Fotografieren ist ein großes Hobby von uns. In jeder freien Minute sind wir draußen im Garten oder in der Natur und probieren Makros, Nebel- oder Nachtaufnahmen... Wir wollen besser werden.
Wo finden wir Informationen?
Da hilft lesen sehr. Wir haben viele Zeitschriften, ob die Nikon-Bibel, ct-fotografie, Foto-Hits oder Die große Fotoschule.... überall erfahren wir Neues und Dinge, die wir ausprobieren müssen. Auch im Internet wirst du schnell fündig, wenn du nach Tipps für Fotografen suchst.
Und dann gibt es da auch Bücher über die Fotografie. Natürlich gibt es eine Vielzahl. Doch das richtige Buch für sich zu finden ist nicht leicht. Dazu brauchst du Input, ob es sich für dich wirklich lohnt, ein Buch zu kaufen. Wir versuchen, dir dabei zu helfen, indem wir beginnen, Foto-Bücher zu rezensieren.
Der Bergverlag Rother bot uns Ende letzten Jahres an, ein Foto-Buch aus ihrem Verlag zu rezensieren. Das Angebot nahmen wir gern an und endlich erscheint unsere erste Rezension.
Bernd Ritschel „Fotografie, Berge - Landschaft - Outdoor - Action"
Erschienen ist dieses Buch in 3. Auflage in eben diesem Bergverlag Rother GmbH, München.
1920 gegründet ist der Verlag bekannt für seine Wanderführer und Bergliteratur. Die Rother Wanderführer sind am bekanntesten, vielleicht hast auch du schon mal einen zwischen den Fingern gehabt.
Nun halten wir das Buch aus der Reihe „Wissen & Praxis" in den Händen.
Der erste Eindruck
Das Buch ist kartoniert, hat 232 Seiten und ist ca. 16 x 32 Zentimeter groß. In der Hand liegt es angenehm, die Seiten sind aus glänzendem Papier, die vielen Fotos im Buch werden dadurch qualitativ sehr gut dargestellt. Insgesamt macht es einen sehr hochwertigen Eindruck.
Als Zweites fällt uns das Vorwort auf. Es ist recht emotional und persönlich, es klingt vertraut. Bernd Ritschel wird darin sogar etwas melancholisch, wenn er an die Schnelligkeit der Entwicklung der Technik denkt.
Es folgt das sehr detaillierte Inhaltsverzeichnis. Dort wird das Buch klar untergliedert und wir fanden genau das sehr angenehm. Als Beispiel hier ein Teil aus Kapitel 3:
3. Ausrüstung
3.1 Was will ich fotografieren?
3.2 Weniger ist oft mehr
3.3 Klassische digitale Kameras
- Kompaktkameras
- Spiegelreflexkameras
- Mittelformat- und Großformatkameras
3.4 Spiegellose Systemkameras
- Moderne Zeiten
- Was darf's denn sein?
- Sony: grandioses Vollformat mit Einschränkungen
- Olympus: kleiner Sensor - großes System
- Fujifilm: kompromisslose Qualität - professionelles System
- Optische Leckerbissen
- Gewicht und Volumen
- Optischer Sucher contra elektronischer Sucher
- Welcher Sucher ist jetzt der bessere?
- Der Joker im Sucher
- Mehr Schärfentiefe
- Und wo liegt der Haken?
- Und wo liegt die Zukunft?
3.5 Objektive
- Das Normalobjektiv
- Autofokus, ja oder nein?
- Festbrennweite oder Zoomobjektiv?
- Konverter
- Makroobjektive
- Tilt- und Shiftobjektiv
So setzt sich das Inhaltsverzeichnis über 5 Seiten fort. Sehr ausführlich, wenn du etwas suchst, dieses Inhaltsverzeichnis zeigt dir, wo du es im Buch findest.
Der Inhalt - verständlich?
In der Einleitung fällt uns der witzige Schreibstil von Bernd Ritschel auf. Er versucht, in Bildern zu sprechen und lässt dabei auch kritische Worte zu. Vor allem beim Thema neue Technik und Ausstattung sagt Ritschel ganz klar: „... weniger ist meist mehr, besonders in der Fototografie."
Bernd Ritschel schreibt sehr verständlich, er beschreibt selbst komplexe Sachverhalte so, dass auch Anfänger es verstehen können. Ein bisschen Hintergrundwissen wird aber schon vorausgesetzt.
Er gibt Tipps, zum Beispiel wie du durch Ändern der Blende eine größere Schärfentiefe erreichst. Dies dürfte für den Profi bekannt sein, für den Anfänger ein wichtiger Tipp.
Nach der Einleitung folgen in Kapitel 2 Grundlagen und Basiswissen. Darin werden Grundbegriffe wie Blende, Verschluss und Verschlusszeit, Beichtung, Abblenden, Schärfentiefe, ISO und ASA, Brennweite und Lichtstärke auf rund 6 Seiten erläutert.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit der Ausrüstung. Hier stellt Bernd Ritschel verschiedene Kameras vor. Er geht dabei auch auf den neuen Trend zu spiegellosen Kameras ein und beschreibt sie genauer. Weiter werden z. B. Objektive, Stative, Blitzgeräte und Filter erklärt. Am Ende des Kapitels dann die Frage: Gibt es eine Idealausrüstung? Hier unterscheidet Ritschel natürlich die verschiedenen Anwedungsgebiete.
Er hat beim Klettern eine leichtere Ausrüstung als in der Landschaftsfotografie. Und an dieser Stelle folgt unser einziger Kritikpunkt. Die Traumausrüstung des Autors in der Landschaftsfotografie mit einer Sony Alpha 7R II und einigen tollen Objektiven (z.B. Zeiss Digaston T* f2,8, 15mm) kostet bei amazon ohne Zubehör wie Metabones-Adapter und Polfilter rund 12.000 Euro. Das ist natürlich für uns unerschwinglich. Auf der einen Seite schreibt Bernd Ritschel viel für Anfänger, spricht diese auch an - aber bei der Ausrüstung sind wir im Profi-Bereich. Das fiel uns auch bei der Vorstellung der Stative auf. Es wird hier ein Stativbaukasten vorgestellt. In den angesprochenen Situationen ist das optimal. Die schwere Ausrüstung wird optimal und stabil gehalten. Aber den Kostenpunkt dürfen wir nicht sehen. Zusammengerchnet kostet ein fertiges Stativ soviel, wie bei uns eine Kamera mit Objektiv...
Bernd Ritschel weiß das. Er erwähnt es selbst bei der Vorstellung seiner Traumausrüstung. Und er möchte nur das empfehlen, was er selbst getestet hat oder kennt. Und damit dreht er unseren Kritikpunkt fast zu einem positiven um. Es wird in diesem Buch nur das beschrieben, wo der Autor auch 100%ig dahinterstehen kann.
Kapitel 4, Digitale Fotografie
Hier finden wir wieder eine Menge Basiswissen, wie zum Beispiel: Der Sensor, Pixel, Auflösung, Farbtiefe, Dateiformate... Auch die Bildbearbeitung behandet er in diesem Kapitel. Hier legt sich Bernd Ritschel nicht auf ein bestimmtes Programm fest, sondern bleibt lieber etwas an der Oberfläche und spricht dadurch Nutzer mehrerer Programme an.
Im Kapitel 5, Technik, Tipps und Tricks wird auf die allgemeine Vorbereitung eingegangen. Ganz banale Fragen wie Hoch- oder Querformat, Vordergrund - Hintergrund, Farben und Belichtung während des Fotografierens wird hier eingegangen.
Und dann folgt endlich im Kapitel 6, ab Seite 149, eines der eigentlichen Titelthemen des Buches: Klassische Bergfotografie.
Hier punktet der Autor natürlich mit seinem Wissen. Seine Erfahrungen teilt er uns mit, er schreibt über Locationsuche, Zeitplan, Allein oder im Pulk und auch über das Wetter. Und genau dabei ist er gnadenlos 😀
Zitat S. 153, 154: „Fotografieren kann man das ganze Jahr über und vor allem bei (fast) jedem Wetter. Bis auf wenige graue Novembertage mit Dauerregen haben jede Jahreszeit und jedes Wetter ihre Reize... Natürlich lässt sich die ganze fotografische Technik leichter und vor allem auch gemütlicher bei schönem Wetter erlernen, wer anschließend jedoch das Ganze in kreative und nicht alltägliche Bilder umsetzen will, dem kann ich nur einen Tipp geben: Raus, raus und nochmals raus in die Berge, und zwar bei jedem Wetter."
Du merkst, dass sich Bernd Ritschel hier einfach wohl fühlt. Es sprudelt grade so aus ihm heraus, so haben wir das Gefühl.
Kapitel 7 beschäftigt sich dann mit dem Thema: Action einfrieren. Die Technik dafür beschreibt er über zweieinhalb Seiten, gespickt mit Beispielbildern. Ein weiterer 5 Seiten langer Punkt in diesem Abschnitt nimmt das Thema Unschärfe und Dynamik durch „Mitziehen" ein. Weiter geht es mit Wandern und Trekking, Ski- und Hochtouren, Steiler Fels und Steiles Eis, Rafting und Canyoning und Mountainbiken. Fazit in diesem Kapitel, vor allem, was das Fokussieren angeht: „... üben, üben, üben...".
Kapitel 8 ist Abenteuer und Reisen gewidmet. Hier geht es vor allem darum, wie sich der Mensch sich an widrige Witterungsverhältnisse anpassen und die Technik dementsprechend vorbereiten kann.
Das 9. und damit letzte in diesem kurzweiligen und interessanten Buch beschäftigt sich mit den Menschen dieser Erde. Hier lesen wir eine rührende Geschichte vom „Schuechter Hermann". Und sehen ein Foto von ihm. Und beneiden Bernd Ritschel ein wenig um diese im Text beschriebenen Gespräche mit Hermann Kuen. Es geht um Menschen, um Gesichter, die der Fotograf festgehalten hat. Die Foto-Beispiele zum Text sind beeindruckend.
Allerdings gibt es beim Fotografieren von Menschen auch immer diese Frage nach Höflichkeit und Respekt dem Fotografierten gegenüber. Darf ich einfach so „den nackten Ureinwohner im Hochland Irian Jayas" ablichten? Mit dieser Frage befasst sich Bernd Ritschel am Ende seines Buches. Und beleuchtet sie von einigen Seiten...
Zu guter Letzt folgen ein paar Fotos von Bernd Ritschel in Aktion Ein Register und das Impressum sind auf den letzten Seiten zu finden.
Fazit:
Das Buch „Fotografie Berge - Landschaft - Outdoor - Action" von Bernd Ritschel zeigt eindrucksvoll die langjährige Erfahrung des Autors.
Die Buch-Qualität ist sehr gut, auch nach zig-maligem Lesen (glaubt uns, wir haben das Buch sehr beansprucht) ist am Einband kaum Verschleiß zu sehen.
Die Aufteilung ist übersichtlich, die Schreibweise verständlich. Uns kommt das Geschriebene sehr authentisch vor, wir lesen ehrliche Aussagen des Autors, die nachvollziehbar sind. Beispiel: teuere Ausrüstung.
Es ist ein komplexes Werk, es werden sowohl Anfänger als auch Profis angesprochen. Diese müssen zwar über die ersten Kapitel fliegen, da dort viel Basis-Wissen vermittelt wird, aber im Anschluss findet gewiss jeder etwas Neues für sich.
Uns hat das Buch sehr gut gefallen und wir werden einiges ausprobieren, vor allem, wenn wir auch endlich mal in die Berge kommen