Just in Indien erschienen: Red on Silver. Naxalites in Cinema. Herausgegeben ist der Band von Dr. Pradip Basur, der diese Tage zum Professor für Politikwissenschaften an der University of Calcutta berufen wurde.
Der rund 460-seitige englischsprachige Band ist bei Setu Prakashani (Kolkatta und Delhi) erschienen. In 27 Einzelbeträgen widmet sich das Buch der (Re-)Präsentation der indischen Guerilla-Maoisten, den Naxalitenim indischen Kino. Auch ich durfte, was eine große Ehre ist, etwas beitragen.
Aufgeteilt sind die Texte nach dem einführenden Überblick von Kanchan Sarkar von der University of British Columbia („Naxalite Movement and Indian Cinema: A Political Analysis“) in die Bereiche „Thematic“, „Historical“, „Particularistic“ und „Comparative“.
Eine kleine Auswahl von enthaltenen Beiträgen:- Binayak Bhattacharya: „The Rebellious Politics and Film Spectatorship: A Note on Bengali Popular Films Now.“- Ananda Das Gupta: „The Naxalite Movement, the Triology of Satyajit Ray and Beyond.“- Debasis Poddar: „Celluloid Narrative of Power-Plunder-Protest Syndrome: An Avant-garde Story of Ray’s ‚Hirak Rajar Deshe‘“- „Film and Naxalism: A Case Study of ‚Haraaron Khwaishein Aisi‘“ von Radhakanta Barik- Sukanta Acharyas „Represeting a Fragmented Society: ‚Hazaar Chaurasi ki Maa‘“- „Filming the Young Brigade“ von Praskanva Sinharay- Amitava Nag: „Reading ‚Red Alert – The War Within‘: A Convenient Reality.“
Das Buch ist deshalb so wertvoll, weil es sich – meines Wissens – als erste und bislang einzige Publikation umfassend, ernsthaft und fundiert mit dem Thema der Leinwandpräsenz von Naxalismus und der von ihm ausgehende oder gegen ihn angewandte (Gegen-) Gewalt befasst. Dabei stellt allein schon die einfachste Verweisfunktion von Red on Silver eine kostbare Ressource dar: Zumindest als Nicht-Inder, zumal „Westler“, hätte man nach Filmen bzw. Filmtiteln wie ANKUR (1974) und NISHANT (1975) von Shyam Benegal, GRIHAYUDDHA (1982) von Buddhadeb Dasgupta oder HERBERT (2006) von Suman Mukhopadhyay neben Mrinal Sens Filme INTERVIEW (1970), CALCUTTA 71 (1972) und PADATIK (1973) sowie zwei Teile von Satyajit Rays Kalkutta-Trilogie PRATIDWANDI (1970) und SEEMABADDHA (1971) unter dem Gesichtspunkt der (konter-) sozialrevolutionären Krisen und Konfrontationen lange und oftmals sicher ergebnislos suchen können.
Einen großen Wermutstropfen gibt es allerdings: Red on Silver. Naxalites in Cinema ist wie die meisten indischen Publikationen nicht in Deutschland erhältlich, und auch globale Unternehmen wie Amazon tun sich dahin gehend schwer, insbesondere in puncto Fachbüchern, diese unsichtbare Ost-West-Schranke zu überwinden.
Pradip Basu (Hg.): Red on Silver. Naxalites in Cinema. Kolkatta / Delhi: Setu Prakashani. ca. 460 Seiten, ISBN: 978-93-80677-22-4. Erschienen im März 2012.
Bernd Zywietz