Es gibt sie noch – die Freunde des geschriebenen Wortes, die Wert auf einen festen Einband legen und die sich regelmäßig wie die kleinen Schneekönige und Schneeköniginnen freuen, wenn unterm Tannenbäumchen “richtige” Bücher liegen. Ich gehöre auch dazu. Und auch ich frage mich jedes Jahr, welches ist das passende Buch für meine Foodie-Freunde? Deshalb gibt es hier meine Buchtipps zu Weihnachten* – hochwertige Bücher, in denen man nicht nur einmal blättern will, in die man eintauchen will, am Papier schnuppern, die Bilder bewundern und in den Rezepten versinken.
1 Fergus Henderson – Nose to Tail
Für alle “Ab-und-An-Carnivores”, die gern der Fleischeslust frönen, keine Angst vor Innereien haben und ein Schwein auf Herz und Nieren prüfen wollen. 15 Jahre musste der teutonische Markt auf das Meisterwerk des alten Haudegens Fergus Henderson warten. Bodenständig und durch und durch praktikabel macht uns Henderson mit der “Komplettnutzung” eines Tiers bekannt. Schließlich “sei es unanständig, ein Tier nicht von Kopf bis Fuß zu verwerten”. Recht hat er und so werden alle, die hektische Flecken bei dem Wort Kutteln bekommen, nun eines Besseren belehrt und können ihre Phobie überwinden. Die Fotos sind außergewöhnlich und unterstützen die Aussage des Autors prächtig.
Echtzeit-Verlag, 432 Seiten, 44€
2 Alice Waters – The Art of Simple Food
Für alle “Greenhearts, Geschmacks-Anbeter und Aroma-Fetischisten”, für die grüne Küche und Nachhaltigkeit nicht nur leere Worthülsen sind und die sich von der, zurecht gefeierten, Chez Panisse-Chefin Alice Waters verzaubern lassen wollen. Waters, für die Aroma und Geschmack von Zutaten die Inspiration an sich sind, entführt uns in ihre Gartenküche und überzeugt mit einfachen, überaus schmackhaften Rezepten. Wer bis dahin keinen Küchengarten hatte, der will spätestens dann einen – selbst Michelle Obama konnte es nicht lassen. Waters klingt nicht im mindesten schulmeisterlich, wenn sie darüber spricht, Kindern die Kunst des Essens zu lehren. Nicht nur in jeder Schulküche sollte dieses Buch stehen! Ein Buch für die, die ihren Geschmackssinn weiter entwickeln wollen.
Prestel-Verlag, 436 Seiten, 34,95€
3 Donna Hay – Fresh and Light
Für alle “Diät-Ablehner und Lieber-Leichter-Esser”, die pralle Frische und Vielfalt auf dem Teller wollen, hat die imperiale Kochbuch-Gigantomanin aus Down Under was zu bieten. Donna Hay zeigt neuerlich eine leichte und cleane Küche – ganz wie sie selbst. Hier kommt Abwechslung auf den Teller und die fängt schon beim Frühstück an. Tipps für die Büro-Brotbüchse gibt es genauso wie Ideen für ein köstliches Abendessen. Die Rezepte sind kein Hexenwerk und für die Zutaten muss man nicht erst in 10 Läden. Die Fotografie folgt Hays Stil wiederum meisterlich – sauber, klar, ohne Schnörkel. Ganz das Richtige, wenn nach weihnachtlicher Völlerei der Hosenknopf zu eng sitzt.
Harper Collins, 200 Seiten, 29,99$ – Sprache: Englisch
4 Marianne Kaltenbach – Aus Frankreichs Küchen
Für alle “Frankreich-Mon-Amour-Verfallene”, die französische Küchen-Klassiker mögen und denen beim Klang von Gerichten wie Langouste à la Mode du Pescadou ein Tränchen ins Auge tritt. Marianne Kaltenbach, die eidgenössische Grand Dame der Küchenkunst, hat sich mit diesem Werk selbst ein Denkmal gesetzt. So nachvollziehbar hat bisher keiner und keine in die französische Küche eingeführt. Mit Kaltenbach kann jeder erstklassige Tartes zubereiten, einen kaptialen Loup de Mer auf den Thron heben oder selbst große Tischrunden in mehreren Gängen bewirten. Der Master of Wine Philipp Schwander ergänzt die Rezepte mit Weinempfehlungen und Lorenz Meier sorgt mit seinen Radierungen dafür, dass das Buch zu einem kunstvollen Kleinod wird. Tragisch, dass man von Marianne Kaltenbach keine neuen Werke mehr zu lesen bekommen wird!
Echtzeit-Verlag, 504 Seiten, 48€
5 Holly Herrick – The French Cook - Sauces
Für alle “Escoffier-Verehrer”, für die ein Essen ohne Sauce wie ein Essen ohne Wein ist und die schon immer selbst eine treffliche Beurre Blanc auf den Tisch bringen wollten. Holly Herrick, Elevin der weltberühmten “Le Cordon Bleu” Kochschule in Paris, liefert ein Saucen-Werk par excellence. Die Südstaaten-Lady mit ausgeprägter Frankophilie, zeigt in Teil 1 der Trilogie The French Cook, wie man Brühen, Fonds und kalte Emulsionen herstellt. Klassiker, wie eine gute Sauce Hollandaise oder Béchamel bleiben kein Geheimnis mehr. Unterhaltsam und zugänglich erzählt Herrick nebenbei von ihrer Zeit in Frankreich und man kommt nicht umhin, ein bisschen an Julia Child zu denken. Die Nachfolger Cream Puffs & Eclairs und Soups & Stews sind ebenfalls schon erhältlich. Bisher nur in Englisch, aber leicht verständlich und nachvollziehbar.
Gibbs Smith Pub, 128 Seiten, ca. 17€
* Die Bücher wurden mir zur Rezension durch die Verlage zur Verfügung gestellt, meine Meinung bleibt davon unbeeinflusst.