Buchtipp: Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn (Teil 2)

Mein allerliebster Erziehungsratgeber ist Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn: Der entspannte Weg durch Trotzphasen. Darüber hatte ich hier schonmal ausführlich geschrieben.

Ich lese viel und auch viele Sachbücher und Ratgeber, gerade zum Thema Kinder, aber aus diesem Bauch konnte ich am meisten für unseren Alltag mitnehmen.

Jetzt bekommt mein Favorit Konkurrenz, denn Danielle Graf und Katja Seide haben eine Fortsetzung geschrieben: Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn: Gelassen durch die Jahre 5 bis 10.

Das neue Buch der beiden kam für mich gerade zur richtigen Zeit, denn die Prinzessin wird in diesem Jahr 5 und ich habe schon seit einer Weile den Eindruck, dass sie mitten in der „Wackelzahn-Pubertät“ steckt.

Im gewohnten Stil kommt der Ratgeber für bedürfnis- und beziehungsorientierte Elternschaft mit viel fundiertem Wissen und verständlichen Erklärungen daher ohne dabei zu belehren oder zu verurteilen. Das gefällt mir ja an den Büchern der beiden Autorinnen am besten: Selbst wenn man es anders macht oder zu irgendetwas eine andere Ansicht hat, hat man nicht das Gefühl, alles falsch zu machen.

Rezension | Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn - Gelassen durch die Jahre 5-10

Bedürfnisorientierte vs autoritative Erziehung

Am Anfang des Buches wird erklärt, was es mit der bedürfnisorientierten Erziehung eigentlich auf sich hat. Die Autorinnen erläutern einige grundsätzliche Unterschiede zur autoritativen Erziehung und gehen auch auf die gängige Kritik an bedürfnisorientiertem Erziehen ein (dass wir Tyrannen heranziehen und dass die Kinder früher leichter zu führen waren).

Das Buch beschäftigt sich im folgenden damit, wie dieser Erziehungsweg aussehen kann, mit Rücksicht auf die Bedürfnisse aller Beteiligten und ohne Verletzungen der kindlichen Integrität.

Auch hier wird wieder herausgestellt, dass hinter jedem auffälligen Verhalten eines Kindes ein Grund steckt: Wenn ein Kind sich in unseren Augen schlecht benimmt, nicht hört oder Mist baut, zeigt es damit immer ein unerfülltes Bedürfnis (wenn auch auf unpassende und oft wenig zielführende Weise).

Bedürfnisse und „in Beziehung“ sein

Das Thema der Bedürfnisse wird näher erläutert, indem die Autorinnen erstmal die wichtigsten Bedürfnisse eines jeden Menschen benennen.

Kinder sind sich mancher dieser Bedürfnisse oft gar nicht direkt bewusst und greifen daher zu ungünstigen Strategien. Das ist auch der Grund, weshalb wir Eltern häufig gar nicht verstehen, was unser Kind mit seinem Verhalten bezwecken möchte.

Bei jedem „Fehlverhalten“ seitens des Kindes lohnt es sich also, zunächst mal zu hinterfragen, welches Bedürfnis dahinter steckt.

Bei der bedürfnisorientierten Erziehung geht es nun darum, die Bedürfnisse aller Familienmitglieder irgendwie unter einen Hut zu bringen, indem man in jeder Situation abwägt, welches Bedürfnis gerade am größten oder schwerwiegendsten ist und versucht, Kompromisse zu finden, die für alle funktionieren.

Das bedeutet, so sagen die Autorinnen auch, dass es keine festgelegten Regeln geben kann, die für alle Familien gelten – also quasi den einen bedürfnisorientierten Weg. Stattdessen müssen die Regeln in jeder Familie sehr individuell und auch oft situationsabhängig festgelegt werden. Beispielsweise muss man nicht zwangsläufig zwei Jahre lang stillen, wenn man bedürfnisorientiert sein möchte – man muss viel mehr so lange oder kurz stillen, wie es für alle Beteiligten passt.

Sehr spannend finde ich auch den Teil über Beziehungen. Hier wird zunächst der Begriff „in Beziehung sein“ näher erläutert bevor es um die 5 Säulen guter Beziehungen geht (die übrigens nicht nur für die Eltern-Kind-Beziehung gelten, sondern für jede Art von Beziehung, was ich auch über das ganze Erziehungsthema hinaus sehr interessant finde).

Verantwortung, Selbstbestimmung und digitale Medien

Katja und Danielle greifen viele Themen und Problematiken auf, die alle Eltern kennen.

Es geht um (Eigen-)Verantwortung, darum, den Kindern „echte“ Aufgaben zu geben und um Selbstbestimmung, auch und gerade beim Thema Essen.

Sehr hilfreich finde ich die Liste von Dingen, die Kinder zwischen 5 und 10 Jahren dürfen sollten und die Tipps für schwierige Esser – davon habe ich nämlich auch einen hier sitzen und bei der Lektüre wieder einmal festgestellt, dass ich mir viel zu viele Gedanken mache.

Das Thema digitale Medien wird auch kurz angeschnitten.

Wenn nicht Strafen, was dann?

Die Autorinnen erklären nicht nur, warum Strafen nicht wirklich zielführend sind, sondern zeigen auch Alternativen auf.

Diesen Teil des Buches finde ich besonders hilfreich, denn genau da liegt mein persönliches Problem: Ich neige oft dazu, die berühmten wenn-dann-Sätze auszupacken, wenn meine Kinder nicht hören („Wenn du jetzt nicht deine Zähne putzt, gibt es gleich keine Gute-Nacht-Geschichte mehr!“). Zwar weiß ich selber, dass das blöd ist und merke auch in den meisten Fällen, dass es kaum eine Wirkung zeigt – aber dennoch weiß ich mir oft nicht anders zu helfen.

Dank diesem Buch habe ich jetzt einige andere Ansätze, die ich in nächster Zeit ausprobieren werde und mit denen ich mich jetzt schon wesentlich wohler fühle.

Rezension | Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn - Gelassen durch die Jahre 5-10

Fazit: Warum dieses Buch genial ist und das nicht nur für Eltern von Kindern zwischen 5 und 10

Neben vielen Fallbeispielen aus dem Alltag mit Kindern gibt es noch Tipps zum Finden von Kompromissen und einen Exkurs ins Thema aktives Zuhören.

Das besondere an dem Buch ist meiner Meinung nach, dass es sich nicht nur auf die Beziehung zwischen Eltern und Kindern anwenden lässt, sondern auf alle Beziehungen. Ich konnte Tipps mitnehmen, die die Beziehung zwischen mir und meinem Mann verbessert haben oder die Beziehung zu anderen Familienmitgliedern und Freunden.

Es geht darum, wie man die Menschen um sich herum besser verstehen und wertschätzen kann und wie man auch in schwierigen Situationen beziehungsorientiert reagieren kann statt Macht zu demonstrieren oder sauer zu sein.

Alles ist sehr detailliert und verständlich erklärt und mit wissenschaftlichen Erkenntnissen untermauert, obwohl es teilweise um sehr komplexe Themengebiete geht.

Wie auch schon beim ersten Buch hatte ich nach der Lektüre das Gefühl, meine Kinder besser zu verstehen.

Buchtipp: Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn (Teil 2)

Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn: Gelassen durch die Jahre 5 bis 10

von Danielle Graf & Katja Seide

Beltz Verlag

ISBN: 978-3-407-86504-5

360 Seiten

16,95€

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