Arthurs Tochter hatte eine tolle Idee: eine Themenwoche, in der möglichst viele Blogger möglichst viele Bücher rund um das Thema “Genuss” rezenzieren. “Jeden Tag ein Buch” lautet das Motto. Jeden Tag werde ich das wohl nicht schaffen, aber hier ist schon mal eines, und womöglich schaffe ich auch noch ein Zweites.
Dorling Kindersley, das ist ist doch der bekannte Verlag, der im Kochbuchsektor mit prominenten Flagschiffen wie Jamie Oliver, Yotam Ottolenghi, Nigella Lawson oder auch Frank Rosin und Steffen Henssler daherkommt.
Nicht so bei diesem Buch – das glänzt nicht durch berühmte Autoren. Es ist eher so, dass man etwas länger suchen muss, um überhaupt auf eine Autorenangabe zu stoßen; ein Umstand, der mich in der Buchhandlung dazu bewogen hätte, das Buch ganz fix wieder ins Regal zurück zu stellen. Es ist ein Themenkochbuch, dass sich mit dem Kochen im Jahreslauf befaßt.
Ich habe seit langen Jahren eine Obst- und Gemüsekiste im Abo. Das spart Aufwand beim Einkauf und zwingt in gesundem Rahmen zum saisonalen Kochen. Machmal allerdings macht sich beim Anblick des Inhalts auch Ratlosigkeit breit: Pastinaken, zum gefühlten 77sten Mal in nur zwei Wochen. Totale Avocado-Schwemme…..und oh je……schon wieder ein Kohlkopf. Was tun damit? Da kommt ein Buch wie die Jahreszeitenküche, bei dem der Schwerpunkt auf saisonales Kochen gelegt wird, gerade recht.
Das Layout kommt frisch, übersichtlich und praktisch daher. Die Rezeptseiten sind teilweise zweispaltig gestaltet. So bringt der Verlag bis zu drei Rezepten auf einer Seite unter, ohne dass das Ganze unübersichtlich wird. Ein Großteil der Rezepte ist bebildert. Die Fotos konzentrieren sich auf das Wesentliche: das Essen. Auf Drumherum wird verzichtet.
Als besonderes Gadet befindet sich auf jeder Doppelseite ein QR-Code. Wer den Code mit seinem Smartphone scannt, bekommt die Zutatenlisten für die Rezepte der Doppeltseite als Einkaufshilfe auf sein Smartphone. Ich habe es ausprobiert – es funktioniert. Allerdings ist das für mich ein netter Gag, aber nichts, das ich nutzen würde. Zum einen würde ich nicht die Rezepte einer ganzen Doppelseite nachkochen, und zum anderen brauche ich auch nicht solche ellenlangen Einkaufslisten, denn Grundzutaten wie Mehl, Öl, Eier oder Gewürze habe ich ohnehin im Haus.
Dann wollen wir mal zum Wesentlichen kommen – wie sieht es mit dem Inhalt aus?
Natürlich sind die Rezepte nach Jahreszeiten gegliedert, wobei Sommer und Herbst jeweils nochmals unterteilt sind. Gut gefallen hat mir, dass die saisonale Betrachtungsweise sich nicht nur auf Obst und Gemüse bezieht, sondern auch Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte einbezieht. Denn natürlich ist im Frühsommer nicht nur Spargelsaison, sondern es gibt auch Schellfisch und Lamm.
Zu jedem Kapitel gibt es eine Übersicht der Lebensmittel, die gerade Saison haben – unterteilt in Dinge, die jetzt am besten schmecken, und solche, die es auch noch gibt. So werden für den Frühsommer Erdbeeren, Spinat und Scholle empfohlen, aber Tomaten gehen auch noch als saisonal durch.
In die Rezeptkapitel eingestreut sind bebilderte Seiten mit Warenkunde für Zutaten, die gerade Hochsaison haben. Hier erfährt man nicht nur Wissenwertes über die Herkunft der Lebensmittel, sondern bekommt auch Tipps zu Einkauf, Verarbeitung und Aufbewahrung. Man erfährt also auch Küchenbasics wie das Häuten von Tomaten oder das Entfernen der Kiemen bei Fischen.
Und die Rezepte? Tausend Stück sind es, und sie decken eine große Bandbreite ab. Natürlich findet man von Vorspeise bis Desserts alle Menuepunkte abgedeckt. Die Kapitel sind nach der Menuefolge geordnet. Auch die Vorratshaltunng kommt nicht zu kurz. Es gibt sehr einfache schnelle Gerichte, aber auch Aufwändigeres, das sich gut für Gäste eignet. Bei den einfachen Alltagsgerichten werden manchmal Fertigprodukte, wie zum Beispiel fertiger Mürbeteig oder Mini-Blinis aus dem Kühlregal verwendet, was nicht so meine Kragenweite ist. Man findet allseits bekannte Gerichte wie Gado Gado oder Bagna càuda, aber auch spannende Neuinterpretationen wie einen Borschtsch mit Tomaten. International stellen die Rezepte eine bunte Mischung von Schweden bis Brasilien dar.
Ich habe einiges nachgekocht, wobei ich mich saisonbedingt hauptsächlich an den Frühsommer- und Frühlingsteil gehalten habe: es gab einen gestürtzten Rhabarber-Ingwer-Kuchen, den ich klasse fand. Auch die Mangold-Crêpes mit Käse kamen gut an, ebenso wie die Spaghetti mit Frühlingsgemüse. Das Schweineragout mich Fenchel und Senf war erfreulich, genau wie die fritierten Kalmare. Und dann gab es noch ein feines Süppchen, das mir ganz besonders gut gefallen hat. Deswegen wird das Rezept in den nächsten Tagen auch verbloggt.
Die von mir getesteten Rezepte waren allesamt gelingsicher. Dennoch scheint es manchmal an Details zu fehlen. Es gibt zum Beispiel ein Rezept für Schwarzwurzelpuffer (merk ich mir für die Saison), in dem steht, dass man die Schwarzwurzeln genauso verarbeiten kann wie Karotten. Verarbeitet werden dann in Stücke geschnittene Schwarzwurzeln – das Schälen wurde wohl vergessen. Auch in anderen Rezepten mangelt es etwas an Details für kochunkundigere Menschen.
Mein Fazit? Die “Jahreszeitenküche” ist ein zweckmäßiges Buch mit alltagstauglichen Gerichten rund um das Küchenjahr.
Vielen Dank an den Verlag Dorling Kindersley, der mit freundlicherweise ein Exemplar zum Rezensieren zur Verfügung gestellt hat.