Martin Walser: Ein fliehendes Pferd – Text und Kommentar
Suhrkamp, 2002
Taschenbuch, 163 Seiten
ISBN: 3518188356
Preis: 6,50 Euro
Zitat:
„Einem fliehenden Pferd kannst du dich nicht in den Weg stellen. Es muss das Gefühl haben, sein Weg bleibt frei. Und: Ein fliehendes Pferd lässt nicht mit sich reden.“
Zum Inhalt:
Helmut Halm, Lehrer an einem renommierten Stuttgarter Gymnasium, und seine Frau Sabine verbringen, wie seit Jahren schon, ihre Ferien am Bodensee. Ein Paar in mittleren Jahren, ein vielleicht wohltuend ereignisloses Leben. Man liest, wandert, schottet sich ab. Diese Ferienidylle wird jäh unterbrochen, als Klaus Buch, ein ehemaliger Mitschüler Halms und dessen junge Frau Helene, Hel genannt, auftauchen.
(Quelle: amazon.de)
Meine Meinung:
Dieses Buch ist Pflichtlektüre für den Deutschunterricht. Ausgesucht habe ich mir das nicht, denn mir war das Buch auf Anhieb unsympathisch. Aber was muss, das muss und so habe ich das Buch inzwischen zwei Mal gelesen. Ich hoffe, dass ich es kein weiteres Mal lesen muss.
Ich habe selten ein Buch mit so viel Wiederwillen gelesen wie dieses. Die beiden Protagonisten, Helmut Halm und Klaus Buch fand ich einfach nur schrecklich. Ihre Art zu reden, ihre Art zu denken, ihre Komplexe – einfach alles ist mir bei diesen beiden verkappten Gestalten auf die Nerven gegangen. Auch Sabine und Hel waren nicht sonderlich besser. Einzig Otto, der Hund von Halms, war mir sympathisch. Die Gespräche, die zwischen den Protagonisten statt gefunden haben und auch die Einblicke in die Gedankenwelt der Vier haben mir Bauchschmerzen bereitet. Mehr als einmal wäre ich am liebsten ins Buch gesprungen, und hätte allen die Meinung gesagt.
Das Buch erschien erstmalig 1978. Der Schreibstil Martin Walsers passt in diese Zeit. Ich hatte jedoch ziemliche Probleme damit und konnte mich erst im zweiten Durchgang in das Buch einlesen. Ich finde das Geschriebene zu langatmig und kann mich nicht wirklich mit dem Schreibstil des Autoren anfreunden.
Die Botschaft, die durch das Buch vermittelt wird gefällt mir sehr gut. Sie erinnert mich etwas an das Gedicht „Im Nebel“ von Hermann Hesse. Alleine durch die vermittelte Botschaft rückt das Buch in meinen Augen in ein völlig neues Licht. Auch die Protagonisten erscheinen für mich in einem neuen Licht und ich kann sie und ihre Handlungen nun wesentlich besser nachvollziehen. Ich glaube, man muss dieses Buch erst zu Ende lesen um es besser verstehen zu können.
Mein Fazit:
Dieses Buch hat die unterschiedlichsten Gefühle in mir ausgelöst. Abscheu, Ekel und am Ende jedoch auch eine gewisse Faszination. Es überrascht mich selbst, dass es mir dann doch verhältnismäßig gut gefallen hat. Es hat sich vom absoluten „Hassbuch“ zu einer tiefsinnigen Lektüre gewandelt. Trotzdem bin ich froh, das Buch nicht mehr lesen zu müssen. Und ich merke auch wieder einmal mehr, dass Klassiker einfach nicht mein Ding sind.
Von mir gibt es 2-3 von 5 Sternchen.
Welches sind eure Bücher, die ihr mit Wiederwillen und Abscheu gelesen habt bzw. lesen musstet und dann doch nicht sooooo schlimm fandet? Haben diese Bücher etwas an eurem Leseverhalten verändert? Seit ihr dadurch manchen Büchern und ihren Charakteren gegenüber vielleicht etwas toleranter geworden?
Liebe Grüße,
Jai