Laurie Penny: Fleischmarkt. Nautilus Flugschrift
Äußerlich wirkt das dünne Buch fast langweilig. Schwarz mit Knallpink, eine große Lücke unter dem Autorennamen. Doch die 125 Seiten haben es in sich. Es ist kein Buch, das man einfach liest und dann beiseite legt. Es liefert jeder Frau, die bis zum Ende durchhält, mehr Stoff zum Grübeln als vielen lieb ist.
Laurie Penny lässt Dampf ab, spricht aus, woran so manche Frau niemals laut zu denken gewagt hätte und versucht, der im Sand des Schönheitswahns stecken gebliebenen Frauenbewegung wieder neuen Schwung zu geben.
Wie der Titel verrät geht es um den Körper als Ware und darum, welche teils grausamen, teils abstrusen Züge dieser Fleischmarkt inzwischen eingenommen hat. Dabei lässt sie kein heikles Thema aus, weder die Prostitution noch die Frau als unbezahlte, häufig von Familie und leider auch vom Staat nicht wertgeschätzte häusliche Arbeitskraft.
Was hat der Aufschrei einer jungen, zornigen Feministin mit dem Thema meines Blogs zu tun? Das Kapitel „Raum einnehmen“ dreht sich um die hinter der Abscheu versteckte Angst der männlich dominierten Welt vor dem starken weiblichen Körper, der sich traut Platz in dieser Welt zu beanspruchen, der sich nicht einfach zur Seite schubsen lässt, der sich weigert, sich ins Nichts zu hungern, der sich traut zu seinem wahren Alter zu stehen, der seine eigenen Schönheitsregeln aufstellt und darauf pfeift, was die Modekaiser in ihren Anzeigen drucken. Die Angst vor Frauen, die sich darauf besinnen, dass sie Frauen sind, egal ob sie Make up tragen oder nicht, die dafür weder Weight Watchers bezahlen oder einem Chirurgen erlauben an ihren Brüsten herumzuschneiden. Laurie Penny legt den Finger auf den wunden Punkt hinter der ganzen Schönheitsfassade: Warum müssen sich Frauen das Frausein erkaufen? Wir sind von Geburt an weiblich, doch wer nicht mit den Schönheitsanbetern heult, wird als „unweiblich“ abgestempelt. Dabei ist sowas absoluter biologischer Unsinn.
Laurie Penny kennt die Gewichtsdebatte und die Essprobleme vieler Frauen von der anderen Seite. Sie war mit sechzehn Jahren magersüchtig, fand aber aus eigener Entscheidung wieder den Weg aus dem Krankenhaus, wo sie am Tropf gehangen hatte, zurück ins Leben. Dieser sehr persönliche Bezug zum Thema Essstörungen machte mir die junge Autorin sehr sympathisch, auch wenn ich nicht mit all ihren Ansichten im Detail übereinstimme.
Auf jeden Fall ein Buch, das frau gelesen haben sollte.
Laurie Penny
Fleischmarkt
125 Seiten
Edition Nautilus 2012
ISBN-10: 3894017554
ISBN-13: 978-3894017552