mädchen geheult haben. Da zeichnete sich der Weg wohl schon ab. Später habe ich Musik gemacht, war Sänger und Songwriter. Irgendwann wurde das Schreiben von Geschichten eine tiefe Leidenschaft. Ohne kann ich nicht mehr leben.
Im August ist Dein Roman Das Lied von Anevay & Robert erschienen. Verrätst Du uns etwas über die Hauptfiguren?
Anevay ist Indianerin, oder wie es im Buch heißt: Eine Territorie. Auf der einen Seite ist sie Weltfremd, denn sie ist recht isoliert aufgewachsen, da ihr Vater sie versteckt hat. Für Anevay aber war das eine normale Kindheit. Auf der anderen Seite ist sie extrem anpassungsfähig. Ihr ganzes Leben ist ein Mysterium, warum sollte der nächste Tag nicht ebenso sein. Anevay beginnt besondere Fähigkeiten zu entwickeln, die ihr selbst als Natürlich erscheinen, also grübelt sie nicht darüber nach, sondern nimmt sie hin. Was sie nicht ahnt, ist, dass sie ein Verhängnis in sich trägt, denn eine verborgene Seite in ihr ist pure Finsternis.
Robert T. Humberstone ist ein englischer Lord. Er ist loyal und ein Patriot. Seit Generationen dient seine Familie dem britischen Königreich und dem Nordischen Feuerbund. Robert ist ein Genie, was er tunlichst nicht in den Vordergrund stellt, denn allzu sehr in das Auge der Königin zu geraten, ist gefährlich. Seit über 1000 Jahren ist er der erste Zauberer der einen Clangeist an seiner Seite hat. Nur hat der Lord gleich drei davon. Noch weiß Robert nicht, was hinter diesem außergewöhnlichen Privileg steckt, er kennt es schlicht nicht anders. Doch mehr und mehr verflechten sich seine Fähigkeiten mit jenen der Clangeister.
Das Buch ist der Beginn der Reihe „The Empires of Stones“ und spielt in einer Welt, die unsere ist und doch wieder nicht. Wie ist die Idee dazu entstanden bzw. wie hast Du diese Welt entwickelt?Als ich mit dem Schreiben in einer ziemlich heftigen Sackgasse hing und mich fragte, was der ganze Kram eigentlich noch soll, da stellte ich mir eine Aufgabe: Ich wollte innerhalb nur einer Woche das Konzept für eine außergewöhnliche Geschichte erfinden, kein hundertstes Sequel von Irgendwas, sondern etwas Neues, Eigenes. Zwei Stunden später war TEOS geboren und der Plot für 6 Bände fertig. Da dachte ich, ok, da will wohl jemand, dass Du Schriftsteller bleiben sollst.Schritt für Schritt habe ich dann die Welt darum herum gebaut. Ich war immer ein Freund der alten Wikingergeschichten, also habe ich den Nordischen Feuerbund erfunden. Und dann kam eine Leidenschaft in mir zum tragen. Ich bin ein Geschichtsfan und ein leidenschaftlicher Was-Wäre-Wenn-Frager. Als Hannibal mit seinem Heer über die Alpen zog, um Italien anzugreifen marschierte er niemals auf Rom selbst. Warum nicht? Was wäre gewesen, wenn er es getan hätte? Was wäre gewesen wenn Cäsar bei Alesia verloren hätte? Würde halb Europa Gälisch sprechen? Wenn das Attentat auf Hitler gelungen wäre, oder andersherum, was wenn er den Krieg gewonnen hätte … Wenn die Ureinwohner Amerikas sich der Eroberung erfolgreich widersetzt hätten, was wäre dann? So viele Kreuzpunkte in unserer Geschichte haben durch fürchterlich kleine Dinge eine andere Richtung genommen. So konnte ich einfach mal Schöpfer spielen und eine Welt erschaffen, die andere Richtungen genommen hat, als unsere heutige. Dennoch sind sie sich sehr ähnlich.
Und ich wollte schon immer mal etwas mit Steampunkelementen schreiben. Weil ich Jules Verne seit meiner Kindheit liebe.
Wenn Du den Roman mit drei Stichworten beschreiben müsstest, welche wären das?Außergewöhnlich. Fantastisch. Überraschend.
Hat Dich während des Schreibens eine bestimmte Musik begleitet oder brauchst Du dazu eher Ruhe?Ich brauche beides. Manche Szenen kann ich nur schreiben, wenn ich die dazu passende Musik höre. Mittlerweile habe ich ein kleines Büchlein voller Musikstücke, die zu bestimmten Szenen passen. Für andere Szenen benötige ich absolute Ruhe, sonst krieg ich keinen Fuß vor den anderen. Da werde ich auch zum zähnefletschenden Wolf, wenn man mich stört.
In Deinen Geschichten spielen Mythen immer eine Rolle, magst Du diese allgemein recht gerne oder bevorzugst Du eine bestimmte Richtung? Vielleicht reizen Dich ja auch einzelne Legenden ganz besonders?Seit ich mich erinnern kann, faszinieren mich Mythen und Legenden. Die meisten Comics arbeiten damit und die habe ich als Kind verschlungen. Später dann der besagte Geschichtsunterricht. Das alte Ägypten, die Azteken … Mich interessiert der Entstehungspunkt daran. Die Quelle der Geschichte. Alles hat einen Ursprung. Schon immer haben mich die Mythen der Ureinwohner begeistert, mit sprechenden Tieren, wandelnden Bergen und heiligen Geistern. Dann kam das keltische Erbe in mir zum tragen, und viele meiner Ideen waren reine Intuition, die sich nachträglich als ziemlich dicht dran erwiesen. Vor tausenden von Jahren haben wir an den Feuern gesessen und den Geschichtenerzählern gelauscht. Dort muss einer meiner Vorfahren munter vor sich hinerzählt haben.
Was ist Dir beim Schreiben wichtig? Was möchtest Du dem Leser vermitteln?Mein einziges Ziel ist es, den Leser zu bannen, ihm einen verborgenen Weg zu schenken, den er noch nicht kennt. Meine Aufgabe ist es dann, ihn an die Hand zu nehmen und zwar auf eine Weise, die ihn neugierig macht. Es soll mir folgen wollen. Aber es ist nie ein einfacher Trampelpfad. Kein Boy meets Girl und fertig. Meine Geschichten sind verschachtelt, man erkennt erst die Zusammenhänge, wenn man das letzte Wort gelesen hat. Das mag zuweilen unbefriedigend sein, der Leser muss Geduld haben, sich fallen lassen können. Am Ende aber wird er es verstehen, so hoffe ich. Nur so kann man wirklich gute Geschichten erzählen.
Die Hauptfigur aus GezeitenZauber, Nilah, ist Veganerin – man spürt jedoch keinen erhobenen Zeigefinger (was bei dem Thema ja leider oft passiert), sondern denkt über ihre und die eigene Einstellung dazu nach. War das von Anfang an so geplant? Wie wichtig ist Dir das Thema bzw. bist Du selbst Veganer?Leider gibt es bei solchen Themen immer nur Schwarz oder Weiß. Das gefällt mir nicht. Das Nilah Veganerin ist, hat auch mit der Geschichte selbst zu tun. Das wird im Folgeband SeelenZauber beschrieben. Es hat mit der Einstellung zu allem Lebendigen zu tun. Die Leser können darüber nachdenken, sich selbst in Nilah spiegeln. Wenn sie sich dabei ein paar Fragen stellen, dann habe ich es gut gemacht.
Es geht darum wie wir das Leben betrachten. Niemand würde seinen geliebten Hund oder seine Katze essen, aber ein Kälbchen, ein Schwein oder eine Kuh, das geht schon in Ordnung? Es gibt ein tolles Buch dazu: Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen – von Melanie Joy. Ich denke, wir haben unsere Menschlichkeit aufgeteilt, obwohl sie ein Ganzes sein sollte.Figuren sind dazu da, um Fragen aufzuwerfen, den Leser an Grenzen zu führen, ihn auf eine Reise mitzunehmen. Wie würde ich entscheiden? Was würde ich tun? Aber Nilah ist auch eine Hommage an meine Freundin. Ich habe noch nie soviel Mitgefühl und Menschlichkeit bei einem Menschen erlebt, die ganz tief aus dem Herzen kommt. Ein Narr der sich davon nicht beeindrucken lassen würde.
Ich selbst bin Vegetarier, der aber auf dem Weg ist.
Deine bisher erschienenen Bücher spielen teilweise in Hamburg und fangen die Atmosphäre meiner Lieblingsstadt wunderbar intensiv ein. Warum Hamburg?In Hamburg tönt es jeden Tag aus dem Radio: Die schönste Stadt der Welt! Ich habe mich vor über 20 Jahren in diese Stadt verliebt. Es wäre ja regelrecht dumm, wenn ich diese hammermäßige Kulisse nicht verwenden würde. Hier ist alles da, was ein Geschichtenerzähler braucht. Ein See mitten in der Stadt, ein Hafen, mehr Brücken als in Venedig, London und Amsterdam zusammen. All die vielen Fleete und Kanäle. Eine ganze Fülle von Schauplätzen. Wie geschaffen für Geschichten.
Was liest Du selbst gern?Ich lese sehr unterschiedliche Bücher. Aber der Schwerpunkt ist schon die Fantasy.
Woran arbeitest Du gerade?SeelenZauber ist jetzt ganz frisch auf dem Markt und die Fortsetzung von TEOS: Das Lied von Schnee & Liebe steht auch schon in den Startlöchern (die Veröffentlichung ist Mitte Februar geplant). Zwar beendet SeelenZauber die Geschichte, aber es nimmt auch die letzten Ereignisse auf und führt sie in eine neue Richtung.
Was kannst Du uns über SeelenZauber verraten?Mit SeelenZauber gehe ich ein gewisses Risiko ein, denn die Geschichte nimmt einen sehr ungewöhnlichen Verlauf. Vorbild dafür war: Alice im Wunderland. Die Rolle der roten Königen (allerdings mehr ein Schatten), übernimmt Nilahs Mutter und die vielen Helfer sind Figuren aus Nilahs Lieblingsromanen. Ich wollte die Verletzlichkeit eines Menschen bis in sein tiefstes Inneres sichtbar machen und mit symbolischen Bildern beschreiben. Das wird einige Leser vielleicht zunächst irritieren, aber es lohnt sich, wie ich finde. Man muss der Geschichten einen gewissen Raum lassen, dann, so denke ich, kann man viel über sich selbst erfahren. Letztlich entscheidet der Leser, ob er diesen Weg mit mir gehen möchte.Zwar lasse ich am Ende die Tür angelehnt, weiß aber noch nicht, ob ich sie wirklich wieder ganz öffnen möchte. Darüber muss ich erst noch eine Weile nachdenken.
Herzlichen Dank für das Interview – ich wünsche Dir viel Erfolg!Nein, ich habe zu danken.
http://www.fantastische-buecherwelt.de/?p=7818
20. Schwangerschaftswoche, 19 Wochen und 1 Tag Schwanger
Wie ihr die Tage sicherlich bemerkt habt, gibt es einen neuen Header bei "Viele Bienchen". Den habe ich allerdings nicht alleine erstellt, sondern eine "alte Bekannte" hat das für mich übernommen.
Nun schreibt ihr Partner Bücher und die Kategorie Lesen hier auf dem Blog ist sowieso etwas vernachlässigt und eingestaubt. So dachten wir, dass es mal Zeit für einen Frühjahrsputz wird und eine Buchvorstellung in Form eines Interviews eine schöne Idee wäre, die Kategorie aufzufrischen.
Wie würdest Du Dich selbst beschreiben?
Ich bin ein hoffnungsloser Träumer. Mehr gibt es da wirklich nicht zu sagen.
Wie bist Du zum Schreiben gekommen?
Schon in der Schule waren meine Aufsätze berüchtigt. Man gab mir einmal drei Vorgaben: Winter – Teich – Schlittschuhe – und ich habe daraus eine solch düstere Gruselgeschichte gemacht, dass die Mädchen geheult haben. Da zeichnete sich der Weg wohl schon ab. Später habe ich Musik gemacht, war Sänger und Songwriter. Irgendwann wurde das Schreiben von Geschichten eine tiefe Leidenschaft. Ohne kann ich nicht mehr leben.
Im August ist Dein Roman Das Lied von Anevay & Robert erschienen. Verrätst Du uns etwas über die Hauptfiguren?
Anevay ist Indianerin, oder wie es im Buch heißt: Eine Territorie. Auf der einen Seite ist sie Weltfremd, denn sie ist recht isoliert aufgewachsen, da ihr Vater sie versteckt hat. Für Anevay aber war das eine normale Kindheit. Auf der anderen Seite ist sie extrem anpassungsfähig. Ihr ganzes Leben ist ein Mysterium, warum sollte der nächste Tag nicht ebenso sein. Anevay beginnt besondere Fähigkeiten zu entwickeln, die ihr selbst als Natürlich erscheinen, also grübelt sie nicht darüber nach, sondern nimmt sie hin. Was sie nicht ahnt, ist, dass sie ein Verhängnis in sich trägt, denn eine verborgene Seite in ihr ist pure Finsternis.
Robert T. Humberstone ist ein englischer Lord. Er ist loyal und ein Patriot. Seit Generationen dient seine Familie dem britischen Königreich und dem Nordischen Feuerbund. Robert ist ein Genie, was er tunlichst nicht in den Vordergrund stellt, denn allzu sehr in das Auge der Königin zu geraten, ist gefährlich. Seit über 1000 Jahren ist er der erste Zauberer der einen Clangeist an seiner Seite hat. Nur hat der Lord gleich drei davon. Noch weiß Robert nicht, was hinter diesem außergewöhnlichen Privileg steckt, er kennt es schlicht nicht anders. Doch mehr und mehr verflechten sich seine Fähigkeiten mit jenen der Clangeister.
Das Buch ist der Beginn der Reihe „The Empires of Stones“ und spielt in einer Welt, die unsere ist und doch wieder nicht. Wie ist die Idee dazu entstanden bzw. wie hast Du diese Welt entwickelt?Als ich mit dem Schreiben in einer ziemlich heftigen Sackgasse hing und mich fragte, was der ganze Kram eigentlich noch soll, da stellte ich mir eine Aufgabe: Ich wollte innerhalb nur einer Woche das Konzept für eine außergewöhnliche Geschichte erfinden, kein hundertstes Sequel von Irgendwas, sondern etwas Neues, Eigenes. Zwei Stunden später war TEOS geboren und der Plot für 6 Bände fertig. Da dachte ich, ok, da will wohl jemand, dass Du Schriftsteller bleiben sollst.Schritt für Schritt habe ich dann die Welt darum herum gebaut. Ich war immer ein Freund der alten Wikingergeschichten, also habe ich den Nordischen Feuerbund erfunden. Und dann kam eine Leidenschaft in mir zum tragen. Ich bin ein Geschichtsfan und ein leidenschaftlicher Was-Wäre-Wenn-Frager. Als Hannibal mit seinem Heer über die Alpen zog, um Italien anzugreifen marschierte er niemals auf Rom selbst. Warum nicht? Was wäre gewesen, wenn er es getan hätte? Was wäre gewesen wenn Cäsar bei Alesia verloren hätte? Würde halb Europa Gälisch sprechen? Wenn das Attentat auf Hitler gelungen wäre, oder andersherum, was wenn er den Krieg gewonnen hätte … Wenn die Ureinwohner Amerikas sich der Eroberung erfolgreich widersetzt hätten, was wäre dann? So viele Kreuzpunkte in unserer Geschichte haben durch fürchterlich kleine Dinge eine andere Richtung genommen. So konnte ich einfach mal Schöpfer spielen und eine Welt erschaffen, die andere Richtungen genommen hat, als unsere heutige. Dennoch sind sie sich sehr ähnlich.
Und ich wollte schon immer mal etwas mit Steampunkelementen schreiben. Weil ich Jules Verne seit meiner Kindheit liebe.
Wenn Du den Roman mit drei Stichworten beschreiben müsstest, welche wären das?Außergewöhnlich. Fantastisch. Überraschend.
Hat Dich während des Schreibens eine bestimmte Musik begleitet oder brauchst Du dazu eher Ruhe?Ich brauche beides. Manche Szenen kann ich nur schreiben, wenn ich die dazu passende Musik höre. Mittlerweile habe ich ein kleines Büchlein voller Musikstücke, die zu bestimmten Szenen passen. Für andere Szenen benötige ich absolute Ruhe, sonst krieg ich keinen Fuß vor den anderen. Da werde ich auch zum zähnefletschenden Wolf, wenn man mich stört.
In Deinen Geschichten spielen Mythen immer eine Rolle, magst Du diese allgemein recht gerne oder bevorzugst Du eine bestimmte Richtung? Vielleicht reizen Dich ja auch einzelne Legenden ganz besonders?Seit ich mich erinnern kann, faszinieren mich Mythen und Legenden. Die meisten Comics arbeiten damit und die habe ich als Kind verschlungen. Später dann der besagte Geschichtsunterricht. Das alte Ägypten, die Azteken … Mich interessiert der Entstehungspunkt daran. Die Quelle der Geschichte. Alles hat einen Ursprung. Schon immer haben mich die Mythen der Ureinwohner begeistert, mit sprechenden Tieren, wandelnden Bergen und heiligen Geistern. Dann kam das keltische Erbe in mir zum tragen, und viele meiner Ideen waren reine Intuition, die sich nachträglich als ziemlich dicht dran erwiesen. Vor tausenden von Jahren haben wir an den Feuern gesessen und den Geschichtenerzählern gelauscht. Dort muss einer meiner Vorfahren munter vor sich hinerzählt haben.
Was ist Dir beim Schreiben wichtig? Was möchtest Du dem Leser vermitteln?Mein einziges Ziel ist es, den Leser zu bannen, ihm einen verborgenen Weg zu schenken, den er noch nicht kennt. Meine Aufgabe ist es dann, ihn an die Hand zu nehmen und zwar auf eine Weise, die ihn neugierig macht. Es soll mir folgen wollen. Aber es ist nie ein einfacher Trampelpfad. Kein Boy meets Girl und fertig. Meine Geschichten sind verschachtelt, man erkennt erst die Zusammenhänge, wenn man das letzte Wort gelesen hat. Das mag zuweilen unbefriedigend sein, der Leser muss Geduld haben, sich fallen lassen können. Am Ende aber wird er es verstehen, so hoffe ich. Nur so kann man wirklich gute Geschichten erzählen.
Die Hauptfigur aus GezeitenZauber, Nilah, ist Veganerin – man spürt jedoch keinen erhobenen Zeigefinger (was bei dem Thema ja leider oft passiert), sondern denkt über ihre und die eigene Einstellung dazu nach. War das von Anfang an so geplant? Wie wichtig ist Dir das Thema bzw. bist Du selbst Veganer?Leider gibt es bei solchen Themen immer nur Schwarz oder Weiß. Das gefällt mir nicht. Das Nilah Veganerin ist, hat auch mit der Geschichte selbst zu tun. Das wird im Folgeband SeelenZauber beschrieben. Es hat mit der Einstellung zu allem Lebendigen zu tun. Die Leser können darüber nachdenken, sich selbst in Nilah spiegeln. Wenn sie sich dabei ein paar Fragen stellen, dann habe ich es gut gemacht.
Es geht darum wie wir das Leben betrachten. Niemand würde seinen geliebten Hund oder seine Katze essen, aber ein Kälbchen, ein Schwein oder eine Kuh, das geht schon in Ordnung? Es gibt ein tolles Buch dazu: Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen – von Melanie Joy. Ich denke, wir haben unsere Menschlichkeit aufgeteilt, obwohl sie ein Ganzes sein sollte.Figuren sind dazu da, um Fragen aufzuwerfen, den Leser an Grenzen zu führen, ihn auf eine Reise mitzunehmen. Wie würde ich entscheiden? Was würde ich tun? Aber Nilah ist auch eine Hommage an meine Freundin. Ich habe noch nie soviel Mitgefühl und Menschlichkeit bei einem Menschen erlebt, die ganz tief aus dem Herzen kommt. Ein Narr der sich davon nicht beeindrucken lassen würde.
Ich selbst bin Vegetarier, der aber auf dem Weg ist.
Deine bisher erschienenen Bücher spielen teilweise in Hamburg und fangen die Atmosphäre meiner Lieblingsstadt wunderbar intensiv ein. Warum Hamburg?In Hamburg tönt es jeden Tag aus dem Radio: Die schönste Stadt der Welt! Ich habe mich vor über 20 Jahren in diese Stadt verliebt. Es wäre ja regelrecht dumm, wenn ich diese hammermäßige Kulisse nicht verwenden würde. Hier ist alles da, was ein Geschichtenerzähler braucht. Ein See mitten in der Stadt, ein Hafen, mehr Brücken als in Venedig, London und Amsterdam zusammen. All die vielen Fleete und Kanäle. Eine ganze Fülle von Schauplätzen. Wie geschaffen für Geschichten.
Was liest Du selbst gern?Ich lese sehr unterschiedliche Bücher. Aber der Schwerpunkt ist schon die Fantasy.
Woran arbeitest Du gerade?SeelenZauber ist jetzt ganz frisch auf dem Markt und die Fortsetzung von TEOS: Das Lied von Schnee & Liebe steht auch schon in den Startlöchern (die Veröffentlichung ist Mitte Februar geplant). Zwar beendet SeelenZauber die Geschichte, aber es nimmt auch die letzten Ereignisse auf und führt sie in eine neue Richtung.
Was kannst Du uns über SeelenZauber verraten?Mit SeelenZauber gehe ich ein gewisses Risiko ein, denn die Geschichte nimmt einen sehr ungewöhnlichen Verlauf. Vorbild dafür war: Alice im Wunderland. Die Rolle der roten Königen (allerdings mehr ein Schatten), übernimmt Nilahs Mutter und die vielen Helfer sind Figuren aus Nilahs Lieblingsromanen. Ich wollte die Verletzlichkeit eines Menschen bis in sein tiefstes Inneres sichtbar machen und mit symbolischen Bildern beschreiben. Das wird einige Leser vielleicht zunächst irritieren, aber es lohnt sich, wie ich finde. Man muss der Geschichten einen gewissen Raum lassen, dann, so denke ich, kann man viel über sich selbst erfahren. Letztlich entscheidet der Leser, ob er diesen Weg mit mir gehen möchte.Zwar lasse ich am Ende die Tür angelehnt, weiß aber noch nicht, ob ich sie wirklich wieder ganz öffnen möchte. Darüber muss ich erst noch eine Weile nachdenken.
Herzlichen Dank für das Interview – ich wünsche Dir viel Erfolg!Nein, ich habe zu danken.
http://www.fantastische-buecherwelt.de/?p=7818